Beiträge von Henning81 im Thema „Lange Nacht, viel gesehen“

    Hallo Wolfgang,


    Jetzt fängt die lohnende, dunkle Zeit ja gerade erst wieder an.

    Es war auch ungewöhnlich warm für diesen Sommer, bin richtig ins Schwitzen gekommen, weil ich zuviel anhatte, was sich schlecht reduzieren liess.


    Also dann: Klare Nächte!,

    Henning

    Beobachtungsmemo


    der Nacht vom 11. auf den 12. August 2023, Uckermark, 16" Dobson. SQM sagt 21,5.


    Von Innen nach Aussen (oder: Von Nah nach Fern):


    Hochziehende Zirren befeuern mein schlechtes Gewissen, die vorangegangene Nacht (10.>11.) verschwendet zu haben. Die war wirklich 1a und ich habe sie nur kurz per Fernglas bereist, bevor mir langsam die Augen unterm Glasdach zufielen. Immerhin, muss ich sagen, und freue mich trotzdem immer, eine Liege unter den Sternen zu haben, im Warmen. Aber unser eigener Planet ist oft der anstrengendste von allen, und das kann er nur bedingt abmildern, in dem er Kaffeebohnen wachsen lässt.


    Zurück zu den Zirren. Die sind noch lange mit Dämmerungslicht und menschlicher Lichtemission vollgesogen. Langsam geben sie aber immer größere Regionen frei. Erste Perseiden zischen durch die Szene, die meisten, neu für mich, sehr schnell und eine weiss-orange, kurzlebige Spur wischend. Später kommt noch ein langsamer, weiss-grünlich ziehender Besucher, der sich aber wie die meisten dieser Art vermutlich mangels Hitzeschild gleich wieder verabschiedet.


    Tatsächlich lässt ein tiefstehender Saturn meine zwei Nachtgäste und mich entzückt auf seinen nun immer flacher erscheinenden Ring blicken. Wann ist tief zu tief? Der aus der Zelle kippende Hauptspiegel wird es einem bestimmt mitteilen. Jupiter ist der zweite Planet in dieser Nacht. Viel zu hell und waberig erscheint der, die Monde auch irgendwie nicht scharf zu bekommen.


    Den 12/P Pons-Brooks konnte ich trotz schlechter Vorbereitung und hastig zusammengegoogelter Aufsuchkarte nicht ansatzweise finden. Gut, vielleicht konnte ein Ansatz erahnt werden.


    Albireo, die Trabischeinwerfer im Drachen, der Viererdoppel neben der Vega, Vega, Granatstern, das waren ein paar der besuchten Sterne. Erwähnt werden und eigentlich in dieser Aufzählung von innen nach aussen weiter oben hingehörend muss dann auch die Sonne, die im kleinen ha-Alpha-Gerät etliche Stunden zuvor bewundert wurde, auf der erfolglosen Jagd nach Protuberanzen bögen, die sich mangels gutem Timing immer dann zeigten und berichtet wurden, wenn ich nicht hinsah.


    Der irgendwie viereckige Wildentenhaufen, dann Messier 71, schön dreieckig, Carolines zerknülltes Taschentuch aka Rosenhaufen, warum nicht auch mal Sternhaufen, wenn sie schon mal da sind.


    Nachdem ich den Herkules an komplett falscher Stelle gesucht hatte und mir per Stellarium behalf, Duliebergott wie peinlich, gabs dann an M 13 auch die deutlichsten Ohs, neben den Ahs, die vorher durch Saturn erzeugt wurden. Messier 56, lange nicht besucht, fand sich nach irgendwie leichtfälligerer Suche und war auch ganz hübsch. Ist eigentlich äh, Messier 52 (?) ein Kugelsternhaufen? Ich meine den, der über der Kassiopeia gleich von dem Flugzeugskorpion gefressen wird. Neben dem Blasennebel, den ich nicht sah.

    Zurück zu M 56. Der sollte mir, mittlerweile längst allein, nämlich den Weg zu NGC 6765 weisen, was er auch tat. Puh, ein kleines, formloses Ding ist das. mit OIII Filter war da auch nicht mehr rauszuholen. Einmal den Filter drin, nutzte ich den gleich mehrfach. Ringnebel, Hantelnebel, Blinkender, dank Filter aber nicht blinkender planetarischer Nebel sowie C2 bzw. NGC 40. Messier 76, den kleinen Hantelnebel sah ich mir noch an. Viele der Objekte beinhalten einen gewisse durch Besprechung hier im Forum und vorangegangene Beobachtungen entstandene Nostalgie. Ihr kennt das bestimmt.


    Der Schleiernebelkomplex. Um ehrlich zu sein, gingen der Schleier und der Sturmvogel eigentlich immer ganz gut. In dieser Nacht mit nur 50x Vergrößerung und dem recht breiten OIII war das aber wieder mal nur der Hammer. Erstmals, nach all den Jahren einsamer, meistens zu kalter, ganz sicher immer aber mit zu wenig gen Himmel gerichteter Spiegelfläche, durfte ich durch schier nicht endenwollende Nebelgebiete zwischen gieriger Knochenhand der hysterisch kichernden Hexe und dem nach kosmischen Pommes gierenden Sternauge der Möwe im Schwan, -äh, schweifen. Das Gebiet ist wirklich unüberschaubar, ziellos schwankte, schwenkte, ich von einer Nebelfläche zur nächsten. Der Nordamerikanebel, dessen Bakenasterismus, der kleine Orion, mir im Sucher den Weg wies, war hingegen eher bescheiden anzusehen, so dass er als bald verblassende Erinnerung nur als farblose Wegmarke zur Eidechse zurückblieb. Letztere wurde als ewig unzureichendes Sternbild mehr verworfen als genutzt, um NGC 7331 dann doch wieder aufzusuchen, wie immer dann doch wieder von Süden angesteuert, weil ich mir nie merken kann, welche Sterne denn noch gleich den Schwanz der blöden Reptilie darstellen. Also, wie so oft, die zwei hellen Sterne, dazwischen die beiden hochkant stehenden, von da was nach rechts, und an den geometrischen Formen den Blick quasi polygon zur Galaxie gehangelt, irgendwie alles so klein heute im Sucher. Die Galaxie selbst dient dann als Wegmarke für die kleinen Fuzzies nahebei und etwas weiter weg dann auch für Stephans Quintett, visuell eigentlich eher ein Quartett. Gut, Hochstapelei kennen wir ja bereits von den sechs sieben Schwestern.


    Nur scheinbar aus dem Zusammenhang gerissen, wies mir Almach den Weg zu NGC 891, die wie auch schon öfters erlebt, zunächst so sehr zart nur erschien, sich dann aber durch ihr Staubband verriet und nach einigem Einsehen meinerseits ein Einsehen ihrerseits hatte und mich für mein mittlerweile doch erwähnenswertes Durchhaltevermögen belohnte. Der Ehrlichkeit halber muss ich dann aber erwähnen, eine nicht geringfügige Zeitspanne liegend auf der Beobachtungsplattform verbracht zu haben, die spektakulär wolkige Milchstrasse um Deneb einfach freiäugig bewundernd. Wirklich toll, diese Nacht.


    'Nacht,


    CS,

    Henning