Beiträge von ReneM im Thema „Gaudium maior um Canis Major“

    Hallo Ben,


    wunderbar. Danke für die prompte Umsetzung deines Versprechens. Und juhu, ich habe nicht zu viel versprochen 8)


    Mich juckt es echt in den Fingern, die Lorenzins mal systematisch anzugehen. Das Spermatozoon im Sternbild Stier unweit von Messier 1 ist ja auch ein Lorenzin.


    Beste Grüße


    Rene

    Hallo zusammen,


    vielen lieben Dank euch für die schönen Rückmeldungen.

    Sarah hat es am schönsten und Bianka am treffendsten zusammen gefasst. Ich freue mich wirklich sehr, wenn ich euch mit meinen Berichten zu der einen oder anderen Nachbeobachtung inspirieren kann. Bei Sarah ja gleich eine ganze Liste ;). Ich bin sehr gespannt auf eure Beobachtungen. Vielleicht präsentiert ihr sie dann hier, das wäre ja dann mit größerer Öffnung und ein schöner Vergleich.


    Christoph, Ben, NGC 2367 mea culpa. Im Zweifel zukünftig dann immer: "... eine Empfehlung von einem aus dem CdS" 8):).

    Bei NGC 2383/84 hat mir witzigerweise NGC 2383 besser gefallen, weil dichter und sternreicher. NGC 2384 wirkte auf mich weniger als Haufen, sondern als zufällige Sternansammlung bei den zwei hellen Sternen. Aber auch da schadet ein erneuter Besuch sicher nicht.

    Ich denke, bei 3" wirken die helleren Sterne von NGC 2384 mehr. NGC 2383 war 3" bei 57-facher Vergrößerung hauchzart zu erkennen und lediglich ein, zwei Sterne blinkten dort heraus. Auch schön, aber NGC 2384 war irgendwie aufdringlicher. Beim Blick auf das DSS-Bild kam mir schon der Gedanke, dass ich NGC 2383 unbedingt auch mal mit 12,5" beobachten möchte.


    Christoph, Tombaugh 1 und 2 sind markiert im Atlas. Danke für den Tipp. Sie stehen beide schön dich an Sternen, da braucht es keine Aufsuchkarte.

    Die FSR´s hatten wir ja vor Kurzem in Biankas Thread. Ich finde hier die Zahl FSR 1144 so erschreckend, kein Katalog für ein Beobachtungsprojekt :D


    Ben, bei NGC 2360 bin ich voll und ganz bei dir. Vor allem mag ich alle Objekte, die von Caroline Herschel entdeckt wurden. Dieser Sternhaufen war sogar das erste Objekt überhaupt, das von ihr entdeckt wurde. Ich wollte mal ein Beobachtungsprojekt daraus machen, habe dann aber festgestellt, dass mir von den 13 (oder 14 Objekten? bin mir nicht sicher) nur noch NGC 253 fehlt.


    Haha Gaudium maior.....sehr schön! Die Beschreibung erinnert mich irgendwie an alte enthusiatische Reiseberichte um die Jahrhundertwende.

    Johannes, welche Jahrhundertwende, 19. oder 20. Jahrhundert? ;)

    Spaß beiseite. W CMa wird dir gefallen, hoffentlich musst du für den nicht den gleichen Aufwand wie bei h 3945 betreiben.


    Beste Grüße


    Rene

    "Der Hund, der auf beiden Hinterpfoten steht … am Bauch selbst kreist er blaudunkel, doch als Schnauze ist ihm ein mächtiger Stern hingesetzt, der aufs schärfste brennt; und die Menschen nennen ihn Sirius (Brenner)."

    (Aratos von Soloi: Phainomena, ca. 250 vor Christus)


    Wir schauen bei dem Blick auf das Sternbild Canis Major (Großer Hund) etwas nach Süden aus der galaktischen Scheibe heraus. Daher reibt der Hund seinen Rücken noch an der Milchstraße, während sein Bauch, wie Aratos bemerkt, schon in stern- und nebelarmer, blaudunkler Umgebung ist. Sirius, auch als Hundsstern bekannt, überstrahlt das gesamte Bild.


    Liebe Sternfreunde,

    ich gebe ganz unumwunden zu, den Text habe oben ich knallhart aus dem BAfK geklaut. Ich finde ihn aber so schön und so passend für meine Beobachtungsnacht am 8. Februar 2023, auf die ich euch nachträglich gern teilhaben lassen möchte.

