Beiträge von Stathis im Thema „Newton Justage - Best Practice“

    da der Wink mit dem Zaunpfahl von mir und Cateye anscheinend immer noch nicht gereicht hat, lege ich jetzt mit dem Baumstamm nach:


    Natürlich kann man so Sachen wie Ausleuchtung, Sucher parallel stellen, oder gucken, wo ungefähr der Fokus sein könnte, durch das Fenster machen. Aber doch bitte nicht, um die Justage oder gar die allgemeine optische Leistung einer Astrooptik zu überprüfen.

    Vor dem "(unscharfen) Schärfepunkt" werden Lichter in die Breite gezogen, nach dem Punkt in die Höhe.

    Das ist klassischer Astigmatismus.


    Modernes Fensterglas wird auf flüssigem Zinn gegossen (Floating), das macht erstaunlich ebene Oberflächen im Vergleich zu den früheren gotischen Kirchenfenstern, sodass man schön schlierenfrei durchgucken kann, partiell reicht es sogar zur flüchtigen Vogelbeobachtung mit dem 8x40 Fernglas. Aber sie sind natürlich nicht in der nötigen feinoptischen Genauigkeit planparallel poliert und somit viel zu ungenau. 2-fach Fenster ergeben 4 Glas Luft Flächen, 3-fach Fenster sogar 6 Glas Luft Flächen, jede für sich um ca. Faktor 20-100 zu ungenau und auch zueinander viel zu ungenau montiert. Jetzt guckt man eventuell auch noch schräg durch 8| .

    Das Sucherfernrohr 8x50 bildete sehr klar ab.

    Bei 8- facher Vergrößerung auf einer Fläche von 5 cm Durchmesser (Sucher) mag das noch auf den ersten Blick funktionieren, aber sicher nicht bei 30-fach durch die weit größere Fläche von 20 cm Durchmesser. Das stelle ich mir vor, als würde man durch eine Glasbausteinwand beobachten wollen, welchen Wurm der Spatz draußen auf dem Baum im Schnabel hat.

    Seit meiner Justage (mit der Filmdose) gab es allerdings keinen wolkenfreien Himmel mehr

    Ja, hier seit vielen Wochen dasselbe Drama. Momentan schneit es wie wild und das weiße Zeug bleibt auch noch liegen.

    1.) FS zum OAZ justieren (Drehung und Lage um bzw. in Tubuslängsrichtung)

    2.) FS zum HS ausrichten (ändert aber ggf. Pkt. 1 wieder)

    3.) HS zum OAZ ausrichten

    Richtig so?

    Ja, richtig. Etwas anders formuliert habe ich es in meiner Newton Justierung mit Filmdose, meint inhaltlich jedoch dasselbe. Für die visuelle Nutzung muss Punkt 1+2 nur so gut sein, dass der Hauptspiegel einigermaßen mittig im Fangspiegel zentriert ist, damit die Ausleuchtung passt. Die Fangspiegeljustage muss man eigentlich nur einmalig machen, da sich eine ordentlich gebaute Fangspiegelmechanik nicht so schnell von selbst verstellt. Daher ist auch die Vorgehensweise von AR_Nr2 hinreichend genau. Punkt 3 muss hingegen wirklich genau sein. Das geht sehr gut mit dem Cheshire Okular, oder noch genauer am Stern in der Bildmitte bei hoher Vergrößerung.


    Oder anders gefragt: Kann bei einem verdrehten, verkippten und/oder versetztem FS dennoch der Laserpunkt ins Ziel treffen?

    Ja, kann er leider, wenn alles so "gegenschief" ist, dass es sich kompensiert. Daher funktioniert die Fangspiegeljustierung mit Laser nur, wenn gewisse Voraussetzungen zuvor bereist sichergestellt wurden, wie Rigel7 in Beitrag #5 schreibt. Als Teleskopbauer mache ich bei der initialen Montage einen Mittenmarkierungspunkt auf die optische Mitte des Fangspiegels, also incl. Offset und stelle den Fangspiegel so ein, dass dessen Mittenmarkierung auf den Laserstrahl trifft, siehe Fangspiegel kleben unserer Fünflinge.


    Der Laser reagiert übergenau auf Verkippung im OAZ, weil bereits kleine Winkel durch den langen Weg hin und zurück eine große Auswirkung zeigen. Eine leichte OAZ Verkippung ist für die visuelle Nutzung jedoch unkritisch. Auch die weitere Justage funktioniert mit dem Laser nur dann gut genug, wenn der Laser selbst justiert ist und nicht in der Okularauszugshülse hin und her klappert. Mit den billigen Fernostjustieren ist das so gut wie nie gegeben, wirklich passgenaue Laser gibt es jedoch nur von Kleinmanufakturen und sind teurer. Ich musste regelmäßig nach beendeter Laserjustage am Stern noch mal nachtunen, während es es mit Cheshire / Filmdose eigentlich immer so gut wie perfekt gepasst hat.


    Meine Empfehlungen:

    1. Justage verstehen und nicht nur die Anleitungen wie Kochrezepte anwenden. Welcher Schritt davon muss wirklich genau sein.

    2. Bei wenig Geld ---> Augenzentrierung + transparente Filmdose

    3. Bei mehr Geld ---> Cheshire Justierokular

    4. Bei viel Geld ---> Genauen Kleinmanufaktur Laser + zusätzlich Cheshire

    5. Justage am Stern in der Bildmitte bei hoher Vergrößerung prüfen. Das ist der ultimative Test und zeigt ganz nebenbei, ob mit der Optik alles ok ist und wie gut das Seeing ist. Sterne lügen nicht!