Beiträge von MartinB im Thema „Von Kometen und anderen Himmelsobjekten“

    Hallo Leute,
    klar habe ich letzte Nacht auch 117P/Holmes beobachtet. Echt gigantisch, und das in jedem Gerät vom Fernglas bis zum 24-Zöller! Aber der Berichte dazu sind hier so viele, da brauche ich mich hier nicht auch noch darüber auszubreiten [;)]


    Aber mal der Reihe nach:
    Der Himmel war gestern klar und sollte über Nacht auch so bleiben, aber nicht mehr in den darauffolgenden Nächten. Am nächsten Tag hatte ich Urlaub, und der Mond würde erst gegen Mitternacht stören.
    Also raus zum Beobachten!
    Ein paar Telefonate später stand fest, daß wir uns in den Voralpen auf ca. 1300 m Höhe treffen würden, hoch genug über dem Bodennebel und der feuchten Luft.


    Einige Tage zuvor hatte ich bei meinem Cartes du Ciel 3.0 die Kometendaten aktualisiert. Holmes war natürlich immer noch mit 16.x mag angegeben. Daneben wurden eine Reihe anderer Kometen angezeigt, die im Moment überhaupt nicht besonders in Erscheinung treten. Nun gut, ich druckte ein paar Aufsuchkarten zusätzlich aus.


    Gegen 20:00 Uhr am Beobachtungsplatz angekommen, waren die "Hardcore-Spechtler" Stathis (24"), Friedel (10"?) und Uwe (16") schon da und bereits am Beobachten. Ich stellte meinen 12-Zöller und den kleinen 97mm f/4,4 auf, Gernot und Petra schraubten auch ihren 12er zusammen.


    Es war zunächst leider nicht so dunkel wie an diesem Beobachtungsort üblich, weil die Bewohner der nächsten Hütte ihr herbstliches Ramadama (für Nicht-Bayern: Aufräumaktion) veranstaltet hatten und noch dabei waren, das Holz ihres alten Klohäusls zu verbrennen. Das Feuer brannte dann aber schnell herunter, und die Leute erhaschten währenddessen an unseren Teleskopen einige interessante Blicke auf Holmes&Co.
    Die Luft war klar und trocken, die Milchstraße zeigte sich fast über den ganzen Horizont.
    Das Seeing war zunächst erträglich, verschlechterte sich aber im Lauf des Abends.
    Fast Windstille und Temperaturen noch über 0°C machten das Beobachten zusätzlich angenehm.


    Holmes wurde ausgiebig mit allen Rohren beguckt.
    Ich versuchte mich zum Warmwerden an einigen "Standard"-Objekten, die ich ohne Aufsuchkarte finde. Alle angepeilten Messier-Objekte wie z.B. M27 waren schon im 8x50 Sucher zu sehen.
    NGC891 darf bei mir nie fehlen, wenn sie hoch genug steht. Ich habe sie erst im 12-Zöller beguckt und anschließend sogar im kleinen 4-Zöller bei 9mm/47x gefunden. Das Staubband war in diesem Teleskop natürlich nicht zu sehen.


    Als ich Stathis von meinen mitgebrachten Kometen-Aufsuchkarten erzählte, war er gleich interessiert. Zunächst versuchte ich mich mit seinem Teleskop an


    8P/Tuttle


    Der Komet steht momentan nur ca. 5° vom Polarstern entfernt.
    Selbst im 24" Kyklopas ist er ein ziemlich harter Brocken. Mit dem 32er Okular hangele ich mich zur richtigen Stelle, und im 13er wird der Bereich dann abgescannt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich was gesehen habe, aber Stathis findet das schwache, leicht elongierte Fleckchen zwischen zwei Sternen ca. 14ter Größe. Was für eine Funzel - in meinem Teleskop hätten wir keine Chance gehabt! Näheres wird Stathis hier wohl noch selbst berichten - er hat einfach mehr Erfahrung und kennt sich mit seinem Teleskop besser aus.


    Diesen Kometen solltet Ihr euch für die übernächste Neumondphase vormerken!
    Wie Stathis heute recherchiert hat, wird er zum Jahreswechsel knapp an M33 vorbeiziehen und vielleicht zum ersten Mal seit seiner Entdeckung in den 1850er Jahren visuell sichtbar werden. Siehe kometen.info und earthriseinstitute.org.


    Zwischendrin begebe ich mich zur Entspannung mal an den Südhimmel und nehme mir


    NGC253


    im Cetus vor. Trotz der niedrigen Deklination von -25,3° zeigt sie sich heute wunderbar detailliert, wie ein Riesen-Pfannkuchen schräg von der Seite (ca. 3,5:1), ohne auffälliges Zentrum, aber mit vielen unregelmäßigen Staubstrukturen. Sogar im 4-Zöller ist sie bereits gut zu sehen mit ansatzweise Struktur.


    Inzwischen gibt's bei Stathis eine Hickson- Galaxiengruppe (Nr. 8, glaube ich) zu bewundern, erst im 9er und dann im 7er Nagler. Ziemlich "schwache Funzeln", aber 4 Stück nahe beieinander. In meinem Teleksop versuche ich das gar nicht erst.


    Später hat Uwe im 16"


    Hickson 7 (Cetus)


    eingestellt. All 4 Galaxien sind zu sehen, NGC192 und 196 am leichtesten, NGC201 ist face-on und schon schwieriger, und NGC197 nur ein schwaches Fleckchen. Ich versuche nun, sie im 12-Zöller ebenfalls zu sichten, was auch gelingt. Hier ist NGC197 mit 14,1 mag visuell aber grenzwertig.


    Nun probiere ich


    Hickson 97 (Pisces)


    und sichte erfolgreich die Galaxien a (IC5357, 12,9m) c (IC5356, 14,0m) und d (IC 5351, 13,6m). Die edge-on Galaxie IC5359 mit 14,7m bleibt mir verborgen, ebenso wie PGC72405 mit 16,6m. Uwe sichtet IC5359 aber in meinem Gerät, und in seinem 16" sehe ich sie auch - aber für mich grenzwertig, nur indirekt als ca. 3-4:1 elongierter sehr schwacher Fleck.


    Langsam hellt sich der Himmel im NO etwas auf, und als dann der Mond über den Horizont kommt, wird es schlagartig ziemlich hell am Beobachtungsplatz.
    Die Milchstraße ist aber immer noch vom Zenit bis in den Schwan leicht zu erkennen!
    Stathis hatte die ganze Zeit "im Hintergrund" versucht, den Kometen


    93P/Lovas


    dingfest zu machen, was ihm unmittelbar vor Mondaufgang trotz meiner eher mäßigen Aufsuchkarte auch gelingt.
    Dieser ist deutlich leichter auszumachen als 8P/Tuttle, auch als der Mond schon aufgegeangen ist. Er zeigt sich aber nur als runder diffuser Fleck.


    Nachdem die "große Laterne" das Beobachten nun ziemlich stört, machen sich alle außer Stathis wieder ans Einpacken.
    Ein schöner Beobachtungsabend geht zu Ende.


    Gruß,
    Martin
    [;)]