Beiträge von reiner im Thema „Von Elefantenrüssel, brennenden Schweinen und ...“

    Hallo Christian,


    ich vermute mal, dass der Kontrast, den man auf langbelichteten H alpha Aufnahmen sieht (die ja auch schon einiges an Bildbearbeitung wie Kontrastanhebung hinter sich haben), nicht sehr viel mit dem visuellen Kontrast zu tun hat. Aber mit 13" ist der auf jeden Fall drin.


    Den Namen "Brennendes Schwein" fand ich sofort offensichtlich, als ich zum ersten Mal die Hubble-Aufnahme sah [:D]. Ich habe auch nochmal im Burnham nachgesehen. Neben den mehreren lyrischen Anwandlungen zur Star Queen (Burnham eben) erwähnt er auch kurz das Schwein, nennt es aber profan "Black Pillar".


    Viele Grüße
    Reiner

    Hallo Daniel,


    ja, die Star Queen ist mit Abstand (ziemlich großem) das leichteste Objekt von den dreien. Beim Brennenden Schwein habe ich keinen Vergleich zu 14", den habe ich nur mit 22" beobachtet. Zwei Mitbeobachter (Susanne und Uli aus FR) haben ziemlich lange gebraucht, bis sie endlich zustimmend "genickt" haben. Generell braucht man ziemlich viel Geduld bei diesen schwachen Konstrastunterschieden.


    VdB 142 fand ich am schwersten, habe ihn aber auch noch nie mit 22", sondern nur mit 14" beobachtet (Bedingungen immer so typische Mittelgebirgsbedingungen, ~6.5). An dem östlichen, runden Teil habe ich mich auch ziemlich lange versucht, war mir aber nie richtig sicher. Die kleine Bucht an der Südkante war etwas einfacher und ich konnte das reproduzierbar wieder finden beim Schwenken. Wie gesagt, UHC war etwas besser als OIII (Baader), kann mit breiterem OIII aber auch wieder anders sein.


    Viele Grüße
    Reiner

    Obwohl die äußere Ähnlichkeit stark zu wünschen übrig lässt, sind unsere Schweine mit den Elefanten recht nah verwandt. Womit der Brückenschlag zum Elefantenrüssel geschafft ist, dem nächsten Beobachtungsobjekt. Der Elefantenrüssel befindet sich in IC 1396, dem großen Emissionsnebel im Cepheus gleich neben µ Cephei, dem Granatstern.



    <i>IC 1396 im Cepheus mit dem Granatstern µ Cephei und markanten Dunkelstrukturen, unter anderem dem als Elefantenrüssel bekannten VdB 142 </i>


    Der Elefantenrüssel, der auch unter VdB 142 im Katalog von Van den Bergh bekannt ist, ist ein beliebtes Objekt für Astrofotografen, die ihren neuen H-alpha-Linienfilter ausprobieren wollen. Visuell ist VdB 142 ein eher schwieriges Objekt, das zwar keine großen Ansprüche an die Teleskopöffnung, wohl aber an die Geduld des Beobachters stellt. Während der große Dunkelkeil etwa in der Mitte von IC1396 recht einfach auszumachen ist, kann man sich an VdB 142 schon etwas länger die Zähne ausbeissen. Erst nach etwa einer Stunde ausgiebigen Probierens konnte ich die südliche Kante des Dunkelschlauchs mit meinem 14-Zöller sicher halten und reproduzierbar wiederfinden. Neben viel Geduld ist auch hier ein Nebelfilter Pflicht (wobei UHC etwas besser als OIII ist), und auch die Vergrößerung sollte nicht zu gering gewählt sein.



