Servus Harold,
Ein Helligkeitsabfall am Rand von z.B. 30% hört sich dramatisch an. Die Wahrnehmung ist aber nicht linear. Ich meine die Angaben in mag entsprechen eher dem was man visuell wahrnimmt. Die 30% entsprechen etwas weniger als 0,4mag Verlust.
Kurz nochmal darauf eingehend mit einem Beispiel.
Bei visuellerBeobachtung von flächigen Objekten sehen wir das mit keiner Optik heller, als mit dem freien Auge. Ein Teleskop zeigt es uns lediglich größer.
Als Annahme gesetzt, die Pupille in deinem Auge öffnet sich auf max. 7mm Größe, damit würdest du also 100% des vom Teleskop gesammelten Lichts in dein Auge bringen, wenn die AP am Okular ebenfalls 7mm groß ist. Nun willst du mit dem 150/731 Newton von Chris den Teil NGC 6960 des Cirrusnebels betrachten und suchst ein passendes Okular, damit der auch größtenteils ins Blickfeld passt. Ergebnis- ein Okular mit 10mm und 70° eGF ist passend und auch vorhanden- also eingestöpselt und NGC 6960 suchen.
NGC 6960 ist ein relativ lichtschwaches Objekt, die scheinbare Helligkeit von mag7 täuscht, da der Nebel sich über eine Fläche von 230′ × 160′ erstreckt. Du kannst ihn trotzdem finden und siehst auch einiges, allerdings fehlt dir zum Bildfeldrand hin das Licht, das durch die unsinnige enge Tubuskonstruktion genommen wird.
Nur zur Größenordnung, was beibt von dem eingesammelten Licht für deine Beobachtung übrig? Von den 100% eingesammelten Licht geht schon im Teleskop einiges verloren, 2 Spiegel, die vielleicht nur etwas mehr als 90% reflektieren, dazu ein bisschen Lichtverlust im Glas des Okulars.
Weiter- das 10mm Okular liefert in dem Fall eine AP von 2mm Größe. Damit kommen von den ins Okular eintretendem Licht nur noch 29% in deinem Auge an. Das aber auch nur in dem zuz 100% ausgeleuchteten Teil des sichtbaren Feldes. Zum Rand hin fehlt durch die Vignetierung zunehmend Licht bis hin zu den 30% Verlust nahe dem Bildrand. Damit fehlt dort von den schon nur noch 29% Licht nochmals fast ein Drittel- und dann musst du dich nicht wundern, wenn du die feinen Filamente der Nebelstruktur zwar im zentralen Bereich des Blickfelds sehen kannst, aber nach außen hin wird das zunehmend dusterer.
Mein erstes Gerät (110 F/7,3) hatte (hat) einen Helligkeitsabfall am Rand des maximal möglichen Bildfeldes von ca 50%. Ich wusste das nicht. Nicht beim Kauf und nicht bei der Benutzung. Ich habe das tatsächlich nie bemerkt.
Wie solltest du das auch bemerken? Der Lichtverlust bei Beobachtung eines flächigen Objekts wäre nur bemerkbar, wenn du ein zweites Teleskop direkt neben deinem stehen hättest und wechselweise durch beide beobachtest. Dann könnte dir auffallen, dein Teleskop zeigt dir Richtung Rand des sichtbaren Feldes etwas nicht oder deutlich schwächer/dunkler, als das andere korrekt ausgelegte Teleskop, bei dem keine Vignetierung auftritt.
Gruß Stefan