    An besagtem Mittwoch hatte der Wind gedreht und aufgefrischt, was die Aussicht auf eine trockene Nacht erhöhte und in mich hoffen ließ, dass die Aufhellungen am Südhorizont durch nahe Städte in der Nacht relativ gering ausfallen würden.

    Deshalb habe ich Stellung am nahen Waldrand mit freiem Blick nach Süden Stellung bezogen. Mein Ziel in dieser Nacht: Keines, außer dass ich in die üppigen Milchstraßenfelder rund um Canis Major, Monoceros und Puppis eintauchen wollte.

    Der nachfolgende Ausschnitt entspricht der Seite 72 im interstellarum Deepsky Atlas (isDSA). Ich habe meine Tour gleich mit eingezeichnet:


    Ich starte meine Beobachtungen gern an einem hellen Stern, in dieser Nacht bei Beta CMa und dem Sternhaufen NGC 2204. Zum Warmwerden reichte es mir, den Haufen war zu erkennen, eine Erstsichtung für mich.


    Auf dem Weg zum nächsten Deppsky-Objekt habe ich mich beim Blick auf die Karte ablenken lassen und habe zunächst zwei Doppelsterne angesteuert. Nach vier vorangegangenen Mondnächten mit Doppelsternbeobachtungen ist es wie beim Pilze suchen, ich konnte den Blick nicht abwenden und habe in der gesamten Nacht unterwegs dann doch tatsächlich 11 Doppelsterne mitgenommen, werde hier aber nur von den zwei schönsten berichten.


    Meine Reise ging weiter nach Norden zum PN IC 2165. Im isDSA ist er stellar eingezeichnet und soll ab 4" möglich sein. Also einfach mal draufgehalten ohne Aufsuchkarte ... und was soll ich schreiben, es hat funktioniert. Bei 57-fach zeigte sich eine stellare Aufhellung, ähnlich hell wie ein 10 mag heller Stern. UHC brachte mir die Gewissheit, ja er ist es. Wunderbar. Endlich wieder mal eine Erstbeobachtung von einem PN. Irgendwann will ich ja mal 200 PN beobachtet haben. Der Counter steht nun auf 148. Und vor mir liegen noch gefühlt 50 stellare PN, die dafür in Frage kommen. Was solls, wer Ziele hat, muss leidensfähig sein.


    Weiter Richtung Norden zum Sternhaufen NGC 2215. Ein Schöner, er hat mich ein wenig an King 1 mit 12,5" erinnert. Bei dem Haufen flirrten viele schwache Sterne schön verteilt umher, etwa drei, vier Sterne waren besser sichtbar als der Rest. Insgesamt schwach, aber wunderschön.


    Nun will ich einen der beiden lohnenswerten Doppelsterne vorstellen - Beta Monocerotis oder STF 919. Ein wunderschönes Dreifachsystem, bei kleinen Vergrößerungen sind zwei helle Sterne erkennbar. Sobald man hoch vergrößert, ploppen bei der südwestlichen vermeintlich anfangs helleren Komponente zwei Murmeln dicht beieinander stehend auf. Bei mir sahen bei 95-fach beide Komponenten noch wie eine Ameise aus, bei 127-fach dann gelang mit die Trennung.


    Weiter gen Südosten. Getreu dem Motto, keine Nacht ohne Sternmuster schaute ich mir Harrington 6 an, für mich eine Pfeilspitze, auffällig im Umfeld trotz sechs vermeintlich schwacher Sterne, die das Muster bilden.

    Harrington 5


    Ein Schwenk nach Nordosten zu den vier dicht zusammen stehenden Sternhaufen NGC 2302, NGC 2306, NGC 2309 und FSR 1144. Am besten im Gedächtnis geblieben ist mir NGC 2302, er wirkte leicht länglich ost-west-elongiert, der Süden war von einem schönen Sternbogen schwacher Sterne markiert. Die anderen drei Haufen waren mittelschwer sichtbar, dafür aber allesamt Erstsichtungen.


    Wieder zurück Richtung Süden. Kommen wir zum ersten Highlight der Nacht Lorenzin 15. Keine Nacht ohne ein zweites Sternmuster ;). Und was für eines. Ich liebe die Sternmuster von Tom Lorenzin, der Typ hat(te) Sinn für Ästhetik. Und weil das so ist, habe ich in der Nachbearbeitung nicht wirklich verwundert geschaut, dass ich das Muster bereits mit sieben verschiedenen Öffnungen beobachtet habe. Ein weiterer Name ist auch Pakan's 3. Ich sehe da neuerdings trotzdem immer gleich das McDonald's Logo.

