Beiträge von BeatK im Thema „Yolo-Teleskop - Toroid-Spiegel“

    Eine Ergänzung noch: Der torische Sekundärspiegel von Renato hat, wie ausgeführt, vor allem sekundären Astigmatismus. Die Frage ist, ob man das auch ohne den objektivierenden Messaufwand feststellen kann.


    J. Sasian, der Promotor des geschliffenen Toroids, hat in seinen Ausführungen hingewiesen, dass im Prinzip die Kontrolle im Ellipsoid Test mittels Ronchi Gitter genügt: Die Streifen müssen in allen Richtungen gerade sein.


    Wir hatten beim Spiegel von Renato eine geringe S- förmige Deformation bei 45 Grad gesehen, dies nicht interpretieren können. Mein verspanntes Toroid, über welches ich berichtet hatte, weist ja vorwiegend sekundären Asti auf. Ich habe ihn mittels Ronchi kontrolliert:



    Es ergibt tatsächlich diese Deformation, ziemlich ausgeprägt (Der Strehl dieses Torids beträgt ja auch circa 0.6.). Renato hat inzwischen weitergearbeitet, sodass ich kein analoges Bild von seinem Spiegel mehr machen kann.


    Ich denke, diese Info kann aber von Nutzen sein. Mit Gruss, Beat

    Hallo


    Eigentlich sind wir gespannt, wie es bei Dir, Rolf, vorwärts geht. Ich kann aber berichten, wie weit wir sind: Mein Freund Renato macht ja auch sein Erstlingswerk, ein „Standard – Yolo“ und die Arbeit am torischen Sekundärspiegel geht voran. Ich darf dabei meine Kenntnisse einbringen und wir sind an einem Punkt, wo auch ich etwas dazu lernen will.


    Die Radiusdifferenz von ca 100mm wurde im Feinschliff realisiert. Die Flächen im kurzen und langen Radius sind damit bei Beginn der Politur schon besser geworden als bei meinen früheren Spiegeln, wo ich die Differenz mittels Politur realisiert hatte. Somit kann Renato sich beim Polieren auf die Feinkorrektur konzentrieren: Zunächst mit Hilfe einer Evaluation mittels Foucault im kurzen und langen Radius. Sobald (bei bewegter Punktquelle) bei etwa plus/minus 1mm nicht mehr sicher entschieden werden konnte, ob der Schatten auf der ganzen Fläche von oben oder unten kam, haben wir die Messung verfeinert.


    Zu diesem Zweck wurde der Ellipsoid Test eingerichtet mit Punktquelle und Okular. Je besser das Toroid geraten ist, umso genauer muss die Distanz zwischen beiden und die Rotation des Spiegels angepasst werden, bis der Astigmatismus auskorrigiert ist. Im Idealfall hat man das typische Airy Disc mit sauberen Beugungsringen. Dies war erwartungsgemäss nicht so. In unserem Fall haben wir aber ein besonderes Problem: Die Kollimation will nicht gelingen, was auch immer, es bleibt immer residualer Astigmatismus.


    Der Foucault Test hilft dabei nicht wirklich weiter. Die Interpretation ist beim Toroid besonders schwierig. Man möchte wissen, wo man steht. Kann ich bereits zufrieden sein oder soll ich weitermachen mit dem Risiko die Fläche wieder schlechter zu machen? Was muss ich genau korrigieren; können die Fehler Zernike Koeffizienten zugeordnet werden?


    Wie bereits in früheren Beiträgen erwähnt, finde ich dazu den WinRoddier Test hervorragend geeignet. Er ist in sehr kurzer Zeit gemacht; man braucht dafür nur eine kleine Planetenkamera. Eine Punktquelle haben wir schon: Die rote Laserdiode im LED Modus.


    Hier das Resultat:


    WinRoddier Test 115 mm Toroid in Ellipsoidkonfiguration.


    In der ersten Spalte links die Bilder des defokussierten künstlichen Sterns. Der Astigmatismus ist unverkennbar. Die Auswertung gibt uns an, dass es sich nicht nur um primären, sondern eine Kombination mit sekundärem Asti handelt. Das ist eine relevante Zusatzinformation und der Grund für die Unmöglichkeit einer exakten Kollimation in Ellipsoid Konfiguration.


    In der zweiten Spalte oben das Wellenfrontbild: rot Erhebungen, blau Senken. Den primären Astigmatismus haben wir deaktiviert, weil er ja auskollimiert werden kann. Es ergibt sich das typische Bild des Sekundären Asti, welcher gegenüber anderen Fehlern bei weitem überwiegt.

    Unten dann noch das errechnete Foucault und PSF Bild, welche beide den beobachteten erstaunlich gut entsprechen.


