Beiträge von Imageshare im Thema „Fragen zu Einsteiger-Teleskop“

    Hallo Maik,


    Du hast nun von enigen Vorrednern recht zartfühlend gesagt bekommen, daß Fotografie ein ziemlich "aufreibendes" Hobby ist. Glaube mir, die Wirklichkeit ist viel grausamer. Um es in Zahlen auszumachen: Unter 2500 Euro ist der Einstieg für die Katz, so ab 6000 Euro wird das Equipment so langsam etwas "langlebiger" und wirklich Top...lassen wir das. Nur so nebenbei, ich übe immer noch Katzengejammer...oder anders ausgedrückt: Es ist eine Kunst Billigkrempel so zu veredeln, daß man damit sogar Bilder machen kann.


    Also kurz gesagt, jeden Cent, den Du investierst unterhalb einer Montierung ala HEQ-5, unterhalb eines 8"ers und unterhalb einer Cannon 300D gibt Dir für genau 14 Tage Spass und ist weggeschmissen Geld. Und selbst dann brauchst Du noch so diverse Kleinigkeiten wie ein Leitrohr, den Komakorrektor, Adapterringe und ein Fadenkreuzokular. Was Du die ersten Fotojahre nicht brauchst, ist ein Autoguider incl.Laptop usw.. Mit etwas Übung kann man prima mit dem Fadenkreuzokular guiden. Zudem werden das dann wirklich die eigenen Bilder, sozuagen "selbstgemacht".


    Aber, soetwas muss ja nichts sofort und alles zusammen gekauft werden. Aufgrund deiner optimalen Lage (geografisch) würde ich mir zuerst ein Teleskop kaufen, mit welchem ich lange und viel beobachten kann.


    Dann, wenn ich Geld gespart habe, kaufe ich die dazu passende Monti und wiederum später das restliche Fotoequipment. Deshalb würde ich nicht versuchen unter 6" einzusteigen...eigentlich würde ich erst gar nicht anfangen Geld auszugeben unter 8". Warum? Nun, ein 6-zöller zeigt Dir schon eine Menge, aber eben meist als matschige Flecken. Bei 8" werden z.B. schon Kugelsternhaufen aufgelöst, Galaxien bekommen manchmal erste Spiralarme oder man kann Dunkelstreifen erkennen. Auch an den seltenen Tagen mit guten Bedingungen für Planeten (ca-. 1-2 / Jahr) zeigt Dir ein 8"er einfach mehr. Dieses Gerät, also z.B. ein 8"F5-Newton begleitet dich viele viele Jahre lang. Und später ist er eine sehr schöne Fotomaschine...resp. das Objektiv davon :-).


    8"er sind nicht deshalb so selten auf dem Gebrauchtmarkt weil sie keiner kauft, sondern weil sie keiner abgibt. Diese Teleskope sind einfach unschlagbar in Preis-Leistungsverhältnis und zudem ungeheuer vielseitig verwendbar. Ich würde versuchen einen 8"F5-Tubus zu bekommen und mir die Rockerbox selbst bauen.


    NICHT SCHIMPFEN, ich habe gelesen daß für dich kein Dobson in Frage kommt. ABER WAS BLEIBT DIR?


    Lieber ein sehr kleines Teleskop auf einer EQ-3, die Du in drei Jahren sowieso auf dem Müll schmeisst, denn die werden nicht gebraucht angeboten, weil die keiner haben will und das porto teuer ist als was man für die Monti bekommt. Da Du nie was gescheites gesehen hast, fliegt das kleine Teleskop gleich hinterher. Oder einen 6"er auf einer Wackelmonti. Ok, ist zwar jetzt parallaktisch, aber bei jedem Griff zu den felxiblen Tangentialarmen wackelt alles. Der Müllberg wächst!


