Beiträge von Lucifugus im Thema „OdM November 2023 – Messier 77 und NGC 1055, ein Galaxienpaar im Cetus“

    Servus Robin,


    cool, das freut mich, dass du einige der alten OdMs abklappern konntest und du da das Eine oder andere hast entdecken können. Das Sterndreieck bei NGC 1055 ist wirklich auffällig. Ich habe es auch gezeichnet, habe aber die Galaxie an sich etwas falsch verortet. Die ist mir verrutscht. Da muss ich selber nochmal ran und besser zeichnen. Das Staubband hast du ja auch klar als Kante sehen können. Dass das leichte Leuchten vom Buldge auf der anderen Seite nicht zu sehen war, liegt sicher am Dunst.


    Auch bei M 77 ist bei einer sehr guten Nacht mehr rauszuholen. Aber das ist ja eh klar. ;-). Danke für die nachträglichen Beiträge!


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beinand,


    am 16.12.2023 habe ich versucht, M 77 und NGC 1055 mit meinem Ferngläsern dingfest zu machen. Mit meinem 20 × 60 war M 77 freihändig als kleines Diffuses Etwas indirekt gut zu erkennen, direkt sah es M 77 wie ein Stern aus, indirekt dann wieder als diffuses Fleckchen. NGX 1055, obwohl dank der beiden Sterne neben ihr, war gar nicht auszumachen.

    M 77 geht auch im 8 × 22 (das aber auf einem Stativ), wirkt da aber nicht flächig, sondern wirklich nur stellar. Der Ort war durch den Blick ins 20 × 60 klar und ich habe ihn später daheim nochmal per Katrte überprüft (die Skizze ist nicht vorzeigbar, reicht aber für die Identifizierung aus).


    Was sagt der Rest der Fernglastruppe? Also: ich biete 20 × 60 als glasklaren Nachweis und 8 × 42 als wackelig, da nur stellar und nicht galaxienhaft, wie man es sich vorstellt.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Heinz,


    die äußeren Arme hast du wunderschön eingefangen. Und ich finde, dass man sie wirklich gut und deutlich auf dem Foto erkennen kann. Die CCD-Technik ist besser, als ihr Ruf ;)


    Das Wetter ist im Moment wirklich zum Mäusemelken. Das war schon letzten Dezember so. Erst sind wir im Schnee untergegangen, und jetzt regnet es nur noch (plus Schmelzwasser). Wenn 60 cm Schnee in wenigen Tagen wegtauen und es dann noch regnet, dann wird alles überschwemmt. Und der Himmel ist dicht... Genau die richtige Zeit, um alte Daten zu reanimieren. Danke für's Rauskramen, Bearbeiten und Zeigen!


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beinand,


    ich selber war ein bisserl inaktiv (erst Corona, die neue Variante und dann Nachwirkungen) und das Wetter... Und wenn es mal aufriss und klar wurde, dann werktags, wenn man früh raus muss... Aber das geht ja den meisten so. Das Neumondwochenende ist bei mir komplett ins Wasser gefallen. Langer Rede kurzer Sinn: ich wollte selber die beiden Objekte nachbeobachten, aber das hat nicht geklappt. Daher hier die in einem anderen Thread schon im Voraus gezeigten Ergebnisse auch hier nochmal (ich hatte gehofft, mehr Details beim "Zweitbesuch" mit meinem 22er rausarbeiten zu können), da ich durch den wieder dicker werdenden Mond erstmal wenig Hoffnung habe.


    Zunächst M 77:



    Der Himmel war suboptimal, luftfeucht war es zudem... M 77 wirkt sehr hell und oval, jedenfalls nicht kreisrund. Im Zentrum ist klar ein Balken zu erkennen sowie der aktive Galaxienkern, rundherum sind die Spiralarme nicht wirklich auszumachen, sondern alles wirkt, als wäre um den Balken herum eine ellipsoide Umrandung, so also, als würden die Spiralarme sich berühren und einen schief angesehenen Ring bilden. Den schwachen, diffusen äußeren Ring habe ich nicht bemerkt, was man an dem Stern TYC 4699-1219-1 sehen kann (der Stern in der Zeichnung neben M 77). Die schwachen Außenbereiche haben einen so großen Radius, dass sie erst jenseits von TYC 4699-1219-1 beginnen. Vielleicht hatte ich auch nicht genug Geduld beim Beobachten, aber ich denke eher, dass die Transparenz nicht gut genug war. Es ist ja eine sehr diffuse, schwache Struktur. Beobachtet habe ich bei 112× und 224×.


    Auch die helleren Spiralarme (also nicht der Außenbereich) sollten eigentlich besser gehen. Aber es wird nicht der letzte Besuch von M 77 sein.


