Beiträge von Sagittarius70 im Thema „Fernglastour am Herbsthimmel“

    Hallo und lieben Dank für die vielen positiven Rückmeldungen! Ich hätte gar nicht mit so vielen Reaktionen gerechnet!


    Ich bin auch immer wieder überrascht, wieviel man mit einem kleinen Fernglas sehen kann, vor allem wenn es ruhig auf einem Stativ steht.


    Ich finde es auch interessant, wer welche Sternenmuster wie zusammenfasst (musste gerade auch wieder an den Tweet zum Wild Duck Cluster denken) und wie Wahrnehmung funktioniert. Sternbilder sind ja auch in unterschiedlichen Kulturen anders benannt und zusammenfasst. Ich habe das für Melotte 20 versucht, einzuzeichnen; Bild ist aus Wikipedia; kann gerade leider nur mit Smartphone arbeiten.

    Melotte 20 – Wikipedia
    de.m.wikipedia.org



    Ich denke im Nachhinein, das Problem beim Muskelmännchen lag vor allem in der falschen Einschätzung seiner scheinbaren Größe am Himmel (hatte das erst im zweiten Schritt nochmal nachgelesen) Ich habe zunächst nach etwas deutlich kleinerem Ausschau gehalten. Auch eine Frage der Wahrnehmung ;)


    Viele Grüße und CS,

    Klaus

    Hallo,


    von mir gibt es nun auch wieder einen Bericht, diesmal mit ganz kleiner Ausrüstung.


    Allzu oft war ich in letzter Zeit nicht draussen, bis auf ein paar Planetensessions auf dem Balkon. Aktuell halte ich mich in Remagen auf, nicht weit von der Ahrmündung (gegenüber Linz am Rhein).


    Ich habe zumindest mein kleines Fernglas (Nikon Monarch 8x36 mit 7 Grad Gesichtsfeld) mit Fotostativ und Stativadapter mitgenommen und es Sonntagabend bei meinen Eltern aufgestellt. Die letzten Tage habe ich damit den Mondaufgang genossen und Jupiter und seine Monde angeschaut.


    Durch die Lage im Rheintal und die Bebauung war es hier auch vor ca. 30 Jahren, als ich mit der Astronomie begann, schon nicht gerade dunkel. Back to the roots gewissermaßen. Am kritischsten sind nach wie vor die umliegenden Häuser mit Beleuchtung und Bewegungsmeldern, deshalb stellte ich mich auch nicht mitten in den Garten sondern blieb auf der Terasse mit Blick in Richtung Osten. So konnte ich die meisten hell erleuchteten Fenster gut ausblenden. Die schwächsten zu erkennenden Sterne (Pegasus und kleiner Wagen) lagen zwischen ca 4,5 und 5, letzteres mit gutem Willen, aber ich wollte mich unter diesen Bedingungen nicht lange damit aufhalten, Grenzgrößen zu bestimmen. Alle Objekte waren im Laufe der Zeit deutlicher zu sehen, weil aufgehend.


    Gegen 17:30 habe ich vom Balkon aus schon einen kleinen Blick auf Jupiter geworfen, Callisto war gut zu sehen; Io und Europa waren nahe am Jupiterrand zu erkennen.


    Danach habe ich zwischen ca. 18:45 und 19:30 die kleine Session auf der Terasse gemacht. Zum Aufsuchen nutzte ich den Deep Sky Reiseführer und Stellarium auf dem Smartphone im Rotlichtmodus.


    Angefangen habe ich nochmal mit Jupiter, dann bin ich zu den Plejaden und Melotte 20, die sich beide sehr schön vom Hintergrund abhoben. Melotte 20 finde ich mit der Zeit immer faszinierender; die markantesten Sterngruppen nenne ich mittlerweile die Tabakspfeife um Mirfak und darunter der kleine Wagen mit langer Deichsel ;)


    Hoch zu h und chi, der innerhalb der rund 45 Minuten deutlich an Brillianz gewann, trotz ordentlicher Aufhellung. Darunter war Tr 2 gut und deutlich zu erkennen. St 2 - das Muskelmännchen...? Wo soll das nur sein? Nichts zu sehen. Ein wenig höher - da bin ich schon in der Cassiopeia und da ist noch was! Nachgeschaut: NGC 663, schön deutlich! Wieder zurück - immer noch kein Muskelmännchen. Wieder in die Cassiopeia: NGC 654 war nicht zu sehen; M 103 eher zu ahnen (oder waren das nur zwei Sterne?).


    Ein paarmal hin und her zwischen Perseus und Cassiopeia, dann nochmal zu h und chi und Tr 2; mal etwas nach Links. Ach da ist es ja: St 2!!! Vielleicht war es Anfangs noch zu hell, habe mich jedenfalls ziemlich schwer getan bei meinem ersten Versuch. Ich hatte auch die Ausdehnung erst nicht richtig nachgelesen und hatte was "kleineres" von der Ausdehnung her erwartet.


    Über dem Horizont ging nun Mars auf, hübsch rot - sch* Bewegungsmelder!!! War nur kurz an, danke. Zur Andromedagalaxie, erwartungsgemäß war nur der helle Kern zu sehen. M 33 war tatsächlich als extrem schwache Aufhellung zu erkennen - wieder ein Bewegungsmelder!!!


    Zum Ende hin wollte ich endlich Uranus (wieder)finden, die letzten Tage war der Mond zu hell und ich hatte die Sterne im Umfeld noch nicht gut erfasst. Diesmal lief es besser. Von den Plejaden nach rechts zu der Struktur, die ich "den kleinen Löwen" getauft habe und nochmal weiter zu den beiden "Astgabeln", in der unteren hob sich ein türkisfarbenes "Sternchen" ab. Toll und wie im letzten Jahr fühlte ich auch wieder eine gewisse Ehrfurcht davor, dass ein so grosser Planet nur noch so winzig zu sehen ist!


    Weil's so schön war, machte ich zwischendurch immer wieder die "Sternhaufentour" zwischen Stier, Perseus und Cassiopeia. H und chi war gegen Ende direkt mit bloßem Auge sichtbar.


    Einen hatte ich aber noch: Kembels Kaskade. Ich hatte zuerst Bedenken, weil in der starken Aufhellung in dieser Richtung kaum schwächere Sterne zu sehen waren. Ich fand sie aber erstaunlich schnell und fand die Sternenkette trotz Aufhellung hübsch anzusehen.


    Damit endete dann schon eine kurze, aber trotz aller Widrigkeiten sehr schöne und entspannende Fernglastour.


    Viele Grüße und CS,

    Klaus