    <i>Der Elefantenrüssel im Detail. Bei visueller Beobachtung mit UHC Filter ist die südliche Kante des Dunkelschlauchs mit der kleinen "Bucht" das auffälligste Element. Der vordere runde Teil mit dem leuchtenden Rand ist am Teleskop nur mit viel Phantasie zu erahnen. Im Gegensatz zum Brennenden Schwein hat der kosmische Elefant klar zwei Rüssellöcher, in Übereinstimmung mit irdischen Elefanten. Ob hinter dieser Abweichung zu den Schweinen ein tiefergehendes Prinzip steckt? (DSS Aufnahme)</i>

    In M16 gibt es eine weitere Staubsäule, die ebenfalls durch Bilder des Hubble-Teleskops etwas bekannter wurde, und die in meinem engeren Umfeld als das "Brennende Schwein" bekannt ist. Der Grund für diese Namensgebung wird aus der untenstehenden Hubble-Aufnahme offensichtlich, wobei darauf hinzuweisen ist, das das Weltraumschwein im Gegensatz zu seinen irdischen Artgenossen drei statt nur zwei Rüssellöcher (die Pendants zu den menschlichen Nasenlöchern) hat.



    <i>Das Brennende Schwein auf einer Aufnahme des Hubble Teleskops (STScI). Die markantesten anatomischen Details sind markiert.</i>


    Im Gegensatz zur Sternenkönigin ist das Brennende Schwein visuell etwas schwieriger zu erfassen. Das Leuchten des Schweines an sich konnte ich selbst nach längerer Beobachtung mit meinem 22-Zöller nicht sehen, wohl aber die dunkle Rauchwolke, die von den Vorderpfoten nach hinten zieht und wahrscheinlich vom zu schnellen Eintritt des Schweins in die dichteren Bereiche von M16 herrührt. Diese Rauchwolke erscheint auch auf der DSS-Übersichtsaufnahme von M16 als die Region mit dem größten Kontrast zum Emissionsnebel.

    ... einer Königin (hat nicht mehr in den Titel gepasst [:o)])


    Angeregt durch Deneb's Beobachtungsbericht von den Dunkelsäulen in M16 habe ich mal meine Beobachtungen von dieser und ähnlichen Dunkelstrukturen in Sommernebeln für unser Vereinsblättchen in Freiburg zusammengefasst. Ich will euch das natürlich nicht vorenthalten [:D]. Den Artikel gibts auch auf meiner Webseite hier


    Als ich noch ein kleiner Junge war, hing über meinem Bett ein aus einer Zeitschrift ausgeschnittenes Farbbild von M16, welches im Naval-Observatorium bei Flagstaff im damals noch recht neuen Kompositverfahren aufgenommen worden war. Ich war fasziniert von dem roten Nebel und noch mehr von den markanten Dunkelwolken, die den Nebel durchziehen. Diese sind heute durch die Hubble STScI Publikationen als Pillars of creation bekannt, entsprechend der in ihnen stattfindenden Sternentstehung. Robert Burnham Jr. nannte die Silouette dieser bizarren Dunkelwolken in seinem Celestial Handbook noch "Sternenkönigin". Mit meiner damaligen "Ausrüstung", einem 10x50 Fernglas auf einem Fotostativ, konnte ich zwar M16 identifizieren, aber viel zu erkennen gab es da nicht.



    <i>M 16 mit der Sternenkönigin und dem Brennenden Schwein (DSS Aufnahme)</i>


    Diese Dunkelstrukturen, die auf Linienfilter-Aufnahmen in H-alpha sehr eindrucksvoll sind, sind visuell gar nicht so einfach zu erfassen, selbst mit Teleskopen, die um einiges größer sind als so ein 50 mm Feldstecher. Der gesamte Emissionsnebel um M16 ist überhaupt relativ schwach und wird eigentlich nur bei Verwendung eines UHC oder OIII Filters richtig eindrucksvoll. Aber selbst dann fallen diese Dunkelstrukturen kaum auf und werden von den meisten Beobachtern wahrscheinlich gar nicht wahrgenommen. Es bedarf einiger Geduld, bis man die nur sehr schwachen Kontrastunterschiede erkennt und sich langsam die dunklen Säulen vor dem Hintergrund des Nebels herausschälen.