Beiträge von PeterSurma im Thema „Einsteiger - Kaufberatung Teleskop + Okulare“

    Weil wir oben zu den Gewichten theoretisiert hatten, jetzt die harten Facts zum ICS D10 =10" f/5:


    Tubusgewicht 14.2 kg = Bierkasten mit 14 Flaschen

    Basisgewicht 12.6kg = Bierkasten mit 12 Flaschen


    Ein normaler Bierkasten wiegt leer 2kg, 1 Flasche mit 0.5L Bier wiegt (voll) 0.87kg, ein mit 20 Flaschen komplett gefüllter Bierkasten 19.4kg.


    Ich hoffe JETZT können sich - landauf, landab - das alle ganz genau vorstellen... ;) :P (Danke an Thorsten für die Präzisionsmessungen am Instrument, die Messungen am teilbaren - das Alter ! - Paulanerkasten Hefeweissbier naturtrüb erfolgten durch mich).


    Gruss,

    Peter

    Ich denke das ist so zu sehen:


    Der Vorteil von Dobsons ist, dass deren AltAz 'Montierungen' sehr billig sehr stabil gebaut werden können, daher geht beim Dobson anteilig maximal viel Budget in die Optik, was optimal für visuelles Beobachten ist. Bei Dobsons wackelt normalerweise nichts !


    Wenn man parallaktisch montiert, dann muss anteilig viel mehr Geld in eine stabile Montierung investiert werden und damit wird die Optik tendenziell kleiner, was nicht wirklich im Sinne visueller Optimierung ist.


    Also: Dobson ist DAS Ding für visuelles Beobachten.


    Gruss,

    Peter

    Klaus nennt hier sicherlich wichtige Aspekte !


    Jedoch aus meiner Sicht:

    Das grössere Gewicht steckt bei 10" einerseits in der etwas grösseren Rockerbox. Andererseits im Tubus. Man kann ja den Händler nach den konkreten Gewichten für beides D8 versus D10 fragen. Aber das Zusatzgewicht ist aufgeteilt auf 2 Teile, also sicher handhabbar i.a.. Aber für den Beobachtungsgenuss ist ÖFFNUNG halt doch das Mass der Dinge... ich sage nur: allseits grassiert das Öffnungsfieber... ^^ Wenn der Himmel so gut ist, und der Transport eher minimal (Garten) dann auch öffnungsmässig Gas geben.


    Ein Dobson ist kein Fernglas, klar. Allerdings zeigt er auch ein 'kleines bisschen' mehr ;) als ein Fernglas. Aber völlig d'accord: ein Fernglas gehört ganz klar auch in den Werkzeugkasten, den man hat, kein Zweifel. :thumbup:


    Ich schleppe übrigens (stückweise) 65kg (20" + 6", inkl. Zubehör, rein visuell) durch die Gegend wenn ich beobachte. Da ist ein 10"er vergleichsweise easy...


    Wenn man älter wird verschieben sich ggf. die Prios, das ist klar, und nachvollziehbar (und ich merke es natürlich auch ;) ). Dennoch werd ich den Teufel tun und unter 21.4+ Himmel mit einer kleineren Öffnung beobachten... :P


    Ich finde einen 10" noch sehr gut (und sehr lange) handhabbar.

    Man kann auch gerne 8" kaufen... - und sich nach 6.72 Monaten fragen, wie sähe das denn vielleicht in 10" aus ? (grauenhaft die psychologische Wirkung, s.o.)


    Gruss,

    Peter

    Hallo Tobias,


    folgende Ratschläge/Anmerkungen zu Deinem Setting:


    1. Deine Bedingungen am Wohnort sind SEHR GUT, also lohnt es sich absolut dort auch ein grosses Teleskop (10") zu haben. Bei 21.4 gehen auch Galaxien (das sind typischerweise eher schwere Objekte) schon sehr gut (d.h. sie sind gar nicht mehr so schwer ! ;) ) Ein sehr gutes Dobson-Teleskop mit sehr guten Okularen für 20J Beobachtungsspass kostet ca 2000 Euro.


