Nun, die Goldkanten-Okulare kenne ich (glaube ich) nicht, aber manch andere.
"Wesentlich schlechter" ist schwer zu qualifizieren, aber das Okular ist die halbe Optik (oder ein Drittel, wenn du mit Zenitspiegel/prisma beobachtest). Das schwächste Glied bestimmt die Qualität. Und so eine Herausforderung sind die galileischen Monde jetzt auch nicht.
Eine Goldkante zeigt am schnellen Newton natürlich auch die ganzen Bildfehler des Teleskops (Koma), sofern ihr Bildfeld groß genug ist, dass die komatösen Bereiche überhaupt im Bild sind – da hilft nur ein Komakorrektor (oder eine Okularkonstruktion, die damit zurecht kommt - die meisten sind doch eher auf langsamere Öffnungsverhältnisse gerechnet). Mein extremstes Beispiel, durch das ich bislang geschaut habe, war ein 70mm Mittenzwey, das am f/15-Refraktor eine grottenschlechte Randabbildung hat, aber bei f/28 wunderbar randscharf ist. Am f/28 habe ich auch mit uralten Lichtenknecker-Orthos ein schönes Bild.
Selbes Teleskop, andere Okulare: 36mm Hyperion gegen 40mm Pentax: Das dreimal teurere Okular zeigt ein spürbar besseres Bild (klarer) als das Hyperion.
Anderes Teleskop, andere Okulare: ED80 mit Morpheus, Hyperion und Orthos in ähnlichem Brennweitenbereich, ausführlicher hier: https://kerste.de/?p=2542 Morpheus und Ortho sind auf der Achse ähnlich und besser als die Hyperion; nur dass Hyperion und Morpheus deutlich mehr Bild zeigen. (Am extremsten bei einem 8mm Hyperion gegen ein 10mm Kellner: Das HYperion zeigte den ganzen Mond, das Kellner ein paar Krater.)
Kidney-Beaning gibt's auch noch, zugegeben auch bei teureren Okularen - aber da hilft dann eine vernünftige Augenmuschel. Hat auch nicht jedes Billigokular.
Dazu kommt, dass das auch viel eigenes Empfinden und Erfahrung ist. Im Verein hatten wir ein paar Plössl am 90/1000-Refraktor ausprobiert. Drei Beobachter vor mir: Schönes Bild. Ich: Ähm... hat das einen Muschelbruch? Ja, hatte es. Hat die meisten nicht gestört, mir war's beim Blick durch aufgefallen.
Das auch billige Okulare gut genug sein können (ich hatte auch schon Beipackokulare, die nicht mal als Briefbeschwerer getaugt hatten, weil sie dafür zu leicht waren), bezweifelt keiner. Ich habe hier auch einige Okularsätze von Einsteigerteleskopen (also die 200€-Klasse) – die 20mm-Okulare sind recht brauchbar, die 4-10mm nicht. Aber recht brauchbar heißt nicht gut.
Für Gelegenheitsgucker empfehle ich immer die Preisklasse um 150€, also moderate Weitwinkel wie die Hyperions, weil das für mich der Sweet Spot ist, bei dem Preis und Leistung in einem guten Verhältnis stehen – mehr Leistung kostet spürbar mehr Geld und lohnt sich nur, wenn man regelmäßig beobachtet.
Beste Grüße,
Alex