    Lorenzin 15


    So langsam spüre ich die Routine der letzten Nächte, alles läuft wie am Schnürchen, keine Pannen, jeder Handgriff sitzt trotz Handschuhen. Alles liegt an seinem gewohnten Platz hinten im Auto. Fünf Nächte hintereinander schlauchen zwar, haben aber auch sein Gutes. Zunehmend spüre ich die innere Ruhe, die mich häufig umfängt, wenn ich ein Weilchen am Beobachten bin. Wie ein schönes Grundrauschen ...


    Ich steuere über einen weiteren Doppelstern gen Osten. Dann rückt im isDSA der Möwennebel IC 2177 & Gum 1 ins Blickfeld. Oha. Ich gebe es zu, Emissionsnebel sind nicht meine Lieblinge. Aber heute will ich es wagen.

    Ich probiere viel herum, anfangs mit UHC, mein Allroundfilter für den 3-Zöller. Mit dem wirkt das gesamte Umfeld sehr blumig. Also doch den Lichtfresser-H-Beta ausgepackt und in mein 32 mm Okular geschraubt. Diesmal bin ich positiv überrascht, ich kann Strukturen erkennen, die ganz eindeutig verschwinden, wenn ich nach Osten oder Westen schwenke. Ein ähnlicher Effekt wie bei NGC 1499 mit H-Beta, da aber meist mit 12,5". Abgrenzen lässt sich der Nebel dennoch nur schwer, einzig die Südostkante wird im 20 mm-Okular und H-Beta greifbar, hier kann ich einen deutlichen Wechsel zwischen dem Nebel und dem Umfeld erkennen. Gum 1 noch, der Nebel zeigt sich deutlich, deutlicher als IC 2177 und wirkt indirekt größer, eine diffuse Aufhellung. Gum 1 soll laut isDSA erst ab 8" sichtbar sein, IC 2177 hingegen ab 4". Hiermit wäre wieder einmal bewiesen, dass einfach mal draufhalten wieder schlauer macht.

    Mensch, war ja doch nicht so schwer. Und eine Erstsichtung noch dazu. Juhu. Ja, ich habe das Ding vorher wirklich noch nie probiert.

    Cederblad 90 weiter südlich habe ich leider übersehen. Nächstes Mal.


    Ich wühle mich erstmal durch die Sternhaufen in und um den Möwennebel. NGC 2335 und NGC 2343 sind einfach. Dann Collinder 465 und Collinder 466 ... irgendwie denke ich bei Collinder an leuchtend helle Sternfelder wie bei Cr 70 oder Cr 65. Oh ja, Cr 65 auf der Grenze der beiden Sternbilder Stier und Orion, den hat Christoph mal empfohlen, dem kann ich mich nur anschließen, den hatte ich in einer Mondscheinnacht davor im 3"er drin, der hat trotzdem geleuchtet wie nix und die Sterne haben um die Wette gestrahlt. Aber nicht abschweifen ... zurück zu den beiden anderen Sternhaufen aus dem Katalog. Cr 465 und 466 sind richtig, richtig schwere Brocken für 3 Zoll. Wobei ich den eigentlich ab 8" sichtbaren Cr 466 leichter fand als den nördlich stehenden leichter eingestuften Cr 465.


    So, es wird Zeit, die Reise fortzusetzen. Über W CMa ... nein halt. Der Stern hat es in sich. Schaut euch den unbedingt mal an. Ich habe selten so ein glasklares Orange gesehen. Höhervergrößert wird die Farbe noch intensiver, fast schon blutorange.

    Also über W CMa und und den Sternhaufen NGC 2345 (auffällig ... zwischen zwei helleren Sternen im Norden und Süden tummeln sich einige schwächere Sterne) schwenke ich nach Südosten zum nächsten Emissionsnebel. Thors Helm NGC 2359.

    Vor dem habe ich keinen Bammel. Diesmal nehme ich gleich [OIII]. Hier ist bei 29-fach ein gut definiertes Nebelfleckchen zu erkennen, länglich mit Nordost-Südwest-Ausdehnung, größte Helligkeit in Südosten. Nach Norden läuft der Nebel diffus aus. Bei 57-fach wird der Nebel größer und konturenreicher. So meine Aufzeichnungen. Ich schätze, ich habe nur diesen hellen Nebelteil unterhalb der Blase erwischt. Mehr geht dann vielleicht auch nicht mit 3".


    Der Sternhaufen NGC 2374, auch eine Erstsichtung, überraschend schön. Ein bisschen erinnert mich der Haufen an M 11, er ist auch strukturiert und von Furchen durchzogen, natürlich in viel kleinerem Maßstab als M 11. Aus jeden Fall sehenswert mit kleiner Öffnung. Na. man sieht es dem Burschen auf dem nachfolgenden Bildchen eigentlich nicht an.


