Beiträge von MünchenBeiNacht im Thema „Einsteiger sucht etwas Anleitung“

    Hallo Skynight!


    Du hast viel geschafft und bist jetzt auf dem Astro-Trip und infiziert! ;) Macht immer Lust auf mehr! In Kürze bricht das Brennweiten- und Öffnungsfieber bei Dir aus!


    ....

    Und was zur Hölle fliegt da eigentlich andauernd kreuz und quer durchs Bild ? Die Dinger blinken nicht, also sind es wohl keine Flugzeuge. Irgendwann hob ich auch nicht mehr den Kopf in die Richtung, ich sehe die mit bloßem Auge einfach nicht.

    ....

    Das sind Satelliten!


    Dann fiel mir noch ein sehr heller Punkt in Horizontnähe auf, knapp über den Bäumen. Da er nicht funkelte, muss es wohl ein Planet sein. Und der Dachboden musste ja auch noch ausprobiert werden. Von oben seh ich den besser. Also im Dunkeln rauf, Fenster auf und schauen. Ich kann noch nicht sagen welcher Planet es war, jedenfalls hatte er links und rechts von sich noch mehrere kleine Punkte, ich vermute Jupiter oder Saturn.

    Das war Jupiter mit seinen Monden. Saturn ist der mit der Scheibe!


    Viel Spaß in den kommenden Nächten!


    Servus - MünchenBeiNacht - Ewald

    Hallo Skynight,

    Ich bin eben eher der Praktiker, der sich mit den gegebenen Dingen etwas einfallen lässt um etwas passend zu machen.

    Das klingt gut und zielführend. Ich habe im Sommer 2020 mit einem 10" Newton auf Dobson angefangen und bin dann im Frühjahr 2021 auf EAA gewechselt. Meine Frau und ich machen gemeinsam Astronomie und deshalb ergänzen und helfen wir uns zusammen bei der "Wissensgewinnung". Die Zeit mit dem Dobson war sehr hilf- und lehrreich. Damit konnten wir in jeden Fall die Grundlagen für unsere EAA Ausrüstung und Verständnis legen. Ich erwähne dies nur, da ich denke so einfach wie ein EAA Setup im ersten Anschein auch zu sein scheint, ohne Grundlagen von 0 auf hundert sich so etwas zusammen zustellen das ist sehr anspruchsvoll. Vor allem wenn man nur auf sich selbst gestellt ist.


    Du solltest Dir ein fertiges EAA-Setup von Vaonis oder Unistellar mal anschauen.


    Falls Du aber doch ins kalte Wasser springen willst, und ein EAA-Setup selbst zusammenstellen willst ein paar Gedanken von mir dazu. Zuerst das wichtigste.

    Die Montierung.

    Goto ist gesetzt. Ich habe eine AltAZ Montierung und keine EQ-Montierung. Der grundsätzliche Unterschied ist um eine EQ-Montierung für die Beobachtung vorzubereiten muss man einen erheblichen Aufwand betreiben und es auch mit der nötigen Sorgfalt vorgehen muss. Einnorden, am Polarstern ausrichten, dann eine Alignment der Montierung durchführen, das braucht alles Zeit. Jeden Abend! Außer man hat ein fest installiertes Setup, dann spart man sich diesen "jedes-Mal" Aufwand.


    Ich habe für meine AltAZ Montierung ein Celestron Starsense Autoalignment. Das besteht aus einer eigenen nur für diesen Zweck verwendbaren Astrokamera und einem speziellen Handkontroller und kann mit vielen Celestron und Skywatcher Montierungen verwendet werden. Dadurch kann ich meine Celestron Nexstar und auch meine Skywatcher AZ-EQ5 einfach so in den Garten stellen, einschalten das Autoalignement starten und binnen ca. zwei Minuten ist das Setup ohne weiteres Zutun einsatzbereit.


