Erster Testbericht eines Maksutov-Newtons MN-68
Seit einiger Zeit bin ich auf der Suche nach einem Planetengerät. Einiges habe ich mir angeschaut, viele Refraktoren hätten mir gefallen, das meiste davon lag aber weit über meinem Buget. Natürlich ist ein Tak das wahre, aber leider auch dementsprechend teuer.
Mehr durch Zufall stieß ich bei meinem Händler auf den Intes MN68.
Also auspacken, auf die Montierung stellen und raus vor den Laden.
Die ersten äußerlichen Eindrücke:
Das Gerät ist russisch-massiv und mit 11,3 kg nicht unbedingt ein Leichtgewicht. Das gemessene Gewicht bezieht sich auf den Tubus mit Rohrschellen, GP-Schiene, sehr massiver Adapterplatte dazu, den Metall-8x50 (?) Sucher mit Halterung, Auszug mit Zwischenadaptern bis auf 1-1/4“ sowie den Fotoanschluß PiggyPack.
Man sieht bereits, dieses Gerät hat in seiner Grundausstattung schon einiges zu bieten.
Neben der sehr massiven Bauweise fällt optisch (beim Ansehen, nicht Durchsehen) folgendes auf:
Die Verarbeitung lässt nicht auf russisch brutal schließen, sondern auf filigrane Feinarbeit, die ich diesem Gerät nicht angedacht hätte. Nichts wackelt, alles ist sauber verarbeitet mit einigen angenehmen Schmankerln. So ist der Fotoadapter bereits fest angebaut und rastet in 2 gefrästen Nuten mit den beiden Stellschrauben, versehen mit Gummipuffern, ein. Ebenso der Sucher, der mit 2 kleinen Rohrschellen à la Losmandy (auch in der Qualität!), beide mit je 3 kunststoffbewehrten Stellschrauben, daherkommt. Die Justage des Suchers ist damit erheblich besser und genauer als die gewohnten Durchlichtsucher.
Der Tubus besteht aus kräftigem Metall und erscheint recht stoßfest. Man kann beim Transport im Auto seine Sachen einfach daraufwerfen, da passiert nichts. Die Tubusfarbe ist mit einem chremeweiß angenehm und neutral, sauber lackiert. Der Hammer jedoch sind die drehbaren (!) Rohrschellen aus massivem Aluminium, die eine hervorragende Verarbeitungsqualität besitzen. Damit beim Öffnen der Schellen nichts passieren kann, ist der haltende Gegenring auf dem Tubus fest verschraubt. Einmal festgezogen, können die Schellen mittels eines Stellrades so eingestellt werden, dass sich der Tubus von leicht bis schwer verstellen lässt oder ganz fest sitzt. Auch diese Teile sind sehr sauber verarbeitet. Die beiden miteinander verbundenen Schellen haben einen genügend großen Abstand, um den Tubus auf der Montierung ausballancieren zu können, denn das Gegenstück der Rohrschellen ist ja fest auf den Tubus geschraubt und nicht verstellbar.
Der optische Tubus
Gefällt mir ausgezeichnet. 152mm Öffnung, 1200 mm Brennweite, f:8 mit einem 25mm großen Fangspiegel. Der Blick von vorne in das Rohr überzeugt. Sehr viele, gut angeordnete Innenblenden und eine gute Innenschwärzung lassen ihn kontrastreich erscheinen. Der Clou sind 10 zusätzliche Innenblenden im 8mm Abstand gegenüber des Auszugs, eine gut durchdachte Lösung. Einziges Manko: die Schrauben des Suchers und des Auszugs sind blank und leider nicht geschwärzt, das muß ich selbst noch verbessern. Zudem dürften alle Schrauben, die noch in den Tubus ragen, etwas kürzer sein.
Der vordere Teil des Geräts trägt die voll vergütete Korrektorplatte, in der auch der Fangspiegel sitz. Dadurch entfallen die Streben. Rund um die Korrektorplatte ist die Fassung des gut geschwärzten vorderen Abschlusses mit vielen Bohrungen versehen, die ich, solange ich dieses Gerät nur von Fotos her kannte, für „Design“ hielt. – In Wahrheit dienen sie der Be- und Entlüftung des geschlossenen Tubus. Wobei wir bei diesem Thema wären: Die Rückseite des Tubus ist vollständig geschlossen (Metall), mittig, eingelassen im Metallgehäuse sitz der (SAUGENDE !) Lüfter. Warum können das eigentlich weder die Chinesen noch die Taiwanesen?? Der Lüfter ist mit einem Schraubdeckel aus Metall verschlossen, um dem Staub bei der Aufbewahrung und beim Transport keine Chance zu geben. Sinnvoll finde ich.