    2. Ein 10" f/5 ist genauso lang (5cm Unterschied) wie ein 8" f/6. Daher ist - bis auf einen eher geringen Unterschied im Gewicht - der 10" die bessere Wahl. Ein 10" wird Dir SEHR LANGE viel am Himmel zeigen. Wenn man hinreichend engagiert ist, kannst Du in 20J immer noch damit beobachten ! Der Gewichtsunterschied ist praktisch irrelevant, insbesondere wenn Du in Deinem eigenen Garten beobachten kannst, das ist super.


    2b. Kaufst Du 8" f/6 wirst Du immer fragen: hätte ich es in 10" besser gesehen usw usw. Das ist der Beginn eines Leidensweges und der irrigen Vorstellung man könne die Langeweile durch immer neue, weitere, bessere Käufe betäuben/lindern. Das ist ein schlechter Weg, der Weg als 'ewiger Konsument'. Einmal was Gescheites, fertig. Danach nur noch komplementär dazu nutzbares Equipment (kl. Refraktor, sehr grosser Dobson). Der Fokus liegt in der Astronomie-Beobachtung am Himmel, NICHT im immerwährenden Upgrade auf neues Equipment, das DANN irgendwann endlich die grosse Sehnsucht erfüllt (Quatsch !). Auch das Starsensen ist ein weiterer Weg in die Langeweile, übrigens... (ok, das ist MEINE Philosophie, allerdings schon einiges an Erfahrung dahinter ;) ).


    3. Als Ergänzung nach unten beschaffst Du Dir SPÄTER (man hat eigentlich immer mehrere Spezialisten-Teleskope) einen kleinen Refraktor. (1) MIt diesem hast Du viel mehr Gesichts-Feld (das will man), das geht direkt mit der Brennweite. Von 1200mm runter auf 600mm verdoppelt den Gesichtsfelddurchmesser, vervierfacht also die übersehene Himmelsfläche. Ausserdem (2) kannst Du mit diesem auch relativ aufwandssparend Richtung Foto gehen (kleine Montierung, wenig empfindlich auf Guidingfehler). Aber auch als: (3) ich geh mal schnell raus und schau mir Jupiter an - Instrument ist sowas dann hilfreich und sehr passend. Das aber alles erst später ! Letztlich: (4) für Reisen und als Teleobjektiv.


    4. Okulare kaufst Du sofort sehr gute (diese Philosophie würde ich Dir vorschlagen + empfehlen). Gesamter Satz von Explore Scientific 82° (Standardversion). Probiere mal aus, ob das mit Deinen Augen geht. Stepping: 30, 18, 11, 6.7, 4.7mm. (Wenn man will nocheine Barlow dazu --> 1/2 x 4.7mm = 2.35mm). Diese Okulare schöpfen (fast perfekt) das Potential des Teleskops voll aus. Mehr geht physikalisch nicht (hierzu gibt es nur marginale Einwände). Nur als Einschätzung: das ES82° 30mm ist so gut wie das Nagler (82°) 31mm (3x Preis) - das ist also seinen Preis WERT. Die obigen Okulare für den Dobson passen (zu >90%) auch am Refraktor.

    Kein Neukauf. Augenprobleme und daher Abwandlungen in den Okularen musst Du aber natürlich selbst bewerten/bedenken (bin normalsichtig).


    5. Filter kaufst Du *NUR* einen sog. Emissionslinienfilter und zwar den sog OIII in 2" Version von Astronomik, ca 200 Euro. Macht an spezifischen Objekten einen Riesenunterschied. Haben ALLE visuellen Beobachter. NEIN, keinen Mondfilter: einfach nur eine (laminierte) Pappe vor den Tubus, abgeblendet auf 50mm Durchmesser, fertig (nur bei geringen Vergrösserungen am Mond, abnehmen bei höheren Vergrösserungen, wenn das Licht schwächer wird).