    Mein EAA-Setup ist in kürzester Zeit also einsatzbereit und ich kann quasi alle meine Freizeit in Beobachtung stecken und nicht in sich immer wiederholende Routine Einstellvorgänge. Aber eine EQ Montierung hat den unbestreitbaren Vorteil, dass man quasi beliebig lange Einzelbelichtungen ausführen kann. Bei einer AZ-Montierung sind die Zeitspannen für Einzelbelichtungen bis man auf den Aufnahmen nicht mehr "scharfe" Sterne als Punkte hat sondern Strichspuren bekommt in Abhängigkeit davon, wohin die Montierung zeigt und wie hoch das beobachtete Objekt am Himmel steht. Ist ein Objekt im Westen und 40° über dem Horizont, kann man durchaus 20 oder 30 Sekunden belichten und bekommt "richtige" Sterne. Steht das beobachtete Objekt im Süden und 70° über dem Horizont sind 10 Sekunden schon schwierig. Bei einer EQ-Montierung hat man diese Herausforderung nicht, da gehen in jeder Position wenn es sein soll eine Minute genauso wie 10 Minuten auch wenn es dann oft noch eine zusätzliche Unterstützung durch Guiding braucht. Aber lange, sehr lange Einzelbelichtungen mit schönen runden Sternen sind kein Problem was hingegen bei einer AZ-Montierung technisch nur möglich mit kurzen Einzelbelichtungen ist.


    Aber und jetzt kommt es, für EAA arbeitet man normalerweise mit Einzelbelichtungszeiten von 2, 4 vielleicht maximal 8 Sekunden und hat keine Notwendigkeit längere Belichtungszeiten zu verwenden. Man braucht für EAA also per Definition keine EQ Montierung.


    Die Kamera.

    Hier gibt es Modelle von 200 bis 2000 und auch 4000 und mehr Euro. Entscheidende Unterschiede sind die Pixelgröße und die Auflösung. Pixelgrößen gibt es z.B. mit 2,4 | 2,9 | 3,6 und auch 4,6 µm. Auflösungen bewegen sich zwischen 960 x 1.280 bis 4.200 x 6.400 Pixel. Allgemein kann man sagen je kleiner die Pixel und um so höher die Auflösung ist um so besser sind die Ergebnisse. Es gibt aktiv gekühlte Kameras und ungekühlte Ausführungen. Auch hier hat EAA Vorteile. Da braucht man auf Grund der kurzen Belichtungszeiten keine gekühlten Kameras. Ich würde im Moment zu eine ZWO ASI294 ungekühlt oder einer ZWI ASI533 die es nur gekühlt gibt raten.


    Das Teleskop.

    Dazu gibt es endlose Literatur und unendlich viele Beiträge hier und in anderen Foren. Für manchen ist es sogar mehr eine Glaubensfrage! Ich bevorzuge Newton Teleskope von Skywatcher und da man per EAA auch oft farbige, großflächige Nebel beobachtet, kann man zwangsläufig keine lang-brennweitigen Teleskope mit 800, 1000, 1200 oder länger sinnvoll einsetzen, sondern bleibt eher bei 600mm oder noch kürzerer Brennweite. Ich habe inzwischen zu meinem f/5 650 mm Newton zusätzlich einen f/5 1.000mm Newton um Galaxien größer und detailreicher abbilden zu können. Außerdem ist ein f/4 600 mm Newton bereits bestellt der voraussichtlich den 650 mm Newton ersetzen wird.


    Das Zubehör.

    Will ich nur Stichpunkt-artig aufführen. Powerbank, Netzteil, Filter, Abstandsringe, Filterschublade, Filterräder, Adapter, Netzwerk-Komponenten, Fokus-Motor, Rotator, Koma-Korrektor, Barlow und, und, und - da hat man schnell einige hundert bis über tausend Euro in Kleinteile investiert.


    Der Computer. Die Software.

    Es gibt fertige Systemen wie z.B. ASIAIR von ZWO oder man nimmt einen Windows Laptop/PC oder ein Apple Rechner. Platzhirsch im Softwarebereich ist die Stacking Software Sharpcap, die aber Windows voraussetzt.



    Hier im Forum (LINK) habe ich schon Mal mein Setup von 2021 im Detail beschrieben. Mit diesem Link zu CloudyNights kommst Du zu meiner EAA Bildergalerie.


    Servus - MünchenBeiNacht - Ewald