Hallo,
es war wieder ein tolles HTT, die lange Anreise hat sich wieder einmal gelohnt.
Die Nacht von Donnerstag auf Freitag war komplett klar, allerdings war die Luftfeuchtigkeit extrem und immer wieder zog dünner Bodennebel über den Platz. Zum Glück hatte ich einen Abend vorher meine FS-Heizung zusammen gelötet, denn die Feuchtigkeit bereiteten leider allen große Probleme. Trotzdem war die Transparenz bis fast zum Horizont sehr gut, ich schätze die Grenzgröße ganz grob zu 6m7. Neben einigen Schwätzchen nebenbei gab es so auch wieder viel interessantes zu sehen, wobei wir uns bis auf Stephans Quintett eigentlich nur von Highlights wie Cirrus, Crescent, M 15 und Co. blenden ließen.
Das es in der Nacht von Freitag auf Samstag nach einem bewölkten Beginn gegen 3:00 Uhr auch wieder gut wurde, habe ich leider nicht mehr mitbekommen [;)]
Das absolute Highlight war aber dann wirklich die Nacht von Samstag auf Sonntag. Zwar zog es gegen 1:30 Uhr so langsam mit Cirren zu, aber bis dahin war die Transparenz einfach nur fantastisch gut. Da ich noch nie in den Alpen beobachten konnte, kann ich leider nicht sagen, um wie viel besser es vielleicht dort noch sein mag, aber für mich ist der HTT-Himmel (genau wie letztes Jahr auch schon) der beste, den ich bislang überhaupt gesehen habe!
Der Cirrusnebel im 16"er ist ein Objekt für die halbe Nacht. Den zu zeichnen würde ich mir nicht zutrauen, obwohl die Strukturen wunderbar klar und kontraststark schon mit direktem sehen hervor treten – ich wüsste einfach nicht, wo anzufangen und vor allem, wo aufzuhören wäre. Pickerings Triangular Wisp, der Zentralteil, war direkt zu sehen und voller Struktur. Würde der Wisp ganz alleine stehen, er wäre schon ein Showpiece der Sommermilchstraße!
Die Dunkelhöhlen B 142/143 im Adler waren auch schon mit bloßem Auge als kleines Loch in der Milchstraße zu erkennen, im 16"er mit 1° Gesichtsfeld einfach schon zu groß um gut wirken zu können. Leider habe ich es verpasst, mir diese Staubwolken in kleineren Instrumenten mit größerem Gesichtsfeld anzusehen.
Der Saturnnebel enttäuschte mich ein wenig, da ich den schon bei deutlich besserem seeing erwischt hatte. Aber mit Aufsuchvergrößerung sollte jeder der Besucher, die durch meinen 16"er oder Uwes 12"er beobachtet hatten, die sehr starke Einfärbung gesehen haben.
Wunderbar einfach waren die beiden Spiralarme von NGC 6946 zu erkennen, die an einem Balken mit dezentem Kernbereich ansetzen. Nach kurzer Eingewöhnung hat wirklich jeder die Arme gesehen, die schwach gekrümmt bis weit vom Kern zu verfolgen waren. Höhere Vergrößerung hätte hier ganz sicher weitere Strukturen zum Vorschein gebracht, aber wir waren schon auf dem Sprung zu weiteren Galaxien: M 33 mit knotigen Spiralarmen, M 31 mit zwei Staubbändern (und dahinter wieder nebliges Sterngewimmel!), die Sternwolke NGC 206 in M 31 überdeutlich.
NGC 891 zeigte ein einfaches Staubband und der Vergleich zum unbewaffneten Blick Richtung Cassiopeia, Cepheus, Schwan, Adler und runter zur Schildwolke machte offensichtlich, dass wir für die schönste Edge On Galaxie mit Staubband am Himmel noch nicht einmal durchs Teleskop sehen mussten!
Ich weiß nicht, ob es im geschriebenen Wort dem Leser rüber zu bringen ist, aber der Anblick der Milchstraße unter solchen Bedingungen kann eindrücklicher nicht sein. Wir befanden uns mitten drin, in dieser gewaltigen Scheibe aus Sternen und Gewölk und konnte von den Außenbereichen bis fast ins Zentrum sehen! Dabei kam es mir so vor, als würde ich (durch den Horizont) die eine Hälfte von den besten NGC 891 Aufnahmen mit einem Blatt schwarzen Karton abdecken und die andere Hälfte mit der Lupe betrachten – ein so noch nicht erlebter Eindruck mit Tiefeneffekt, der unter weniger guten Bedingungen so einfach nicht zur Geltung kommen kann.
Überhaupt blieben mir die freisichtigen Erlebnisse am eindrücklichsten in Erinnerung, denn den Gegenschein als leichte Aufhellung und Verbreiterung im diffusen Zodiakalband zu erkennen, in dem mitten drin dann auch noch der weit draußen stehende Uranus zu sehen ist, war ein Anblick, mit dem ich unter einem Flachlandhimmel als letztes gerechnet hätte. Die Ekliptikebene unseres Sonnensystems wurde durch das Zodiakalband nachgezeichnet und wieder befand ich mich in der Beobachterperspektive des inneren Sonnensystems in Richtung äußeres Sonnensystem, nur vom Horizontkreis und den Stimmen der Besucher daran erinnert, auf einer ländlichen Wiese auf einem kleinen Felsklumpen zu stehen.
Viele Grüße vom immer noch schwer beeindrucktem,
Daniel