Hallo
Eigentlich sind wir gespannt, wie es bei Dir, Rolf, vorwärts geht. Ich kann aber berichten, wie weit wir sind: Mein Freund Renato macht ja auch sein Erstlingswerk, ein „Standard – Yolo“ und die Arbeit am torischen Sekundärspiegel geht voran. Ich darf dabei meine Kenntnisse einbringen und wir sind an einem Punkt, wo auch ich etwas dazu lernen will.
Die Radiusdifferenz von ca 100mm wurde im Feinschliff realisiert. Die Flächen im kurzen und langen Radius sind damit bei Beginn der Politur schon besser geworden als bei meinen früheren Spiegeln, wo ich die Differenz mittels Politur realisiert hatte. Somit kann Renato sich beim Polieren auf die Feinkorrektur konzentrieren: Zunächst mit Hilfe einer Evaluation mittels Foucault im kurzen und langen Radius. Sobald (bei bewegter Punktquelle) bei etwa plus/minus 1mm nicht mehr sicher entschieden werden konnte, ob der Schatten auf der ganzen Fläche von oben oder unten kam, haben wir die Messung verfeinert.
Zu diesem Zweck wurde der Ellipsoid Test eingerichtet mit Punktquelle und Okular. Je besser das Toroid geraten ist, umso genauer muss die Distanz zwischen beiden und die Rotation des Spiegels angepasst werden, bis der Astigmatismus auskorrigiert ist. Im Idealfall hat man das typische Airy Disc mit sauberen Beugungsringen. Dies war erwartungsgemäss nicht so. In unserem Fall haben wir aber ein besonderes Problem: Die Kollimation will nicht gelingen, was auch immer, es bleibt immer residualer Astigmatismus.
Der Foucault Test hilft dabei nicht wirklich weiter. Die Interpretation ist beim Toroid besonders schwierig. Man möchte wissen, wo man steht. Kann ich bereits zufrieden sein oder soll ich weitermachen mit dem Risiko die Fläche wieder schlechter zu machen? Was muss ich genau korrigieren; können die Fehler Zernike Koeffizienten zugeordnet werden?
Wie bereits in früheren Beiträgen erwähnt, finde ich dazu den WinRoddier Test hervorragend geeignet. Er ist in sehr kurzer Zeit gemacht; man braucht dafür nur eine kleine Planetenkamera. Eine Punktquelle haben wir schon: Die rote Laserdiode im LED Modus.
Hier das Resultat:
WinRoddier Test 115 mm Toroid in Ellipsoidkonfiguration.
In der ersten Spalte links die Bilder des defokussierten künstlichen Sterns. Der Astigmatismus ist unverkennbar. Die Auswertung gibt uns an, dass es sich nicht nur um primären, sondern eine Kombination mit sekundärem Asti handelt. Das ist eine relevante Zusatzinformation und der Grund für die Unmöglichkeit einer exakten Kollimation in Ellipsoid Konfiguration.
In der zweiten Spalte oben das Wellenfrontbild: rot Erhebungen, blau Senken. Den primären Astigmatismus haben wir deaktiviert, weil er ja auskollimiert werden kann. Es ergibt sich das typische Bild des Sekundären Asti, welcher gegenüber anderen Fehlern bei weitem überwiegt.
Unten dann noch das errechnete Foucault und PSF Bild, welche beide den beobachteten erstaunlich gut entsprechen.
Für diejenigen, welche mit Open Fringe vertraut sind, habe ich die Zernike geladen und in diesem Programm ausgewertet:
Der Strehl Wert ist gut, es handelt sich um kleine Fehler. Trotzdem will Renato versuchen, die Fläche noch besser hinzukriegen. Dies macht Sinn, auch weil der sek. Asti die exakte Kollimation des fertigen Teleskops erschweren würde.
Die Frage ist: Wie können wir die erkannten Oberflächenfehler gezielt beim Polieren beseitigen. Da gibt es Möglichkeiten für Erfahrungsaustausch.
Mit Gruss,
Beat