Beiträge von Stathis im Thema „NGC 1514 am 16-Zoll RC mit EMCCD“

    Sehr schöne und hoch aufgelöste Aufnahme, danke fürs zeigen.

    Visuell ist NGC 1514 eine Herausforderung weil der "Zentral"-Stern recht hell ist.

    Das ist eine der eher leichteren visuellen Herausforderungen. Sogar bei Vorstadtbedingungen (fst = 5,6 mag, Milchstraße nur im Ansatz sichtbar) sah ich bereits im 6 Zoll Reisedobson bei 36- fach + UHC Filter einen "Zentralstern mit eindeutigem Halo"(*). Bei 67- fach notierte ich:

    "Sehr großer schöner Planetary. Mittelhelle Scheibe, nach außen zunächst langsam, dann schneller schwächer werdend".


    Im 17,5 Zoll Dobson unter besseren Voralpenbedingungen (fst = 6,3 mag), aber mäßigem Seeing schrieb ich:

    "Heller Zentralstern(*), an den sich eine große Scheibe anschließt, die nach außen immer schwächer wird. Außenrand sehr diffus auslaufend. Nach WNW stärker abfallend, daher leicht ovale Gesamtansicht".


    (*): Dass du Zentralstern in Anführungszeichen schreibst, hat mich aufhorchen lassen, zumal dieser "Zentralstern" ja wirklich ungewöhnlich hell erscheint, ähnlich wie bei LoTr5. Ich fand folgendes heraus:


    Bereits 1968 hat L. Kohoutek erforscht, dass der Stern HD 281679 im Zentrum des Nebels mit 9,5 mag und Spektralklasse A0III nicht der echte Zentrastern sein könne, da er viel zu hell sei und die Spektralklasse nicht passe. Er postulierte, dass es sich bei dem sichtbaren Stern um ein die hellere Komponente eines Doppelsternsystems handeln muss und der echte Zentrastern 60.000 K heiß sein muss (Original Quelle The binary- star hypothesis for the nucleus of NGC 1514).

    Untersuchungen von 2016 zeigen wiederum, dass sich die Radialgeschwindigkeit der beiden Komponenten binnen 500 Tage nicht änderte und sie postulierten, dass der 9,5 helle A0III Stern nichts mit dem echten Zentralstern und Planetary zu tun hat (Original Quelle The two central stars of NGC 1514: can they actually be related?).

    Gerade 1 Jahr später fand man heraus, dass doch ein Doppelstern ist, jedoch mit einer sehr langen Umlaufzeit von 9 Jahren und einer hoch exzentrischen Bahn (Original Quelle The long-period binary central stars of the planetary nebulae NGC 1514 and LoTr 5)


    Schönes Beispiel, wie die Astrophysik immer genauere Ergebnisse liefert und Modelle immer wieder verfeinert bzw. auch mal revidiert werden müssen.