Jetzt kommt noch dazu das ich gelesen habe Deep Sky oder so geht erst an einer Grösse von 200 aufwärts.
Servus Günther,
wo hast du denn das gelesen?
Deep Sky geht auch mit bloßem Auge: du kannst viele Sterne sehen, einige helle Sternhaufen, Galaxien wie den Andromedanebel oder die Dreiecksgalaxie (letztere an sehr dunklen Standorten bei bestem Himmel), am Südhimmel auch die Magellanschen Wolken. All das ist Deep Sky, weil jenseits des Sonnensystems. Manche Offenen Sternhaufen kannst du auch mit bloßem Auge in Einzelsterne auslösen. Du kennst sicher Collinder 285, aber unter dem Namen "Großer Wagen" oder "Großer Bär". Mit weiteren Sternen ist das der hellste Offene Sternhaufen, den wir sehen können. Mit einem Teleskop geht da nichts, weil viel zu groß und zerstreut. Oder die Plejaden. Oder die Hyaden. Oder Collinder 70 (Gürtel des Orion nebst vielen Sterne drumrum), Collinder 69 (Kopf des Orion, ein schöner Sternhaufen) oder den Haufen im Haar der Berenike (auch da gehen Einzelsterne mit bloßem Auge). Andere siehst du als Fleck wie die Praesepe oder h & chi Persei oder M 35 in den Zwillingen (und sehr viele mehr). Auch Kugelsternhaufen wie M 13 gehen mit bloßem Auge, nur halt als kleiner Punkt, wenn man weiß, wo man anfängt. Deep Sky mit bloßem Auge kann sehr spannend sein. Ich liebe das.
Mit einem Fernglas siehst du noch mehr und löst z.B. bei den Plejaden viel mehr Einzelsterne auf (und bei den oben genannten Haufen und teils wird das, was mit bloßem Auge als Nebelfleck zu sehen ist, dann in erste Sterne aufgelöst).
Es ist halt so: je größer die Öffnung deines Teleskops, umso lichtschwächere Objekte kannst du sehen. Mit 200 mm Öffnung kannst du mehr Objekte beobachten als mit 100 mm Öffnung. Es gibt da keine harte Kante. 8-Zöller (203 mm) sind nur recht praktisch, weil man eben viel sehen kann und das Equipment noch mobil ist.
Bin am Überlegen - bei dem grossen Rohr ... hohle ich mir eine Montierung EQ 3-2, gleich eine EQ5? Mit oder ohne GOTO? Oder alles weghauen und komplett neu anfangen?
Ich würde erstmal warten. GoTo ist keine Wunderwaffe. Du musst dich auch dann am Himmel auskennen (für's Alignment und falls das GoTo nicht exakt funktioniert). Klar gibt es vollautomatische Systeme, aber die kosten halt. Wenn du die Grundtechniken wie das Scharfstellen im Griff hast (und das ist nicht belustigend gemeint, denn auf einer Wackelmontierung ist das nicht so einfach) und ggfls. das Teleskop justieren kannst, dann ist die eigentliche Hürde das Finden der Objekte. Und da hilft es einfach ungemein, sich am Himmel auszukennen. Du nennst dich ja selber Astrofanatiker. Dann lass dein teleskop erstmal daheim, schnapp dir ein Fernglas, dazu Sternenkarten oder einen einfachen Sternatlas, eine Rotlichtlampe (Stirnlampe) und fahre raus, dahin wo's dunkel ist. Dann schau dir den Wintersternenhimmel mit dem bloßen Auge und dem Fernglas an. Du wirst lachen, habe ich gestern mit einem Freund zusammen getan, obwohl wir einen 16-Zöller, also ein Teleskop mit einem 40cm-Spiegel dabei hatten. Und wir waren beide fasziniert. Es gibt einfache Mäglichkeiten, Ferngläser auf einem Stativzu befestigen...
Wenn du dann z.B. auffällige Sternhaufen mit dem Fernglas findest, diese auch wiederfindest und nun "kennst", dann nimm beim nächsten Mal dein Teleskop (und das Fernglas) mit. Schau dir den Haufen dann mit beiden Geräten an (jetzt wirst du ihn auch eher mit dem Teleskop finden, ein Sucher wird ja dabei sein). Du wirst dann die Stärken deines Teleskops kennelernen und zu schätzen wissen. Und wenn es dich dann wirklich anfixt, dann gönne deinem Fernrohr z.B. eine größere Montierung. Oder überleg dann, ob du gleich was Größeres kaufen willst. Ich würde es aber erst dann machen.
Mein Eindruck ist, dass Viele sofort zu viel sehen wollen und dann die kleinen Schätze am Himmel nicht wirklich würdigen können. Das ist nicht auf dich bezogen, fällt mir aber bei vielen Threads auf. Vor allem trifft man oft die Einstellung, dass man visuell eh nichts sehen könne und das alles so enttäuschend sei. Vermutlich liegt das an dem Überangebot an tollen Astrofotos (in Farbe und duper bearbeitet), dass man denkt, das will man auch sehen können. Dann ist ein grauer Klecks langweilig. Sieht man aber mal im Fernglas oder dem bloßen Auge einen grauen Klecks und dann wechselt man das Gerät und aus dem Klecks wird ein funkelnder Sternhaufen auf nebligem Grund, dann findet das kaum jemand langweilig oder enttäuschend. Und sieht man dann mit einem großen Teleskop nur einen grauen Klecks, dann kann man sich vorstellen, wie weit das Objekt entfernt sein muss, dass es nur noch so wirkt. Und man kann sich vorstellen, wie das in einem wirklich großen Teleskop aussehen würde...
Langer Rede kurzer Sinn: mach es Schritt für Schritt, lerne den Himmel (und dein Teleskop) kennen und versuch erstmal, das, was du hast, auszureizen. Und geht das gar nicht, weil die Montierung einfach Schritt ist, dann hau sie weg und nimm wie schon empfohlen einen Dobson. Den Weg mit bloßem Auge und Fernglas würde ich dennoch empfehlen.
Liebe Grüße,
Christoph