Beiträge von Cleo im Thema „Mars vom 25.11. - später: Halbschattenwahrnehmung auf Jupiter“

    Hallo Oskar,

    Mich treibt erhrlich gesagt momentan die Frage, wie sehr das, was ich mit meinen Augen sehe, der Wirklichkeit noch entspricht, ziemlich um. Auch bei meinen eigenen Bildern. Vielleicht habe ich einfach dahingehend einen unrealistischen Anspruch.

    Was ist die Wirklichkeit...? Letzten Endes beurteilst Du mit dem Auge, also ist die Wirklichkeit der visuelle Anblick, wie Du ihn bei perfekter spektraler Transmission und Auflösung hättest. Nimm ein realistisches, mit Juno-Bildern beklebtes Jupitermodell und halte es auf Armlänge vor Deine Augen (oder auch weiter weg, wenn da zu viele Details drin sind).


    Die begrenzte Öffnung Deines Teleskops reduziert den Informationsgehalt. Das, was wir als Beugungsartefakte bezeichnen, gibt die Information bei den entsprechend begrenzten Ortsfrequenzen realistisch wieder, ist also diesem Sinne auch wirklich.


    Jeder weitere Eingriff ist der Versuch einer Rekonstruktion von unterwegs verlorengegangener Information, oder einer Betonung für bessere Sichtbarkeit. Artefakte entstehen durch übertriebene Anhebung der Information bei hohen Ortsfrequenzen. Diese kann man lokal versuchen einzufangen (Randretusche etc.), aber das fällt dann auf jeden Fall schon in den Bereich "Interpretation".


    Wirklichkeitsnah wäre eine reine Rekonstruktion bis zur theoretischen MTF des Teleskops, aber nicht darüber hinaus. Wirklichkeitsnahe, interpretationsfreie Artefaktunterdrückung geht nur mittels Apodisation, d.h. Kontrastreduzierung für die hohen Ortsfrequenzen. Kann auch physisch durch eine Blende vor dem Teleskop realisiert werden. Vielleicht sollte man ein 16"-Teleskop realistisch als 10Zöller betrachten und die zusätzliche Öffnung nur zur Artefaktunterdrückung nutzen (vielleicht bin ich an dieser Stelle jetzt auch zu streng...).


    Der Vorteil des Auges ist, dass die Auflösung des Detektors so schlecht ist, dass wir im Alltag (oder beim im ersten Absatz genannten Jupitermodell) keine Beugungsringe/Artefakte sehen. Das macht es aber auch so schwer, damit umzugehen.


    Letzten Endes versuchen wir aus den Bildern interpretierend viel mehr rauszuholen, als wirklichkeitsnah drinsteckt.. Ich glaube, das ist das generelle und auch Dein Dilemma.


    Herzliche Grüße, Holger