Beiträge von Hammer_Kruse im Thema „Was sind das für Artefakte?“

    Hallo Karl,


    Auch für Zeiss-Objektive gilt die Physik. Und womöglich besitzt der "gute alte Telementor" nicht mal auf allen Flächen reflexmindernde Bedampfungen, wie man das heute schon von mittelprächtigen Okularen erwartet.


    Daß es sonst noch nie aufgefallen ist, mag an der großen Flächenhelligkeit der Sonne liegen. Auch wenn Du sie mit dem Sonnenfilter stark verringerst, ist sie noch wesentlich größer als die Helligkeit der meisten anderen Himmelsobjekte.


    Beispiel:
    Sonne: -26m bei 1/2° Durchmesser --> Flächenhelligkeit -18m9/Quadratbogenminute
    Vollmond: -12m beim gleichen Durchmesser --> -4m9/Quadratbogenminute
    Venus: -4m7 bei 40" Durchmesser, 30% beleuchtet --> -9m5/Quadratbogenminute


    Wenn das Sonnenlicht durch den Filter, sagen wir mal, um den Faktor 10000 herabgesetzt wird, bedeutet das 10 Größenklassen; es bleiben immer noch -8m9/Quadratbogenminute.


    Ergebnis:
    Die Venus ist etwa so hell wie die gefilterte Sonne. Sie müßte danach auch ein Geisterbild erzeugen können. Der Mond ist um den Faktor 39 (=5,3 Belichtungsstufen) lichtschwächer. Da kann die Spiegelung so schwach sein, daß sie kaum noch erkennbar ist.


    Probiere es doch mal mit dem Vollmond und Anfang Dezember mit der dann maximal hellen Venus.


    Ob es am Glasfilter liegen kann? Wer weiß, dazu müßte man den Strahlenverlauf genau untersuchen. Experimentell könntest Du das feststellen, indem Du die Sonne einmal mit Glasfilter und dann unter sonst gleichen Bedingungen mit "Knitterfilter" aufnimmst.


    Gruß, mike

    Hallo Karl,


    das hatte ich fast befürchtet, daß Du nicht so dilettantisch eine Kamera hinters Okular hältst.


    Da ist doch sicher ein Fraunhofer vorne im Refraktor. Bei dem würde ich dann nach entsprechenden Reflexionen suchen. Da sind immerhin mindestens drei brechende Flächen. Und da wird jedesmal ein Teil des Lichts auch reflektiert.


    Bei senkrechtem Auftreffen ist der Reflexionsanteil (n1-n2)²/(n1+n2)², wenn n1 und n2 die Brechzahlen der beiden Medien an der Kontaktfläche sind. Bei schägem Auftreffen ist er auch größer, bis hin zur Totalreflexion.


    Gruß, mike

    Hallo Karl,


    hast Du ein Okular im Refraktor gehabt und das Bild dort einfach mit der EOS abgelichtet, womöglich mit dem serienmäßigen Zoom-Objektiv der EOS?


    Das EF-S 18-55 ist nämlich ein klassischer Geisterbilder-Erzeuger. Das fällt im Alltag kaum auf, sondern nur, wenn man helle Objekte vor dunklem Hintergrund aufnimmt. Die Geisterbilder entstehen bei Zoomobjektiven durch Spiegelungen im Inneren des Objektivs und sind stets punktsymmetrisch zur Bildmitte. Sie sind eine beliebte Ursache für vermeintliche UFOs: Da ist was Merkwürdiges auf dem Foto, und der Fotograf schwört, daß er dort bei der Aufnahme nichts gesehen hat.


    Ein schönes Beispiel dafür machte meine EOS 300 D, als ich im Februar die Lichtverschmutzung auf dem Kieler Rathausplatz dokumentieren wollte (ganze Kugellampen-Batterien, die munter nach oben abstrahlen, und der Außenarchitekt ist wahrscheinlich auch noch stolz auf seine "gelungene" Gestaltung...):



    Mehr dazu findest Du, wenn Du nach "lens flare" googelst.


    Gruß, mike