Beiträge von MartinB im Thema „1.700 EURO gespart welches Teleskop?“

    Hallo Thomas,
    solche oder ähnliche Fragen werden zwar immer wieder gestellt, aber ich finde die ausführliche Beantwortung sehr wichtig, weil dadurch eine Menge Lehrgeld und unnötige Enttäuschungen vermieden werden können.


    Aus deinem Beitrag lese ich heraus, daß Du dich zwar schon durch Lesen informiert hast, aber noch keine praktischen Erfahrungen hast.
    Die bisher genannten konkreten Anregungen scheinen mir halbwegs Sinn zu machen. Der Vorschlag mit der H-EQ5 zeigt allerdings schon deutlich, daß 1700 Euro zwar eine Menge Geld sind, wenn man aber "alles auf einmal" will, für eine vernünftige Ausrüstung immer noch ziemlich knapp.


    GOTO bedeutet, man verwendet einen Großteil seines Geldes dafür, Objekte automatisch zu finden, anstatt dafür, sie gut sehen zu können.


    Eine fototaugliche Montierung mit einem ebensolchen Stativ muß extrem steif sein und sehr präzise arbeiten. Auch das geht zu Lasten des Budgets für die Optik.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Es müsste auch nicht unbedingt gut transportabel sein<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Wie sind die Beobachtungsbedingungen an deinem geplanten Standort?
    In menschlichen Siedlungen ist der Nachthimmel fast immer durch künstliche Lichtquellen so aufgehellt, daß das visuelle Beobachten zumindest bei Deepsky-Objekten kaum oder gar nicht möglich ist. Auch die Resultate beim Fotografieren wären unter diesen Bedingungen nicht so toll, bzw. man muß ein Mehrfaches dessen investieren, was unter gutem Himmel nötig wäre, um gleich gute Aufnahmen zu machen.
    Ich persönlich würde in Mitteleuropa auf Transportabilität meiner Ausrüstung nur verzichten, wenn ich mir eine Almhütte als Sternwarte einrichten könnte.


    Fazit:


    1. Fototauglich, visuell und mit Goto geht für 1700 Euro noch nicht wirklich. Und noch was: Das Goto hilft beim Finden von Objekten, ist aber niemals präzise genug zum Nachführen während der Belichtung. Dazu ist zusätzlich ein Nachführsystem nötig. Wenn Du gute Astrofotos von einzelnen Objekten, d.h. im Primärfokus des Teleskops, nicht nur als Zufallstreffer machen möchtest und das auch noch mit elektronischem Komfort, stell dich auf Einstiegskosten im Bereich 5.000 Euro ein. Man kann auch leicht das 2-3fache davon ausgeben.


    2. Für 1.700 Euro bekommst Du eine einfache Foto-Einstiegsausrüstung ohne Goto, siehe Zusammenstellung weiter oben. Folgende Komponenten müßten zum Fotografieren noch nachgekauft werden:
    - die Kamera (z.B. DSLR für ca. 500-1000 Euro)
    - ein Guiding-System (z.B: Leitrohr, Schellen, Fadenkeuzokular, ab ca. 200 Euro)
    - ein Komakorrektor, damit die Bildecken scharf werden (ab ca. 150 Euro)


    Mit so einem System kann man schon ordentliche Fotos machen, allerdings nur mit viel "Handarbeit".


    Für visuelles Deepsky-Beobachten sind die 6" Öffnung schon geeignet, aber die Objektauswahl und die wahrnehmbaren Details noch begrenzt.


    3. Als Alternative bekommst Du für diese Summe schon ein 12" Teleskop in Dobson-Ausführung mit Zubehör. Wenn Du eine einfache China-Blechröhre nimmst, reicht das Geld vielleicht schon für "digitale Teilkreise" bzw. "Goto mit Muskelmotor".
    Mit 300 mm Öffnung macht das visuelle Beobachten schon richtig Spaß.
    Bei mir jedenfalls ist der anfangs vorhandene Wunsch nach Astrofotos mittlerweile weit in den Hintergrund getreten. Statt dessen ist ein 18" Dobson in Arbeit.


    4. Bevor Du Geld ausgibst, solltest Du unbedingt Amateurastronomie in der Praxis erlebt haben.


    5. Und noch ein Tipp: An deinem Wohnort ist die Firma ICS ansässig. Du solltest dort auf jeden Fall mal vorbeischauen und dich beraten lassen.


    Ich wünsche dir viel Freude beim Einstieg in ein schönes Hobby!


    Gruß,
    Martin