Beiträge von Captn Difool im Thema „Astrotheke versus APQ Jena“

    Wurde das nicht beim Zeiss B Objektiv so gemacht??

    Hallo Gert,


    nein, das B hat nur "Luft" zwischen. Zeiss begann erst beim APQ mit der Ölfügung. Sie hatten mir sogar mal ein Fläschchen davon geschickt. Habe es leider nicht mehr, vielleicht hatte ich das damals beim guten W. Nehls gelassen... Das wird ein angepasstes Immersionsöl aus der Mikroskop-Abteilung gewesen sein. Ich finde die Ölfügung immer noch die beste Methode für Objektive. Auch die beste Vergütung reflektiert mehr.

    Man vergrößert den Luftspalt z.B. um die Brechung des ersten Glases besser zu nutzen, damit das nachfolgende Glaselement mit seinem Oberflächenradius/Krümmung besser passt. Bei Fotoobjektiven nutzt man das noch viel krasser als bei Refraktorobjektiven. Dort sind die Linsen schalenförmig hintereinander geordnet, damit man die Brechung noch konsequenter nutzen kann. Somit bleibt der Luftspalt eine wichtige Rechen- und Designgröße. Bei den ölgefügten Objektiven muss man mehr mit passenden Gläsern und Radien rechnen und eine oder gar beide Aussenflächen dann noch asphärisch deformieren. Mit Luftspalt lassen sich zumeist kostengünstigere Gläser verwenden, Kalziumflourit ist hier der Luftfeuchtigkeit ausgesetzt, nicht unbedingt erwünscht, weil es hydroskopisch ist. Wie weiter oben schon von mir erwähnt, muß hier der Optikingenieur seine bevorzugten Schwerpunkte/Eigenschaften festlegen und einen Kompromiss aus gegenläufigen Parametern optimiert finden.

    Der RC ist eigentlich als fotografisches Objektiv gedacht. Hier zählt die seeingbegrenzte Auflösung in der Praxis. Selbst wenn man traumhafte 0,3" erreicht, sind alle optischen Restfehler innerhalb dieses Scheibchens und damit nicht mehr sichtbar. Doch auf der Achse ist die Abbildung auch für visuelle Beobachtungen immer noch mehr als gut genug.


    Der APQ Polychromat hat in seiner Transmission keinen nennenswerten Nachteile, da hier einmal mehr von der Ölfügung Gebrauch gemacht wird. Das hat zudem den Vorteil, das die nur schwierig zu polierenden CAF2-Gläser eben nicht vollständig auspoliert werden müssen, was die Herstellungskosten senkt. Die Vorteile wurden damals schon beim APQ Apo hinreichend beschrieben.


    Die Berechnung solcher Objektive kosten in der Entwicklung natürlich schon einige Stunden, da der Optikinigenieur viele Durchläufe rechnen muss, wo am Ende er selbst die Schwerpunkt legen muss, in welchen Bereichen das Objektiv seine wirkliche Leistung bringen soll. Weit schwieriger ist die Herstellung und Beschaffung der passenden Gläser, welche dann auch eine gleichbleibend hohe Materialqualität aufweisen müssen. Hier ist man auch zwangsläufig auf die Zulieferer angewiesen. Desweiteren ist die erfolgreiche Kollimation der einzelnen Elemente arbeits- und zeitaufwändig, was einen nicht unerheblichen Anteil auf den Preis hat.

    Ein 6"er ist für mich die Mobilgrenze. Denn es kommen dann noch Montierung, Gewichte, Stativ....das ist eine Menge Gerafell zum schleppen. Alles über 6" wird dann noch exponentiell kostspielig, da kommt man in beiden Belangen schnell an die Grenzen.

    Die LZOS-Leute haben mit dem Krieg nicht mehr am Hut als wir, also warum sollte man sie verurteilen? Weil es Russen per se sind? Die westlichen Unternehem und gerade auch Zeiss samt Umfeld sind ebenfalls Lieferanten der Rüstungsindustrie. Die Politik sollte in politischen Foren diskutiert werden und hat hier nichts verloren.

    Solche Teleskope sind Nischenprodukte und schon ihres Herstellungsaufwandes wegen ist es für Kleinbetriebe unleistbar, auf Vorrat zu produzieren. Es wird wenn nur ein paar wenige Exemplare zur Vorführzwecken geben, ansonsten nur bei verbindlichen Bestellauftrag.

    Interessant, es gab ja immer wieder Rufe, den APQ neu auferstehen zu lassen. Die Ziele von Norbert Strömich sind sehr ambitioniert. Denn das ganze Unternehmen hat einen nicht zu untschätzenden Kostenaufwand, so daß schon die Frage im Raum stehen bleibt, geht die Herstellung auf Dauer wirtschafltich? Denn gerade der wirtschaftliche Aspekt führte 1995 dazu, "Amateur-Astro" in Jena einzustellen. Das Unternehmen wurde in zahlreiche Subunternehmen aufgeteilt, so dass "Amateur-Astro" sich allein nicht mehr wirtschaftlich tragen konnte.


    Zwar gibt es mit diversen CAD/CNC-Technologieen viele Möglichkeiten, wirtschaftlicher als damals zu produzieren, aber ob das reichen wird? APQ, wenn ich die Webseitenbeschreibung richtig verstanden haben soll, bildet sich im Wesentlichen aus einem Ingenieursbüro, gefertigt wird von Zulieferern. Dennoch werden die Preise "High-End" noch übersteigen. Ich schätze mal grob, der neue APQ 130 wird einen deutlich 5-Stelligen Preis fordern. Ist er damit wirklich konkurrenzfähig? Der gemeine Amateur hat aufgrund der stagnierenden wirtschaftlichen Entwicklung nur ein begrenztes Budget, was ihn nahezu zwangsläufig zu zumeist chinesischen Produkten führt. Es wird daher nur wenige, sehr passionierte Liebhaber geben, die den Preis eines Kleinwagens für eine perfekte Refraktoroptik bereit sind, anzulegen. Hier kann man sich dann auch fragen, ob man mit einer Reflektoroptik nicht auch günstiger zum Ziel kommt, wenn es nu rum die Farbreinheit geht? Für reine Fokalfotografie ist der Markt bereits gut mit kleineren bis mittleren ED-Apos gesättigt, die für "Pretty Pictures" ihren Anforderungen gerecht werden.


    Ich sehe bislang auch keine Produktfotos bei APQ, es sind nur CAD-Bilder vorhanden, so daß ich annehme, das Herr Strömich über die genannten beiden 150er-APQ-Prototypen noch nicht hinaus gekommen ist. Das Unternehmen steht an der Schwelle, den Markt in Schwung zu bringen, das ist ebenso ein schwieriges Unterfangen, Kunden zu finden und ein Produktvertrauen aufzubauen, welches sich bisher nur auf die historischen Zeiss-Produkte berufen kann. Ich kann Herrn Strömich nur viel Erfolg und auch Glück wünschen, den Anspruch zur Herstellung der besten Refraktoren der Welt zu verwirklichen.