Beiträge von Stathis im Thema „Stativschwingung reduzieren“

    Hallo an alle,


    das bereits gesagte basiert auf den Grundregeln der Statik / Festigkeitslehre. Angewandt auf ein Stativ mit meinen Worten:

    1. Große Querschnitte erhöhen die Steifigkeit (Stichwort Flächenträgheitsmoment). Doppelter Querschnitt eines Rohres oder Stange erhöht die Steifigkeit um das 8- fache.

    2. Kompakte, gedrungene Konstruktionen erhöhen die Steifigkeit (--> kleiner Hebelarm).

    3. Konstruktionen aus geschlossenen Dreiecken erhöhen die Steifigkeit (Fachwerk, Stativdreieck, siehe Eifelturm).

    4. Lange Aufbauten verringern die Steifigkeit. Doppelte Länge eines Rohres oder Stange, biegt sich 8 mal so viel durch.

    5. Ein gutes Eigengewicht zu Steifigkeit Verhältnis erreicht man durch große und zugleich dünnwandige Querschnitte. Ein Ein 30x1 mm Rohr ist steifer und trotzdem leichter als ein 15x3 mm.

    6. Die Steifigkeit wächst linear mit dem Elastizitätsmodul (E-Modul) des Materials. Carbon hat ein höheres E-Modul als Alu bei gleichzeitig geringerem Gewicht.

    7. Verbindungselemente mit möglichst großem Querschnitt vergrößern die Steifigkeit. Je präziser und spielfreier die Verbindungen, um so höher wird die Steifigkeit.

    8. Zusatzgewicht, ausfüllen mit Sand, oder Vibrationsdämpfer können nur die hochfrequenten Schwingungen dämpfen. Die Steifigkeit der Konstruktion können sie nicht erhöhen. Siehe hierzu interessanten Selbstbau Schwingungsdämpfung von Teleskopen mit Flüssigkeit.

    9. Das schwächste Glied bestimmt die Gesamt Steifigkeit


    Die Traglastangaben für Fotostative sind für kurze Belichtungszeiten der Tageslichtfotografie angegeben. Selbst diese sind bei Billigprodukten geschönt bis glatt gelogen. Ein Teleskop oder Spektiv stellt weit höhere Anforderungen. In der Praxis schwächeln günstige Stative vor allem an Punkt 7.


    Yorick, was ist bei dir das schwächste Glied? Das kannst du abschätzen, indem du am Okularauszug wackelst und versuchst zu identifizieren, was am meisten nachgibt. Du wirst höchst wahrscheinlich feststellen, dass eine weit ausgezogene Mittelsäule viel stärker nachgibt, als eine entsprechende Verlängerung der 3 Stativbeine, da diese ja ein stabiles Kraftdreieck bilden.


    Der größte Nachteil dieser Foto Neiger oder Kugelköpfe ist die Tatsache, dass der Schwerpunkt des Teleskopes weit über der Drehachse liegt. Je höher das Gerät in den Himmel schaut, um so größer wird das Drehmoment, um so stärker gibt es nach und schwingt. Zudem muss man die Feststellschraube für die Höhe immer stärker anziehen, damit das Teleskop nicht nach hinten wegkippt, um so ruckeliger und unpräziser wird die Ausrichtung und Nachführung. Weiterhin sind die meisten dieser Köpfe auf maximale Verstellbarkeit in 3 Achsen ausgelegt. Vor allem das einarmige Klappgelenk geht zu Lasten der Steifigkeit.


    Es gibt stabile Neigeköpfe mit präzisen Gleitlagern (sog. "Fluidköpfe"). Einige haben sogar eine einstellbare Rückstellfeder zum Ausgleich der Disbalance. Die guten kosten jedoch mehr als dein ganzer Aufbau.