Beiträge von JSchmoll im Thema „Warum sind Teleskoplinsen meist recht dick?“

    Hi Thomas,

    puh, die rechnen das ja noch rigoros durch! Ich koennte das nicht ... ich mach das, aber weniger generalisiert, mit Zemax. Chapeau.

    Die Dicken koennen in der Regel ohne grosse Probleme auf runde Werte gebracht werden, weil sie keinen grossen Einfluss haben. In der Regel koennen so entstehende Restfehler durch eine Abstandsvariation kompensiert werden. Nach einem durchoptimierten Design koennen so die Werte fuer Dicken und Radien nach und nach auf sinnvolle Werte gebracht werden. Eine Linse muss nicht 11.43567mm dick sein, 11.4mm tun's auch und das Gleiche gilt fuer die Radien. Je nach Hersteller gibt es Vorzugsradien, fuer die entweder Werkzeuge oder Testplatten exisitieren (das sind Platten mit dem Gegenradius, sodass beim Auflegen im monochromatischen Licht Beugungsstreifen entstehen, womit sich die Linse pruefen laesst). So kann dann peu a peu eine Optik an sinnvolle Dicken und Radien angepasst werden - eine Reoptimierung, wobei als Kompensator meist die Abstaende der Linsen uebrigbleiben. Denn die lassen sich am einfachsten aendern.


    Ich hatte das vor ca. 12 Jahren mal mit zwei Spektrografenkameraobjektiven gemacht: Das Originaldesign (ca 20cm Durchmesser, f/1.8 oder so, aber nicht beugungsbegrenzt) wurde auf Vorzugsradien des Herstellers gebracht und reoptimiert. Uebrigens nicht mein Design, damals konnte ich sowas nicht. War fuer den SALT-HRS-Spektrografen in Suedafrika.


    Da gab es einen groben Schnitzer - eine Linse sollte 60mm dick sein, doch der Mensch an der Maschine machte versehentlich 58mm daraus - reoptimiert, und dank geringer Dickenempfindlichkeit kein Problem. Dann die Schmelzdaten von Schott, die etwas von den Theoriewerten abwichen - reoptimiert. Schliesslich wurden alle bereits gefertigten Dicken und Radien genau vermessen und als fest ins neue Modell eingebracht, das wieder reoptimiert wurde. Dieses Spiel ging weiter, bis alle Radien und Dicken fest standen und die Linsenabstaende optimiert wurden - sie lassen sich durch passende mechanische Zwischenringe am einfachsten aendern. Schliesslich kam ein System dabei heraus, das zwar etwas schlechter als das theoretische Ausgangsdesign war, aber immer noch die Spezifikationen erfuellte - und das "as built", also als fertiggestellte Optik.


    Aus dieser Erfahrung heraus waren die Dicken nicht das Hauptproblem. Die Einhaltung der Radien war deutlich notwendiger.

    Hi Thomas,


    das haengt alles vom konkreten Optikdesign ab. Normalerweise ist die Dicke eher unkritisch, da Radien deutlich mehr Wirkung haben. Aber wenn zum Beispiel sphaerische Aberration korrigiert werden soll, kann ein dickes Element helfen - z.B. bei der Maksutovplatte. Wenn ich selber was designe, versuche ich, die Linsen so duenn wie moeglich zu machen (Absorption, Kosten des Rohlings), ohne dabei etwas extrem Fragiles herzustellen. Hat eine Linse einen kurzen Radius, wird sie automatisch sehr dick. Solche kurzradigen dicken Linsen haben dann extreme Verkippungs- und Dezentriertoleranzanforderungen.

    PS: Ich habe Deinen versehentlichen Doppelpost geloescht.

    Bei astronomischen Teleskopen muss die Optik beugungsbegrenzt sein. Viele Teleoptiken sind nicht beugungsbegrenzt, da das nicht notwendig ist und die Prioritaet darauf liegt, eine gute wenngleich nicht beugungsbegrenzte Abbildung ueber das volle Gesichtsfeld zu bekommen.


    Dazu kommen Anforderungen, das Tele beispielsweise auch frei gehalten zu verwenden und es sich mit der Kamera um den Hals haengen zu koennen. Da spielt Gewicht eine groessere Rolle als bei einem montierten Teleskop.