Beiträge von ulli_v im Thema „Spannungen in Rohlingen“

    Hallo Alois, Hallo Kurt,


    ich beneide Euch physikalisch Kundige und Denkende in Momenten wie diesem immer wieder: wir alle sehen etwas, aber Ihr könnt es mit zwei, drei Sätzen erklären.
    Dem gemeinen Spiegelschleifer eröffnet Alois´ Methode eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, einen Rohling auf innere Spannungen zu prüfen.
    Interessant finde ich die historische Parallele: Große Refraktoren (und großen Durchlicht- Polfilter) scheinen großen Spiegeln und großen Polarisations- Reflektoren (Terassentischen) gegenüber irgendwie im Nachteil zu sein...


    Gruß Ulli

    Hallo Alois,


    toller Beitrag zum Thema ! Ich schätze, das derzeit alle Besitzer potentiell verspannter Rohlinge nach dunkel beschichteten Terassentischen in der Nachbarschaft suchen, um Deine Versuche nachzuvollziehen (mich eingeschlossen).
    Wie kommt das Phänomen der "Reflektions- Polarisation" zustande ?
    Muß die Fläche (in diesem Fall der Tisch) besonders beschaffen sein oder genügt einfach nur dunkel und reflektiv ?


    Gruß Ulli

    Hallo Astrotreffler,


    ich bin der Meinung, das Rohlinge für die Herstellung von Spiegeln so spannungsfrei wie nur möglich sein sollten.
    Ein zylindrischer Körper aus Glas, der innere Spannungen hat, wird unter dem Einfluß dieser Spannungen eine bestimmte Form annehmen. Die Spannungen verteilen sich im gesamten Rohling, wobei diese Verteilung und die Stärke der Verspannungen in aller Regel nicht homogen sein wird.
    Wenn man nun von einem solchen zylindrischen Körper auf einer Seite Material entfernt (Einbringen der Kurve), verändert man 1.) die Verteilung der Spannungen, weil man mit dem Glas auch die darin enthaltenen Spannungen entfernt, und 2.) ändert sich das Widerstandsmoment des Rohlings. Da Glas ein amorpher Stoff ist und kein elastisches Verhalten wie z.B. Metall hat, halte ich es für möglich, das sich diese Spannungen im Laufe der Zeit durch Fließvorgänge abbauen. Auch der Einfluß wechselnder Temperaturen spielt hier eine Rolle. Damit einher geht dann eine Änderung der Form, bei Riekher (Fernrohre und ihre Meister) ist so was beschrieben, die genaue Stelle fällt mir im Moment leider nicht ein. Bei den Toleranzen, mit denen wir es zu tun haben, spielen schon kleinste Einflüsse eine Rolle, und deshalb kommt mir kein Rohling ins Haus, der nicht wenigstens feingekühlt ist.


    Gruß Ulli