    Nun stell Dir mal vor, Du sitzt auf einem Hocker und schaust genüsslich in deinen 8"er. Immerhin, das kann sich Teleskop schimpfen! Ok, er ruht in einer Box aus Omas Küchenschrank und andauernd muss man etwas nachrutschen mit dem Teleskop. Dafür glitzern Dir tausende Sterne ins Gesicht, angereichert mit dem einen oder anderen Nebel und im Winter sogar einen Haufen Galaxien. Deine ersten Nebel jenseits von M42 lassen dich das Luft holen vergessen. Das der Newton so ruckelt in der selbstgebauten DOBSON-Montierung, das macht jetzt nichts, denn Du musst erst mal tief Luft holen. Dem Gezappel beim Nachführen hilfst Du mit ein paar billigen Tricks nach und schon fluppt das Gerät. Und dann geht es los, das Warten auf die Galaxienhaufen im Virgo, auf den Schwan mit seinen Nebeln oder die Wintermärchen um M42 und Co.. Zwischendrin gönnst Du Dir noch das eine oder andere gute Okular oder staubst irgendwo einen UHC-Filter ab. So ganz nebenbei mutiert deine Oma-Küchenschrank-Montierung zu einer edlen Dobson-Montierung und wenn Dir einer kommt, er hätte DREI Galxien im Okular gehabt, kannst Du kontern mit 7 (oder waren es derer neune). Du kennst dich eben aus am Himmel.


    So vergehen die Jahre...so ungefähr 2...und dann schlachtest Du es, dein Sparschwein. 560 Euro...funzt! HEQ-5...oder doch lieber eine gebrauchte EQ-6. Du entscheidest dich für Letzteres, denn Du willst ja dann doch mal fotografieren. Und weil Du dann doch so oft draussen bist und wunderbare Beobachtungsberichte schreibst, tut Dir ein Familienmitglied, ein Freud oder beide zusammen einen gefallen. Sie ersteigern für dich einen Canon 300D bei der Bucht für 250 Taler. Und nun geht es los. Lang ist der Weg, hart und steinig. Eigentlich zu hart für Leute mit wenig Geld. Aber betrachte es einmal anders: Nur der harte steinige Weg führt zu echten Erfahrungen. Ich habe tiefsten Respekt vor Leuten, die sich etwas wirklich hart erkämpfen mussten, ich habe keinen vor Leuten die sich eben mal für 20000 ein robotisches System kaufen, dann aber hier anfragen wo M42 liegt (wie kommen die nur zu der Kohle????).


    Also, überlege Dir einen Dobson noch einmal. Viel Wahl hast Du nicht... eigentlich eher sehr wenig...um genau zu sein keine...aber davon jede Menge!


    In dem Sinne
    CS
    Ulrich



    PS: ich kenne zwei Kollegen, die haben sich für ihre paar zusammengeworfenen Groschen einen Newton-Tubus gekauft. Dann haben sie sich eine Rockerbox gebastelt und den Newton veredelt. Alles aus Abfallprodukten für lau. Und es ist der schönste Dobson den ich je gesehen habe. Sie haben heute sogar drei Okulare, eines davon ein Speers. Aber sie haben auch eines, was mich immer wieder nachdenklich macht: Eine enorme innere Ausstrahlung bei der Beobachtung. Sie sitzen stundenlang da und über "Starhopping" oder diskutieren eine halbe Stunde, ob die Galaxie nun eine 2:3 oder 3:4 Elongation hat, ob man das Halo mitzählt, oder nur der Kern und ob der Fussel dahinter nun eine Galxie ist oder doch nur Fussel auf dem Oku!


    Ich stehe dann immer da und denke mir: Keine Kohle aber einen Sack voll Spass in den Backen. Und ich, ich fluche, weil meine EQ-6 eben "nur " eine EQ-6 ist, weil meine Canon eben nur eine Canon ist oder weil das blöde Teleskop nur 10" hat. Aber auf die Idee zu kommen, einfach mal die guten Speers einzuschieben und nachzusehen was da draussen los ist, neee, darauf komme ich nicht. MAnchmal wäre warscheinlich weniger mehr...meist ist aber mehr besser als weniger...blöde Welt!


    Noch ein CS
    Ulrich