Beiträge von tomlicha im Thema „Eine nur bedingt ernstzunehmene Strehl-Geschichte“

    Hi Ullrich,


    die 8.2 Meter Spiegel arbeiten mit AO beugungsbegrenzt, wenn auch nicht im sichtbaren Licht. Auflösungen liegen im Bereich einiger Millibogensekunden.


    Nur gibt es manche Instrumentkombinationen, die den gesamten STrehl auf 0.5 drücken. Dann schauts natürlich nicht mehr so gut aus...

    Hi,


    Strehl, Strehl, Strehl...


    Vielleicht zum Trost, jedenfalls für mich ist es einer:


    Bei Profi-Grosstelekopen gibt es sehr oft optische Wege, die insgesamt nur auf Strehl 0.5 kommen und damit als OK gelten... Und siehe da, man kann trotzdem wissenschaftliche Ergebnisse erhalten.

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich glaube einiges ist mir nun klarer, vor allem aber das, dass die Festlegung auf 0.8 Strehl = "beugungsbegrenzt" schlichte Festlegung ist. Dies war jedoch für meine Verwirrung maßgeblich, da ich von einer wellentheoretischen Grundlage für diesen Wert von Strehl 0.8 ausgegangen bin.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hi Roland,


    darf ich nach dem Dank jetzt dann doch wieder ein wenig verwirren ;) ?


    Die 0.8 Strehl sind eine Festlegung, aber keine willkürliche oder beliebige.


    Bei 0.8 Strehl ergibt sich am Doppelstern in etwa ein kombinierte Beugungsfigur, so dass gerade noch zwei Strene als getrennt wahrnehmbar gelten können, die so nahe beieinander sind, wie wie es von der Rayleigh-Formel der Auflösung gewöhnt sind. Streng genommen wieder nur für 2 gleich helle Sterne von ca. 6 mag und bei 550 nm, wenn ich mich recht erinnere.

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">&gt; Strehl kann also als ein Mass für die "Perfektion in Prozent" betrachtet werden.
    Natürlich. Nur wenn der Strehlwert "einfach" aus dem RMS Wellenfrontwert per Formel
    errechnet wird, ist er meines Erachtens lediglich eine schönere Darstellung der
    Oberflächengüte. Ohne Bezug zur Optik verstehe ich nicht, wie sich daraus eine exakte
    Prozentzahl der Perfektion speziell für einen Spiegel beliebiger Größe und mit
    beliebigem Öffnungsverhältnis, und somit beliebiger Spotgröße ergeben soll.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hi Roland,


    ja, der so ermittelte Strehlwert ist eine "schönere" Bezeichnung für Oberflächengüte. Der der Strehlwert hängt von nichts anderem ab als der Oberflächengüte (Form, Glattheit, usw.), bzw. dem daraus resultierenden Wellenfrontfehler.


    Nun habe ich persönlich noch keinen Spiegel belieber Grösse gekauft! Sondern immer einen konkreten.


    ein praktisches Beispiel:


    Ich habe mir einen 12 Zoll f/4 Spiegel für einen Newton gekauft. Der hat laut Protokoll 96 Strehl. Für f/4 ist das hervorragend, da f/4 schwerer zu schleifen ist als f/6. Der Strehlwert bezieht sich also genau auf diesen Spiegel, mit der Brennweite und dem Öffnungsverhältnis. DIeser Spiegel wird einen besserern Kontrast liefern als ein 12 Zoll f/4 mit Strehl 80.


    Also, da der STrehl doch für ein bestimmtes Bauteil angegeben wird, ist der Bezug zur Optik doch gegeben.


    All die Rechnungen, ob der Spiegel dann bei den konkreten 29% Obstruktion mit meiner HX916 und einem MPCC Komakorrektor gute Bilder liefern wird, kommen einfach später.

    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">selbst in dieser genaueren Strehl-Formel fließt in keiner Weise der Durchmesser bzw. genauer spezifiziert die Spotgröße der Optik in die Rechnung mit ein. Dann kann aber nach meinem Verständnis (außer für *einen* bestimmten Objektivdurchmesser) dieser so ermittelte Strehlwert nicht in der Form aussagekräftig sein, dass ein Wert von größer als 0.8 generell eine beugungsbegrenzte Abbildung ermöglicht.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Roland,


    ich glaube da liegt ein Missverständnis des Sinnes eines Strehlwertes vor. Der Strehlwert gibt für jedes optische Bauteil die *Relation*, also den Prozentsatz, an, von dem Anteil des Lichtes, welcher tatsächlich im Beugungsscheibchen landet zu dem Anteil, der in einem theoretisch perfekten Bauteil dort landen würde.


    Strehl kann also als ein Mass für die "Perfektion in Prozent" betrachtet werden.


    Nun hängt der absolute Durchmesser des Beugungsscheibchens ja vom Öffnungsverhältnis ab. Er ist bei einem f/4 System kleiner (also linear hochauflösender) als bei einem f/8 System.