Am ganzen Gerät befindet sich nicht ein einziges Plastikteil, alles ist aus massivem Metall oder Aluminium gefertigt und macht einen sehr robusten und durchdachten Eindruck.
2. Die Optik am Stern
Der Sterntest, ein erster und kurzer Versuch.
In der Dämmerung, denn dunkel wird es ja derzeit nicht mehr richtig, konnten wir Saturn beobachten. Das Bild überzeugte selbst Wolf-Peter und Stefan Schuchhardt. Trotz mäßigem Seeing und vielen Luftverwirbelungen gelangen einige Beobachtungen in ein paar ruhigen Sekunden. Die Cassini-Teilung war bei 300x (4mm TeleVue Radian) hervorragend zu sehen, unzählige pastellfarbene Streifen auf Saturn.
Jupiter kam zwar noch über den Horizont, war aber nicht unbedingt eine Augenweide und musste ausgelassen werden.
Wega zeigte sich als nadelfeiner Punkt, Epsilon Lyra war wunderbar zu trennen und weitaus besser und schärfer als in meinem SC. Albireo ging dann auch noch, sehr schön die farbliche Trennung, die mir eindeutiger erschien als ich sie bislang kannte.
Danach war 01:00 Uhr und wir begannen, einzupacken, denn die ganzen Geräte mussten je noch aufgeraümt werden, es war ja Tag der offenen Türe.
3. Montierung
Verwendet wurde bei diesem ersten Test die Losmandy G-II, die wohl meine Montierung werden wird. Logischerweise stand der MN-68 auf dieser Montierung mit den kurzen Füßen bombenfest und stabil.
Zuhause angekommen, sattelte ich ihn noch in der Nacht auf meine Vixen GP-DX, für die wir noch am Sonntag eine Schiene angefertigt hatten, da die Bohrungen der Losmandy-Schiene 3“ andere Bohrungen hatte. Ob diese serienmäßig dabei ist, kann ich nicht sagen, da muß ich noch einmal nachfragen.
Überraschenderweise trägt die GP-DX dieses doch mit einem langen Hebel versehene und nicht gerade leichte Teleskop recht gut. Leider war es völlig bewölkt, dass ich dies nicht mehr am Stern testen konnte. Ich denke aber, visuell kann man das dieser Montierung noch zumuten, wenn auch grenzwertig. Schon ein vernünftiges Holzstativ könnte die Sache verbessern, ich besitze leider das große Vixen-Refraktorstativ aus Aluminium, die das ganze doch etwas schwammig machte.
4. Nicht ganz so schön...
sind die blanken Schrauben des Auszugs und des Suchers, die zudem zu weit in den Tubus hineinragen. Der ansich sehr gute Auszug, ähnlich einem kurzbauendem Crayford, besitzt eine Friktionsschraube, mittels derer man die Friktion den Okularen anpassen kann. Leider sind die Scharfstellräder filigran und für meine großen Hände etwas schwierig zu bedienen. Da sie sehr nahe am Tubus sitzen, lassen sich keine größeren anbringen. Dafür ist der gesamte Auszug durchgehend geschwärzt, auch daran hat man gedacht. Da der Auszug sehr kurzbauend ist, benötigt man Verlängerungshülsen. 2 Stück waren bereits dabei, aber für einige meiner Okulare brauche ich noch etwas längere.
Dies ist mein erster Eindruck dieses Geräts, das, so glaube ich, mein endgültiges Planetengerät werden wird. Ich bin von der Verarbeitung und der Optik überzeugt, was die ersten Eindrücke anbelangt. Natürlich kann man nach einer, noch dazu nur halben Nacht unter aufgehelltem Himmel noch nicht viel sagen, aber es lässt sich vielversprechend an.
Mit € 1250.- kann man das Gerät durchaus in Anbetracht der erbrachten mechanischen Qualität als günstig bezeichnen.
Ich denke, der MN-68 kann mit einem gleichgroßen Refraktor abzüglich der Obstruktion gut mithalten, Tests darüber stehen aber noch aus.
Wer Fragen hat, einfach drauf los, viel sagen kann ich derzeit aber natürlich noch nichts, dazu ist das Gerät noch zu jungfräulich und "ofenwarm".
Viele Grüße
Winfried