Beiträge von AQR66 im Thema „Schneckenlagerung - Gleitlagerbuchsen“

    Moin Halim,


    vorab: ich astrofotografiere nicht und ich habe auch keine Erfahrung mit dem optimieren von Montierungen.


    Vor dem Tausch von Teilen würde ich immer wissen wollen, wo störende Fehler herkommen.


    Aus dem Bauch heraus würde ich meinen, dass z.B. das Konstrukt mit der Schneckenlagerung für weit größere Fehler verantwortlich sein dürfte als die Lager des Achsenkreuzes.


    Einen einteiligen Lagerblock für die Schneckenwelle halte ich für hilfreich.

    Wie du schon festgestellt hast, sind Radial-Rillenkugellager nicht geeignet Kippmomente aufzunehmen. Die Einbaubedingungen schreiben zwischen den Lagerstellen maximal zulässige Fluchtungsfehler vor. Diese werden mit der zweiteiligen Konstruktion mit Sicherheit nicht eingehalten.

    Dreht man billig(st)-Lager mit (gewollt) leicht verkipptem Innenring, Außenring in der einen, Welle in der anderen Hand, kann man fühlen wie es im Lager vermehrt "rumpelt".


    Bei den aktuellen Lagern an der Schneckenwelle ist imho das größte "Problem", dass es offene Lager sind. Dreck (da reicht Hausstaub) kann leicht in die Lager kommen.


    Wenn ich Lager tauschen würde, dann ggf. die der Schneckenwelle.

    Verwenden würde ich gedichtete Lager (bevorzugt 2Z oder alternativ 2RS).

    Da dann die besseren Qualitätsstufen wie z.B. SKF "Explorer".


    Ob es den Aufwand angesichts nicht passender Lagersitze an der Welle lohnt kann ich nicht einschätzen.


    CS

    Harold


    PS: Was möchtest du mit einer Fühlerlehre prüfen? Ich wüsste im Moment nicht, wobei die hier helfen könnte.

    Hallo Rolf,


    ein wenig für meine Neugier (da ich das so aus eigener Erfahruing nicht bestätigen kann);

    Warum sind besonders digitale Messchieber zu unsicher?


    Generell: man bekommt in der Regel nicht mehr als man bezahlt. Präzise Messzeuge sind teuer.

    Aldi und co sind bezogen auf das Geld erstaunlich gut. Ordentliche Industriequalität kostet aber leicht 10x so viel. Und selbst damit kann man nicht wirklich auf 1/100 messen, da die Toleranzen der Messzeuge größer sind.

    (Wirklich systematisch unpräzise war bei mir nur ein Satz billige digitale Anbaumesschieber aus fernost.)

    Passungen messen ist ohnehin schwierig. Ein Hauch von Dreck oder ein bisschen Handwärme und man liegt schnell ein paar µm danben. Oben verwendete Messschraube hat iirc eine Fehlerspanne von 3µm. Dazu ein digit und man hat eine Unsicherheit bist zu 4 µm (wenn sonst alles passt).


    Der große Vorteil der digitalen: Man macht beim Ablesen keine Fehler. Auch kann man direkt sehen, wenn mann "kippelt", also die Messflächen nicht korrekt anliegen.


    CS

    Harold


    PS:

    Messung mit drei Messschiebern an einer Getriebewelle. Jeweils Schnabelspitze, -mitte und -innenseite. Alle Werte lagen zwischen 13,98 und 14,00 mm, Die Messung mit der Messschraube "sagt": 13,990mm

    (2x Holex, 2x Mitutoyo)

    Hi Halim,


    Jürgen ist mir zuvor gekommen.
    Bei dem von dir genannten großen Spiel würde ich es auch mit Beilagen versuchen.
    Mindestens das Wellenende neben der Zahnriemenscheibe sieht mir nicht Gleitlager-tauglich aus.


    Nachfolgend noch mein Geschreibsel:


    Die radiale Lagerluft dr Kugellager sollte maximal kaum mehr als 1/100 mm betragen:

    Lagerluftklassen C2, CN, C3 und C4
    Die Lagerluftklassen für Rillenkugellager bestimmen im Zusammenspiel der Wellen- und Gehäusepassung sowie der Betriebstemperatur das Betriebsspiel.
    www.findling.com


    Das Übermaß der Wälzlagerbohrung sollte auch unter 1/100 mm liegen:

    https://www.sbn.de/media/2e/51/6b/1627291636/gesamt-sbn-technische-informationen.pdf


    Wenn das Spiel tatsächlich so groß sein sollte, kann ggf. eine "Buchse" helfen.

    Als "Buchsen"material wären imho Papier, Klebefilm, ... tauglich. Die Schwankung der Dicke ist sehr gering.

    Eine Auswahl, die hier auf die Schnelle greifbar war, mal mit 1/1000mm Messschraube ausgemessen:


    Schreibpapier: 0,08mm (Messungen zwischen 0,079mm und 0,086mm)

    Klebeband: 0,06mm (Messungen (zwei Lagen, um keinen Klebstoff auf die Messflächen zu bekommen) 0,114mm bis 0,117mm)

    Zigarettenpapier: 0,03 (vermutlich)

    Alufolie: 0,015mm (Messungen zwischen 0,015mm und 0,016mm)


    Dünnere Auflage z.B. durch galvanisches Verzinken.

    Ich könnte mir vorstellen, dass auch Aufstreichen dünner Sekundenkleber-Schichten gehen könnte. (sehr kleine Tropfen, mit Kunsstoffbeutel auf drehende Welle aufstreichen. Wieviel Schichtdicke da machbar ist und wie rund das läuft wäre zu prüfen.)

    Ich vermute aber dass mindestens bei dem rauh wirkenden Wellenende untauglich ist.


    Eine exakte Messung der Wellenenden würde helfen. Ansonsten zwei ca. 3mm schmale Streifen der Beilage zweilagig auf einer Seite in das Wälzlager einlegen: Lässt sich die Welle nicht mehr leicht in die Bohrug einsetzen, ist das Material zu dick


    Wichtig: keine Falten oder Überlappungen. Nach Möglickeit kein Klebstoff. Wenn doch: etwas, das sich bei Bedarf mit Lösungsmitteln problemlos wieder entfernen lässt.


    CS

    Harold

    Moin Halim,


    hier gibt es einige Informationen zu Materialpaarungen, Toleranzen, Einbaubedingungen und Lagerluft im Einbauzustand:
    https://www.skf.com/de/product…sign-bushing-arrangements


    Imho ist ein Gleitlager nur einen Option, wenn die Welle eine geeignete Oberfläche hat (fein geschliffen) und dein aktuelles Spiel im Wälzlager größer ist, als das Spiel in einem Gleitlager (normal mindestens einige 1/100mm).


    Ggf. kannst du das Spiel durch einen sehr festen Lagersitz am Außenring reduzieren. Ob das praktikabel ist, bzw. ob damit eine relevante Verbesserung zu erzielen ist, hängt vom Untermaß der Welle ab.


    Alternativ könntest du auch eine Buchse zwischen einem größeren Lager und der Welle einfügen. Auch das ergibt imho nur Sinn, wenn das aktuelle Spiel größer ist, als die zu erwartenden Fluchtungsfehler der Buchse.


    CS

    Harold