Beiträge von Robert Ganter im Thema „Sonnenbeobachtung mit unbeschichteten Spiegel“

    Hallo Alex,


    weisse Farbe hat im Strahlengang nix zu suchen

    Ich verweise gerne nochmals auf meine Literaturempfehlung . Dort wirst Du meine Aussage mit der weisser Farbe ebenfalls finden.


    Oder auf das Inouye Solar Telescope: https://nso.edu/telescopes/dki…s/fact-sheet-main-mirror/


    Niemand sagt, dass Du weisse Farbe *im* Strahlengang verwenden sollst. Schwarze Farbe *hinter* dem Hauptspiegel führt aber schon zu Problemen, da sich diese Teile (wir erinnern uns, 96% des Lichts geht durch den Spiegel durch) stark erwärmen.

    besser ist es vorne am Tubus eine Blende einzubauen

    Du wirst an Deinem Teleskop keine Freude haben, wenn da irgendwas geschlossen ist. Je weniger Luft sich irgendwo stauen kann, desto besser.

    Um den Fangspiegel und Okular ist ein geschlossener Hut allerdings aus Sicherheitsgründen angebracht (s.u. zu Strahlungsleistung am Fangspiegel).

    Denk dran, die Sonne liefert im Idealfall etwa 1.3kW/m2 und das ist nicht nur der für das menschliche Auge sichtbare Teil. Ein erheblicher Teil dieser Leistung ist infrarote Strahlung.


    Für eine einfache Abschätzung:

    - 8" Spiegel (200mm): A = 0.03m2

    - Pein = 2kW (Sicherheitsreserve, Abschätzung!) *0.03 = 60W

    - Prefl_Primärspiegel = 60W * 0.04 = 2.4W (!) . Das ist die Leistung, die beim Fangspiegel, oder, wenn das Teleskop nicht korrekt ausgerichtet ist, irgendwo dort in der Nähe aufschlägt.

    Je nach Brennweite ist das ein kleiner Fleck, der alles organische (Gewebe, Kleider) verbrennen kann.

    - Ptrans_Fangspiegel = 2.4W * (1 - 0.95) (wir verwenden einen guten Spiegel, oder) = 120mW. Klingt nach wenig, ist aber immer noch eine Menge Holz für das kleine Stück Glas. Ah ja, selbstredend ist Holz für einen Solarnewton suboptimal.

    - Prefl_Fangspiegel = 2.4W - 120mW, also etwa 2.4W. Ein allfälliges UV / IR Filter muss für diese Leistung ausgelegt sein, wenn man es da einsetzen möchte. Viel Vergnügen.

    - Prefl_Herschelkeil = 2.4W * 0.04 = 96mW. Der Rest geht durch den Herschelkeil durch und wird über ein diffuses Glas gefahrlos verteilt. Jetzt bessert es langsam.

    - nach dem Herschelkeil können wir UV / IR Filter verwenden, ohne thermische Probleme zu bekommen. Ausserdem kann nun über weitere Neutralfilter die Leistung so weit gesenkt werden, dass man gefahrlos und bequem beobachten kann.


    Ich kann hier nur nochmals betonen und warnen (wie Alex auch). Wer einen Newton für Sonnenbeobachtung bauen will, sollte verdammt gut wissen, was er tut. Man hat einen Versuch beim durchschauen, wenn was schief geht. Wenn es nur eine Kamera ist, die in Rauch aufgeht, ok. Ein Auge aber ist nicht ersetzbar und durch solche Leistungen verursachte Brandwunden fatal!


    Für absolut gefahrlose Beobachtung gibt es einfachere Methoden (Projektion, Lunt, Sonnenteleskop nach Ed Jones). Der Versuchung, einen (noch) nicht metallisierten Spiegel "mal schnell" für Sonnenbeobachtung zu verwenden sollte man tunlichst widerstehen.



    Herzliche Grüsse Robert

    Hallo zuammen,


    Ich möchte mich hier Kalles Bemerkung (Warnung!) anschliessen.

    Ein nicht metallisierter Spiegel reflektiert etwa 4% des Lichts. Nicht nur des sichtbaren, sondern auch UV und IR. Ersteres ist harte Strahlung, zweiteres Wärmestrahlung, die auch schon bei einem 8“ Spiegel immer noch so stark ist, dass sie irreversible Schäden an Augen oder sogar Haut verursacht.

    Es braucht also zwingend nach dem Fangspiegel weitere Dämpfung, z.B. mit einem Herschelkeil. Insbesondere UV sollte zwingend zusätzlich gefiltert werden.


    Abgesehen davon ist es nicht damit getan, den optischen Pfad für die Sonnenbeobachtung zu optimieren. Auch die tragenden Teile müssen komplett anders konzipiert und mit auch im IR Bereich weisser Farbe (z.B. auf TiO Basis) beschichtet sein. Das Zeug wird sonst zu warm und erhitzt die Luft so stark, dass das daraus resultierende Seeing jede Beobachtung verunmöglicht.


    Ich empfehle wärmstens dieses Buch:

    Solar Astronomy Book | Observing, imaging and studying the Sun


    teuer aber jeden Cent wert. Da finden sich alle notwendigen Berechnungen und Informationen zum Thema.



    Sonnenbeobachtung ist faszinierend, aber bei unsachgemässer Instrumentierung kann es schnell gefährlich werden.


    Herzliche Grüsse Robert