    Das der Strehlwert *keinen* Absolutdurchmesser beinhaltet ist doch gerade das deine an dieser Zahl. Mit Strehl kannst du die Präzision des Optikers in einer einzigen Zahl ausdrücken und unterschiedlichste optische Bauteile somit in ihrer Qualität vergleichen.


    Insbesondere beziehen sich ja viele der hier diskutierten Strehlwerte auf den einzelnen Spiegel. Beim Newton bedeutet dies, dass die Obstruktion natürlich im Strehlwert des Hauptspiegels gar nicht enthalten ist.


    Aber wie sollte der Spiegelhersteller wissen können, welche Obstruktion der Newton später in meinem System haben wird? Das suche ich mir doch nach meinen Bedürfnissen aus! Also gibt er den Strehl nur für den Spiegel an.


    Was den Spotdurchmesser angeht: Der wird bei nicht-astronomischen Optiken ja meist vergrössert, um mehr Freiheitsgrade bei der Korrektur anderer Parameter zu haben. Diese Optiken sind dann nicht beugungsbegrenzt. Und können im konkreten Fall u.U. dennoch bessere Bilder liefern, als die entsprechende beugungsbegrenzte Optik. Man bedenke ja auch, dass ein beugungsbegrenzter Spot eines f/4 noch für eine CCD reichen kann jedoch ein beugungsbegrenzter f/8 gleichen Durchmessers nicht mehr. Obwohl der im Falle des Newtons sogar noch weniger Obstruktion haben kann.


    Also: Dieser Strehl macht Sinn für die Qualitätsbeurteilung eines einzelnen Bauteils, aber auch eines Gesamtsystems! Um die Eignung eines realen Gesamtsystems für eine spezielle Kamera zu überprüfen reicht der Strehl natürlich hinten und vorne nicht.

    Hi Kurt,


    Wellenfrontfehler? Alles klar. Dann hast du völlig recht. Dann dürfen wir Faktor zwei vergessen.


    Wie gesagt, ich glaube auch nicht dass ein Mensch dirket im Fokus am Himmel 1% Strehl unterscheiden kann.


    Schauen wir uns nochmal die CCD-Belichtung an: Wenn ein Objekt 2 Stunden belichtet wird, dann sind das 7200 Sekunden. Bei 1% mehr Licht durch 1% besseres Strehl kämen wir auf eine äquivalente Belichtungszeit von 7272 Sekunden. OK, ich gebe zu: das könnte man nach dem Framestacking nicht mehr unterscheiden. Wohl nichtmal photometrisch.


    Was den besseren Kontrast bei der MTF angeht, so stimmt das natürlich schon. ABer was ist in der Praxis besser:


    1) 99 Strehle bei 8 Zoll für unbezhalbar?
    2) 90 Strehle bei 12 Zoll für einigermassen bezahlbar?


    Der "schlechte" Zwölfer hat den deutlich besseren Kontrast. Also: Strehlitits ist auch eine Krankheit.


    :)

    Hi Kurt,


    schöne Ausführung. Was ich mir da einbilde zwischen all diesen Zeilen lesen zu können ;)


    Drei Anmerkungen:


    1) Strehl


    Der Strehl ist ja ein Mass für die Menge des Lichtes, die in einem Beugungsscheibchen landet. Bei der von dir erstellten Beispielrechnung müsste man IMHO im Falle eines (Haupt-)Spiegels die gemessenen Wellenfrontfehler erst verdoppeln und dann in Strehl umrechnen. Denn in der Brennebene haben wir dann im Gegensatz zum Refraktor den doppelten Fehler.


    2) 1%-Strehl-Erkenner


    Zunächst erstmal vollkommene Zustimmung. Das alles kenne ich schon aus dem HiFi-Bereich. Als Musikant und Klein-Tonstudio-Besitzer kamen mir da oft die Tränen vor Lachen, beim den Diskussionen mit HiFi-Enthusiasten.


    a)


    Suiter selbst schreibt, dass KEINE Optik den Sterntest fehlerfrei bestehen kann. Er wäre einfach zu empfindlich. Ausführlich schreibt er dann, man solle nicht in diese "psychologische" Fall gehen. Denn im Fokus sei auch ein 0.9 Strehle-Spiegel praktisch perfekt und könne viel Freude machen.


    Also: Im Sterntest halte ich 1% für den "erfahrenen" Sterntester für unterscheidbar. Im Fokus habe ich meine Zweifel.


    b)


    Wenn man eine Optik für die Fotografie einsetzen will, dann kumuliert sich diese 1% Strehldifferenz ja über viele Stunden Belichtungszeit. Und da machen die 1% dann schon was aus. Grenzgrösse. Kontrast und SNR werden einfach besser/schlechter sein. Und beim Silberfilm können sie sogar über Sein oder Nichtsein entscheiden (Aktivierungsschwelle).