    6. Navigationshilfen a la Starsense sehe ich kritisch, sorry. Frage: Du hast einen kleinen 6-jährigen Sohn. Sagst Du ihm er solle sofort mit Taschenrechner arbeiten, anstatt Mathe zu lernen ? Meine Antwort wäre: auf keinen Fall !

    Man findet - gerade am Anfang helle Objekte - recht leicht. Was hilft dabei ?  Antworten: (1) gute Okulare mit grossem (!) Feld, insbesondere das 30mm 82° von oben. (2) ein Telrad Pointer (genial einfach), (3) Ein sog RACI Finder 8x50 90° am Teleskop. (4) Eine gute Sternkarte, wobei ich sofort Software auf Notebook empfehlen würde (viele Gründe hierfür, ALLES was Du Dir je vorstellen kannst ist da drin). Deine Aufgabe jedoch: Sternbilder lernen, hierzu verwenden: Drehbare Sternkarte (nein keine APP, vom Ausbildungsaspekt her wäre ein APP sehr schlecht, die DrehbareSternkarte jedoch billig + sehr gut !!!) Sternbilder sind die Loslaufpunkte für das StarHopping zum Objekt. Viele einfache Objekte sind leicht zu finden ! Wenn Du die schwierigeren angehst, kannst Du schon vieles.

    Drehbare Kosmos-Sternkarte

    Ganz wichtig dann Sternkartenprogramm - Empfehlung: Guide 9.1 (Astroshop)

    https://www.astroshop.de/software/software-guide-9-0-dvd-rom-mit-deutschsprachigem-handbuch/p,24903

    oder Cartes Du Ciel (Web).

    https://www.ap-i.net/skychart/en/start

    Es gibt massenhaft Leute, die starhoppen, also das wird schon ! Und die dadurch gewonnenen Erfahrung ist ungleich grösser als beim 'gleich blind anfangen'...



    7. Es gibt nachträglich 2 Optionen für elektronische Hilfen: (a) Navi-Computer am Teleskop (messen die Achsposition und sagen Dir: nach rechts, nach links), (b) das billigste StarSense Teleskop kaufen und die StarSense Halterung abmontieren, an Deinem anderen Teleskop anmontieren. Machen einige Kollegen... (such nach Starsense). Vorteil: minimierter Preis.


    8. Ich habe vor 1 Jahr einem Freund (Neueinsteiger wie Du) folgendes Teleskop empfohlen, und es hat sich bei ihm sehr gut bewährt:

    ICS D10 Dobson (Google) = 10" f/5 (Standardoptik reicht). Macht und hat alles was man will. Hat auch ggf. dediziertes Zubehör... (u.a. Navi-Computer). Er hat auch die ES82° Okulare gekauft, dito. Für seinen Weg in die Astronomie schreib ich ihm hin+wieder/regelmässig kleine Edu/Curriculum-Artikel, kannst Du auch lesen, siehe hier: https://eyes4skies.de/v2/art/edu.htm .

    Über eine erste gemeinsame Beobachtungs-Session kann man hier lesen:

    eyes4skies - reports

    (natürlich habe ich hierbei - zugegeben - die meisten Objekte gesucht, er kann es aber auch mittlerweile... ;) )


    9. Der Upgrade nach oben ist (später): 16-20inch Dobson. Bitte keine sinnlosen Zwischenschritte ! Dadurch sieht man schon: der 10" reicht Dir lange für viele Beobachtungsjahre... Die (sehr guten) Okulare von oben verwendest Du immer weiter, auch an einem f/4 Gerät.


    10. Was zum Beobachten sonst so alles relevant wird:

    eyes4skies - vDSO


    11. Daneben: Teleskoptreffen besuchen und lokale Gruppen suchen (allerdings visuelle Beobachter ! ;) )


    Good luck + viel Spass beim visuellen Beobachten,

    Peter