Hallo Andreas,
die Bortle Skala basiert ja auf der optischen Wahrnehmung des Nachthimmels insgesamt (Sichtbarkeit von Milchstraße, Zodiakallicht, Wolken etc.). Es macht deshalb m. E. nicht viel Sinn, die Bortle Klassen für die Klassifizierung unterschiedlicher Himmelsrichtungen einzusetzen. Ich fotografiere in Bortle 5, wenn ich eine Zenitmessung des SQM bei Neumond in die Bortle Klasse umrechne. Wenn ich unter flachem Winkel in deine Richtung messe, dürfte ich eher bei mittleren Bortle 6 liegen. Wenn dann noch Mond ist....und spätestens wenn Filter eingesetzt werden, ist Bortle eh drittrangig.
Für Astrofotografen wäre eine Einschätzung anhand des SQM-Wertes des tatsächlichen Bildfeldes sinnvoller, wenn es darum geht, Belichtungszeiten, erreichbare Bildergebnisse etc. abzuschätzen. Auch z. B. der "Optimale Belichtungszeitrechner" in NINA berechnet die "optimale" Belichtungszeit anhand der Sensordaten aus Referenzbildern. In meinen Pentax-DSLR-Zeiten habe ich öfters eine Formel von Samir Kharusi herangezogen, um die Aufnahmebedingungen und ggf. die Belichtungszeit anzupassen:
Mag/sq arc-sec = 13.93+2.5*log10(seconds to mid histogram at ISO 800 and f4)
Ich hatte mir sogar ein Excel-Tool für andere Kameraeinstellungen etc. gebastelt und mit meinen Pentax-Forenkollegen geteilt, finde es aber nicht mehr wieder. Den Hintergrund der Formel kann man sich hier Measuring Skyfog from Camera JPEG erläutern lassen, auch wenn man Gefahr läuft, sich die Augen zu verbiegen (es ist schon interessant, was in Sachen Webseitengestaltung vor 20 Jahren so als schick empfunden wurde ).
CS und weniger Bortle!
Peter