Hallo Oskar, Holger und Jan,
zum Jupiterbild:
Es gibt in jedem Bild einen "Radius", der die kleinsten Details oder Kanten abbildet. Ich denke, das ist die oben genannte Ortsfrequenz.
Dein Mondschattenrand hat für mich dieselbe "Schärfe" wie der Planetenrand, deshalb bin ich der Meinung, dass da kein Halbschatten zu sehen ist.
Was man aber sehen kann, ist ein leicht hellerer Saum und dann eine schwache dunkle Linie. Der Abstand der Linie ist für mich ein Maß für die Auflösung und entsteht wohl durch den 1. Beugungsring.
Damit wären wir dann auch schon bei den Artefakten. Die gibt es eigentlich immer, da wir keine perfekten Optiken haben, selbst im Einzelbild. Mit der Apodisierung habe ich lange herumgespielt. Ihr Effekt entsprach dem einer Weichzeichnung. Das kann man sogar auch im fertigen Bild nachträglich machen. Alle kontrastreichen Kanten definieren und diese dann glätten. Ich habe dazu sogar ein PDF geschrieben. (Bin gar nicht sicher, dass ich das hier schon mal verlinkt habe, könnte ich nachliefern).
Wenn wir aber über "Wirklichkeit" reden, so müssen wir den fotografischen Prozess selber auch noch einbringen. Der geringe Dynamikumfang des Sensors, die Definition davon, welche Wellenlänge, welcher Farbe zugeordnet wird, den Farbabgleich selber auch. Wenn ich einen hellen und einen schwachen Stern fotografiere, dann hat der hellere einen größeren Durchmesser, auch ganz ohne Optik (z.B. Lochkamera). Warum?
Aber auch, wenn jemand das, was er mit den Augen sehen kann, für "Wirklichkeit" hält, macht er m.M.n. einen Fehler. Unsere Augen werden oft getäuscht. Wenn ich hier im Forum einen längeren Text lese und danach ein Foto anschaue, dann hat es Streifen. Ist das Wirklichkeit? Wenn ich bei Kerzenschein ein Blatt Papier anschaue, dann ist es weiß und wenn ich meine Tischnachbarn frage, welche Farbe hat das Blatt Papier, dann sind sie meiner Meinung. Fotografiere ich es, so ist es orange, wir wissen warum.
Niemand würde auf den Gedanken kommen, dass alle Sterne, schwächer als 6 oder 7 mag, nicht der Wirklichkeit entsprechen, obwohl wir sie nicht mit bloßem Auge sehen können. Unser Teleskop oder Tele ist ein Werkzeug, das mehr zeigen kann. Unsere Kamera, unsere Filter und unsere Stacking- und Schärfungsalgorithmen auch. Schaue ich durch eine dejustierte Optik, dann sind die Sterne länglich. Ich kann dann aufgrund meiner Erfahrung sagen, dass das nicht "echt" ist. So sehe ich das auch mit Artefakten in der Planetenfotografie, aber der Übergang ist nicht zu 100 % scharf definiert.
Wenn ich noch einen Schritt zurücktrete, dann empfinde ich den Versuch dort etwas "festzuklopfen" als typisch deutsch. Darüber nachzudenken und eine Position für sich zu definieren, ist das eine und macht gerade bei schlechtem Wetter sogar Spaß, aber man sollte seine Position nicht als Dogma verbreiten. Manche sind vorsichtige Menschen und schärfen auch so, manche sind unerfahren und poltern drauflos und manche wollen etwas klar abgebildet haben. Die Asiaten und die Amerikaner machen ihre Bilder immer sehr bunt. Das hat etwas mit deren kulturellen Hintergrund zu tun. Wir hingegen sehen viele Dinge in schwarz-weiß.
Viele Grüße
ralf