Beiträge von glahn im Thema „Was genau ist Beobachtungserfahrung?“

    Moin Herr Restemeier,


    interessante Frage...vergiss aber nicht deine Meinung dazu mitzuteilen.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...was versteht ihr unter Beobachtungserfahrung? und...woraus genau setzt sie sich zusammen?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Nach meiner Definition bedeutet "Beobachtungserfahrung":
    - möglichst schnell und exakt
    - möglichst kleine Details
    - oder lichtschwache Aufhellungen
    nachzuvollziehen, also bewusst zu erfassen.
    Ebenfalls dazu gehört die Einschätzung, ob ein Detail, welchens sich an der Wahrnahmungsgrenze befindet real oder auch nicht real ist. Je erfahrener man ist, desto besser gelingt diese Abschätzung, die allerdings immer noch eine Abschätzung bleibt.


    Für mich nicht dazu gehören Punkte wie:
    - möglichst viele Objekte auswendig auffinden zu können (wenn ich beispielsweise mein ganzen Leben lang exakt 100 Objekte ansteuere und diese innerhalb Sekunden einstellen kann, hat das nix mit Beobachtungserfahrung zu tun)
    - möglichst viele Objekte auswendig aufzählen zu können (das Zahlengedächtnis ist nun mal bei jedem unterscheidlich stark ausgeprägt)
    - möglichst gut mit dem Teleskop klarzukommen (reine Übungssache)


    Aber mal zu deinen Punkten Daniel...ich versuche es mal aus meiner Sicht zu beantworten.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">welche Bedeutung hat sie?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Eine sehr große. Letztendlich ist sie neben der Öffnung und den Bedingungen wie Transparenz und Seeing einer der wichtigsten "Entscheidungsträger" zwischen Sehen/Nichtsehen.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Kann man damit fehlende Öffnung ersetzen?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ganz klar ja. Interessant ist die Frage wieviel, bzw. wieviel Prozent zwischen welchen "Stufen" der Beobachtungserfahrung. Ich werfe mal 20% in den Raum zwischen "sehr erfahren" und "Einsteiger mit Grunderfahrungen"


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">welche "Tricks" gehören dazu?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Von Trick würde ich nicht sprechen. Eher von der möglichst effizienten Auslegung und Ausnutzung der grundlegenden und allgemeine bekannten Techniken.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">ist da noch mehr als nur die reine Beherrschung der Techniken?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Jein [:)] Beobachtungserfahrung hat relativ wenig mit den Techniken selbst zu tun. Diese nutzen auch relativ "neue" Einsteiger und sehen trotzdem weniger. Es geht eher um die wie oben geschriebenen effizienten Ausnutzung der Techniken.
    Was sich außerhalb der Techniken bewegt sind Dinge wie z.B. Gedult, Auswahl der richtigen AP, Kombination der Techniken untereinander (z.B. Bewegen des Teleskopes mit indirektem Sehen)


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">gehört zur Beobachtungserfahrung auch die Erfahrung beim Aufsuchen der Objekte?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Das würde ich eher der "Praxis am Telekop" zuschieben. Natürlich findet man als erfahrener Beobachter, der z.B. oft, lange und intensiv beobachtet Objekte schneller. Ist aber eher ein "Abfallprodukt" und würde ich wie oben schon geschrieben aus dem Begriff "Beobachtungserfahrung" ausgrenzen.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">wie stark ist der Unterschied zwischen "erfahren" und "unerfahren". Konkrete Beispiele wären zur Veranschaulichung sehr hilfreich.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Schwer abzuschätzen. Nach meinen Erfahrungen aber schon enorm. Beispiele möchte ich jetzt nicht bringen.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">ist ein erfahrener Planetenbeobachter damit auch gleich ein guter Deepsky- Beobachter?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Jein bei einem reinen Planetenbeobachter.
    -Ja, bei der Erfahrung kleine Details einzufangen. Gerade die Planetenbeobachter können durch gute Vergleiche durch zeitnahe Fotos genau abschätzen, welche Objekte real oder nicht real waren und so ihre Grenzen recht schnell und nachvollziehbar nach oben bringen. Ein bekanntes Beispiel kennst du ja, hab ich dir mal erzählt. Namen möchte ich nicht nennen.
    -Nein bei der Fähigkeit besonders lichtschwache Objekte wahrzunehmen.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">wird man ewig besser oder ist irgendwann auch mal eine Grenze erreicht?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ich denke irgendwann ist die Grenze erreicht, ähnlich der Leistungsfähigkeit eines Leistungssportlers, der irgendwann an seine Grenze läuft und sich dann mehr oder weniger an ihr bewegt. Ich merke bei mit z.B., dass ich zumindest keine großen Sprünge mehr nach oben machen, die Sehfähigkeit wird nicht besser. Könnte sein, dass z.B. die Detailwahrnehmung bei kleinen Objekten noch ausbaufähig wäre, wenn man viel speziell daran übt.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">wie kommt man am effektivsten dazu?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Die grundlegenste Frage überhaupt...gut und treffend formuliert. Hier interessieren mich beispielsweise auch ungemein andere Meinungen.
    Ich denke, dass man durch die 1.) richtige und 2.) Übung dazu kommt.
    -zu 1.) was heisst richtig? Unter richtig verstehe ich speziell seine Augen auszureizen. Das heisst z.B. speziell auch kleine oder sehr schwache Objekte versuchen zu beobachten. (kann man z.B. auch an hellen Messiers machen, indem man speziell nach den Details ausschau hällt, ohne sich mit dem "och ist das schön" zufrieden zu geben und zum nächsten Objekt zu hetzen) Und das möglichst oft und intensiv. Der Vergleich zum Sport liegt wieder Nahe. Um schnell zu werden, muss man nicht nur viel Laufen, sondern auch spezielle Belastungseinheiten laufen, also schwierige und anstrengede Läufe machen...also...schwierige (klein und schwach) Objekte
    - zu 2.) was heisst Übung? Für mich die Anzahl der Stunden der Beobachtung (nicht unbedingt Anzahl der Nächte...nicht aussagekräftig, wenn z.B. nur 1-2 Stunden lang) Das merke ich auch relativ leicht bei meinen Augen. Ab einen Zeitruam von ca. 8-10 Wochen ohne Beobachtung, habe ich deutlich größere Schwierigkeiten anspruchsvolle Beobachtungen durchzuführen. Das merke ich an der Intensität meiner Konzentration, die deutlich höher sein muss, als bei einem "Lauf", wo alles mehr oder weniger hinfällt, wo ich es haben möchte.


    Pohhh...das wird ein Roman, aber ist ja auch ein sehr interessantes Thema, zu dem man viel schreiben könnte. Wie gesagt, Beobachtungserfahrung heisst für mich die Fähigkeit des Auges, möglichst kleine und schwache Details sicher zu erfassen.


    Viele Grüße, Uwe