    Nun zu NGC 1055:



    Das Staubband fällt sofort auf, da es die Galaxie nicht symmetrisch durchschneidet, sondern aufgrund der Perspektive einen großen südlichen Teil und einen kleinen, nördlichen Teil abtrennt. Ich habe es vermutlich etwas zu dick eingezeichnet, wenn ich das mit Fotos vergleiche. Es sprang einfach so deutlich ins Auge, dass ich hier vermutlich das band überdeutlich gezeichnet habe. Auffallend war für mich die gerade Kante auf der Südseite. Nordseits ist die Galaxie viel diffuser, weniger hell und damit die Kante nicht ganz so klar. Ziselierungen im Staubband wie auf Fotos habe ich nicht gesehen. Der Anblick erinnter mich an die Sombrerogalaxie, aber natürlich nicht so hell. Die Galaxie erscheint deutlich elongiert und ist auffallend hell. Bei 112× und 224× beobachtet. Ich sollte sie auch mal mit dem 4,7mm Ethos ins Visier nehmen. Ich kam aber eben deitdem nicht mehr dazu. Der helle, gelbe Stern ist übrigens HD 16786 mit 6m8 – er war wunderschön gelb, sehr intensiv und hat die Szenerie deutlich aufgewertet. HD 16835, der andere der beiden hellen Sterne, ist intensiv blau, aber das habe ich trotz seiner Helligkeit ehrlich gesagt nicht wahrgenommen. Ich habe mit Blau eh oft ein bisserl Probleme. Selbst bei Albireo muss ich manchmal erst etwas defokussieren (Beobachtung mit meinem 8-Zöller), um das Blau schön zu sehen. Beim Wiederscharfstellen scheint sich das Gehirn daran zu erinnern und dann kommt der Farbkontrast besser raus. Ich hätte das hier auch mal probieren sollen, hatte aber fast nur auf die Galaxie geachtet und das dann sträflichst vernachlässigt. Das Gelb sprang hingegen so stark ins Auge, das war auch am punktförmigen Stern klar erkennbar.


    Ich danke allen, die sich bisher hier trotz der widrigen Umstände (wettertechnisch) beteiligt haben. Vielleicht kommt es ja auch noch zu weiteren Beiträgen, entweder aus dem Archiv früher Beobachtungen und/oder Fotos oder auch zu Nachbeobachtungen. Die beiden Objekte sind ja auch im Dezember noch gut anzusteuern. Und wenn nicht, dann eben im nächsten Herbst.


    Liebe Grüße,

    Christoph


    P.S.: eingesetzte Okulare 20 mm Nagler (Leihgabe von Stathis – heute ist endlich mein 21mm Ethis angekommen, auf das ich vier Monate warten musste) und 10 mm Ethos und das f/4 ist dem Paracorr geschuldet, da der die Brennweite um 15% verlängert, also wie eine schwache Barlowlinse wirkt (und den mir ebenfalls dankenswerterweise Stathis geliehen hat – und auch hier ist "mein" Paracorr auch heute bei mir angekommen, zusammen mit dem 20 mm Ethos).

    Bevor die Wintermilchstraße die Teleskope auf sich lenkt, möchte ich jetzt im Spätherbst das Augenmerk auf zwei Galaxien lenken. Messier 77 und NGC 1055 sind zwei vermutlich gravitativ aneinander gebundene Galaxien und von uns 51 resp. 45 Millionen Lichtjahre entfernt. Sie stehen aufgrund ihrer physikalischen Verbindung miteinander und der relativ großen Nähe zu uns auch am Himmel scheinbar nah beieinander.


    Beide Objekte sind sehr hell und schon mit kleinen Optiken bzw. Ferngläsern sichtbar. Sie sind aber, finde ich jedenfalls, für alle Öffnungen interessant, denn je mehr Öffnung, umso mehr wird an Details sichtbar. Interessant ist natürlich, was mit welcher Öffnung geht.


    Wie findet man die beiden Galaxien?


    Das ist zum Glück sehr einfach. Südlich des Widders findet sich recht auffällig der Kopf des Walfischs. Im Moment hilft Jupiter dabei, denn der steht direkt nördlich des Kopfes. Menkar, alpha Ceti, ist mit 2m5 auffällig. Man findet ihn auch, indem man den Stierkopf als Pfeil verwendet:


    (Bildquelle: Bildhintergrund SDSS – Wikisky.org)


    Hat man den Kopf des Walfischs erreicht, dann muss man nur noch den Stern finden, der den Kopf trägt, quasi den Hals des Meerungeheuers, Delta Ceti. Mit 4m1 ist er kein Scheinwerfer, sollte aber auch bei nicht so gutem Himmel leicht sichtbar sein. Östlich von Delta Ceti findet man dann sofort NGC 1055, die mit zwei Sternen ein gleichschenkeliges Dreieck bildet. M 77 liegt direkt südsüdöstlich von NGC 1055.