    Ich habe noch etwas vor in dieser Nacht, eine Zeichnung, von einem Objekt tief im Süden. Ich schaue mir den Himmel an. Wunderbar, ich kann Sterne bis hinunter zum Horizont erkennen, also auf in den Süden. Ne, doch noch nicht. NGC 2360 (Opened Box Cluster oder auch Carolines Cluster).

    Den kenne ich schon, der hat mich in Ferngläsern immer sehr fasziniert. Im Teleskop macht er den gleichen guten Eindruck. Bei 57-facher Vergrößerung zeigt sich der Haufen indirekt richtig schön granular, neben einigen helleren Sternen sind viele kleine Lichtfünkchen zu erkennen.


    Schnell noch zwei Doppelsterne auf dem Weg nach Süden, bevor ich bei dem Hauptziel dieser Nacht ankomme. Auch ein Doppelstern, aber was für einer HJ 3945 (oder nur h 3945). Seine Farben machen ihn so faszinierend. Hier lasse ich einfach meine Zeichnung sprechen:

    Ich hoffe, man kann die Farben noch einigermaßen erkennen, durch das Herunterkomprimieren geht der Eindruck manchmal verloren. Kann man eigentlich auch Zeichnungen, die in der Galerie hinterlegt werden, hier verlinken?

    Den Doppelstern habe ich auch schon mit fünf verschiedenen Öffnungen beobachtet, nun endlich auch einmal gezeichnet.


    Langsam wird es am Osthorizont heller, der Mond wird sich bald hinter dem nahen Wald hervorschieben. Ich habe noch nicht genug und erinnere mich, dass Christoph hier im Forum mal für den Sternhaufen NGC 2367 geschwärmt hat. Glaube ich zumindest. Na, im Zweifel immer Christoph oder Ben ^^.

    Mit 3" ist er einfach, es braucht aber wohl doch mehr Öffnung für den empfohlenen schönen Eindruck.


    Die Sternhaufen NGC 2383 und NGC 2384 sind auch nicht weit nordöstlich entfernt und schnell gefunden. Hier hat mir NGC 2384 gefallen, er ist halb zwischen zwei Sternen eingeklemmt.


    Nach zwei weiteren Doppelsternen, die gehen ja bekanntlich immer, auch wenn es aufgehellt ist, steuere ich auf mein ultimativ letztes Objekt in dieser Nacht zu. Der Sternhaufen M 93. Wenigstens ein Messier soll heute Nacht dabei sein, wenn ich als Kostverächter die wunderschönen Sternhaufen M 41, M 50, M 46 M 47 habe links liegen gelassen.

    Bei M 93 hatte ich schon viele Assoziationen, heute kommt sofort wieder das Bild eines Igels in mir hoch. Die zwei hellen Sterne sind die Augen, die schwächeren Sterne, die wie ein Fähnchen nach Ost-Nordost wegwehen könnten der stachelige Rücken sein.


    Inzwischen ist der Himmel deutlich heller, ich am unteren Ende der Seite 72 im isDSA angekommen und beschließe einzupacken. Das war wirklich auch wettertechnisch eine außerordentliche Nacht. Mein Equipment sah in den Nächten davor immer so aus:


    In dieser Nacht trotz der gleichen Kälte nichts, alles schön trocken geblieben. Und während des Einpackens steigt ein goldgelber, nein was sage ich, ein bernsteingelber Mond über den Baumwipfeln empor. Woaaah, was für eine Farbe! Das ist ein krönender Abschluss einer wunderschönen Nacht.


    Nach knapp 2 Stunden Beobachtung mit 3 Zoll fand ich trotz der vielen Sternhaufen sehr abwechslungsreich. Zusammengerechnet habe ich 35 Objekte rundherum um Canis Major besucht.

    Ein wenig Masochismus gehört schon dazu, die schönen hellen Sternhaufen alle beiseite zu lassen.

    Ich hätte dennoch eine Menge Empfehlungen aus dieser Nacht wie NGC 2215, NGC 2360, W CMa, HJ 3945, NGC 2374, Lorenzin 15 und Sch... auch, ja Messier 93. Na klar.


    Viele Grüße


    Rene


    PS: Die Bilder ohne Bildquellenbezeichnung sind eigene Bilder oder DSS, SDSS-Ausschnitte

    Edit: Rechtschreibfehler, fehlendes Bild und so