    Für diejenigen, welche mit Open Fringe vertraut sind, habe ich die Zernike geladen und in diesem Programm ausgewertet:



    Der Strehl Wert ist gut, es handelt sich um kleine Fehler. Trotzdem will Renato versuchen, die Fläche noch besser hinzukriegen. Dies macht Sinn, auch weil der sek. Asti die exakte Kollimation des fertigen Teleskops erschweren würde.


    Die Frage ist: Wie können wir die erkannten Oberflächenfehler gezielt beim Polieren beseitigen. Da gibt es Möglichkeiten für Erfahrungsaustausch.


    Mit Gruss,


    Beat

    Hallo Rolf


    Radiusdifferenz: habe ich beim Polieren nie so rasch hingekriegt. Ich vermute, dass Deine Oberflächen ziemlich unregelmässig sind.


    Brennlinien: Werden am Ende scharf fokussierbar, Strich- gerade und von feinen Beugungslinien umgeben sein.


    Test: Vorderhand eher kein Ellipsoidtest. Für die weitere Arbeit, bis der Spiegel die gewünschte Radiusdifferenz hat und bis Oberflächengenauigkeit nahe an die Ansprüche kommt, ist der Foucault mit Slitless Tester im langen und kurzen Radius besser geeignet. Dazu braucht es eine einfache Einrichtung, um Quelle und Schneide um 90 Grad zu drehen (viel einfacher, als den Spiegel drehen).


    Ellipsoid Test: Wenn Du dafür eine rote Laserdiode brauchen wirst, kann man sehr einfach Interferometrie machen, aber das für später.


    PM: ich weiss nicht mehr wie das geht. Du könntest mir auch die Angaben per Post schicken, Beat Küchler, Furrenstrasse 6, 8840 Einsiedeln.


    Gruss

    Nachdem ich mehrere 5 Zoll, 6 Zoll und ein 8 Zoll Yolo gebaut und mit hochwertigen Apochromaten verglichen habe, kann ich die Aussage über die hohe Qualität nur bestätigen. 6 Zoll ist in vieler Hinsicht ideal.


    Dass ein Toroid zu schleifen so schwierig sei ist ein Vorurteil, das sich hartnäckig hält. Ich finde, dass es einfacher zu realisieren als einen hochwertigen Newton Spiegel zu schleifen. Im Alleingang, ohne auf die Erfahrung derer zurückzugreifen, die es realisiert haben, ist aber eine hohe Anforderung. Die Kniffe sind einfach, aber man muss sie kennen lernen und Literatur gibt es kaum. Meine Einladung habe ich formuliert.


    Was von mir aus nicht geht, ist das Schleifen in einer einfachen Verspannung, wie es Herrig beschrieben hat. Ich verweise auf unseren Bericht im Forum:



    Selber hatte ich den Toroid Schliff noch optimieren wollen und deshalb einen Thread initiiert:



    Gruss, Beat

    Hallo Rolf


    Ich habe die Diskussion erst jetzt gesehen und mache gerne einen Kommentar in Beantwortung Deiner Fragen:


    - Parallellogramm-Hilfshebel: Ist bei manueller Arbeit nur störend, braucht es nicht. Ich brauche ihn nur für den maschinellen Feinschliff.

    - Die Zylinderkorrektur kannst Du relevant beschleunigen, wenn Du sie im Feinschliff machst. Reinpolieren, das mache ich nie mehr.

    - Schablonen braucht es nicht.

    - Überschreiten der Radiusdifferenz nur um wenige Millimeter. TCT Programm von J. Sasian...! Schicke oder zeige ich Dir: Man kann damit rechnen ohne auszuprobieren. Es braucht dazu lediglich einen DOS-fähigen Rechner (kann ich ausleihen).

    - Ellipsoid Test ganz am Schluss, für die finale Messung mit Foucault und Point Diffraction Interferometrie.

    - Polierrot mache ich nicht mehr, glaube eher nicht, dass es wirklich besser ist. Habe versucht, einen Vergleich mittels Lyot-Test zu machen. Der Test ist einfach, die Interpretation nicht nur für mich schwierig.

    - Rückseite des Spiegels nur fein schleifen, nicht polieren: Stört sonst bei der Messung.

    - Unbedingt 2 Zoll Auszug.


    Ich darf auf meinen Yolo-Artikel im "Journal für Astronomie" des VdS Nr. 78 3/21 verweisen: "Ein exzellentes Teleskop im Eigenbau".


    Ich möchte Dich einladen, einmal bei mir reinzuschauen. Ich kann Dir alles zeigen, umso mehr als ich aktuell einen Freund, Erstling im Spiegelschleifen, im Bau eines "Standard-Yolos" anleite.


    Mit Gruss, Beat