    (Bildquelle: Bildhintergrund SDSS – Wikisky.org)


    Die beiden Objekte


    Zuerst der Klassiker schlechthin, Messier 77. Mit 8m9 ist es eine sehr helle Galaxie. Wir schauen hier auf eine Spiralgalaxie in Aufsicht. Trotzdem ist es nicht einfach, die Spiralarme zu sehen, denn ihr Buldge ist recht groß und die Arme sind sehr dicht beieinander. Trotzdem ist auch bei kleinen Öffnungen etwas zu erkennen bzzw. Herauszuarbeiten: der aktive Galaxienkern, denn M 77 ist eine Seyfertgalaxie. Viele Spiralgalaxien sind Seyfertgalaxien, aber diese liegt in unserer direkten kosmischen Nachbarschaft. Und trotzdem springt der helle Kern nicht sofort ins Auge, da das zentrale Schwarze Loch von Staubwolken umgeben ist (vgl. diesen Kurzartikel der Max-Planck-Gesellschaft: https://www.mpg.de/18274805/schwarzes-loch-in-ngc1068

    Als wäre eine aktive Galaxie in Aufsicht nicht schon für sich allein interessant genug, so wundert man sich, wenn man sie entweder mit sehr großen Amateurteleskopen visuell betrachtet oder mittels Fotografie auch schwächere Bereiche der Galaxie sichtbar macht. Um die Spiralgalaxie selbst findet sich ein großer Ring bzw. eine große ovale Struktur. Auf Fotos sieht man hier wiederum Staubbänder und Feinstrukturen. Auf sehr lang belichteten Fotos erkennt man, dass ein Kontakt mit den beiden größten Spiralarmen besteht und in den äußersten Bereichen die Sterndichte höher ist, als auf halbem Weg zwischen Außenbereich und Kernregion. M 77 wurde in ihrer Entwicklung deutlich gestört, weshalb sie im Arp-Katalog als Arp 37 erscheint. Demnach habe sie auf einem Arm einen Begleiter mit sehr geringer Flächenhelligkeit. So einen Begleiter sehe ich zwar nirgends auf Fotos, aber wie gesagt, M 77 zeigt irreguläre Spuren.


    NGC 1055, der Mini-Sombrero, ist das zweite Objekt. Es ist an M 77 gravitativ gebunden und mit 10m6 deutlich lichtschwächer. Die Flächenhelligkeit ist mit 13m7/arcmin aber noch ausreichend hell auch für kleinere Optiken. Doch was ist das Besondere an diesem Begleiter von M 77? Nun, hier schauen wir von der Seite auf eine Balkenspirale, was sich durch die Form (lang und schmal, edge on eben) und ein sehr auffälliges, großes Staubband bemerkbar macht. Da wir aber noch etwas schief auf die Galaxie sehen, wirkt sie asymmetrisch. Das Staubband schneidet den hellen Teil der Galaxie wie mit einem Lineal gezogen ab, man sieht also eine recht scharfe Kante. Die andere Seite, jenseits des Staubbands, sehen wir fast nicht, da sie großteils verdeckt ist. Hier kommt es auf die Optik (und den Himmel) an, ob man nur den helleren Teil erkennt oder ob man auf der anderen Seite des Bands noch etwas Glimmen sehen kann. Mit mittleren Optiken wird man da wenig Chance haben, aber nur wer’s versucht, weiß es. Auf alle Fälle kann man beim Versuch, auf der anderen Seite noch etwas glimmen zu sehen, die Form des helleren Teils genau analysieren. Vielleicht fällt ja die glatte Kante auf, auch wenn dann das Staubband selbst nicht direkt sichtbar ist, wäre diese Auswirkung desselben erkennbar.


    Es sind noch weitere Galaxien in der direkten Umgebung, sowohl entferntere als auch weiter, mit M 77 und NGC 1055 gebundene, auffindbar. Aber die beiden allein verlangen, wenn man’s „gescheit“ machen will, viel Zeit und Aufmerksamkeit. Deshalb habe ich nur dieses Paar ausgesucht (und wo soll man in dieser Gegend sonst eine Grenze ziehen?).


    Konkret zu beobachten:


    Messier 77:


    1. Wie auffällig findet ihr den Kern?


    2. Ab welcher Öffnung könnt ihr die Spiralstruktur erkennen/erahnen?


    3. Ab welcher Öffnung könnt ihr Details in den Armen erkennen (Staubstrukturen, Knoten usw.)?


    4. Ab welcher Öffnung könnt ihr die äußeren Bereiche erkennen?



    NGC 1055:


    1. Was ist die kleinste Optik, mit der ihr NGC 1055 erkennen könnt? (Die beiden Sterne nördlich helfen, sie im Fernglas genau zu lo0kalisieren)


    2. Ab welcher Öffnung seht ihr den größeren Teil gerade abgeschnitten?


    3. Ab welcher Öffnung seht ihr den Staubstreifen deutlich, da ihr den gesamten Sombrero erkennt, auch die andere Seite, die kleiner ist ?



    Und natürlich auch herzlichst eingeladen sind die Fotografinnen und Fotografen, die den beiden sicher schon zuleibe gerückt sind (und wenn nicht, dann seid hiermit animiert, die beiden Schönheiten aufs Korn zu nehmen).


    Ich wünsche euch viel Freude beim Beobachten – in zwei Wochen haben wir Neumond und hoffeltlich klaren Himmel – oder beim Kramen in eueren Aufzeichnungen / Fotoarchiven!


    Liebe Grüße,

    Christoph