Beiträge von Stathis im Thema „Planetary Abell 74 im Vulpecula, der unsichtbare(?) Riese“

    Hallo Andreas, danke für den Kommentar.

    Die Aufnahmen selbst erforderten gar nicht so viel Ausdauer. A74 ist mit Dec=+24° für mich optimal gelegen, dass ich die Maschinerie auf dem Balkon einfach laufen lassen kann und gehe schlafen.

    Es gibt im Astrobin noch einige wenige, aber weit tiefere Aufnahmen. Oben habe ich 3 verlinkt. Hier noch die von Gary Macon, die mir ausgesprochen gut gefällt, weil sie auch das OIII im inneren Teil schön zeigt. Gerry hat alle Abell PNs remote vom DSO New Mexiko, Bortle 3 Himmel aufgenommen.

    Das schwache Glimmen von Abell 74 nach den ersten 3 Stunden Belichtung und das anhaltend schöne Wetter hat meinen sportlichen Ehrgeiz geweckt. Er hat mich jetzt fotografisch fast genau so herausgefordert, wie damals visuell. Belichten, belichten belichten und hinterher stacken, stacken, stretsscchen, Gradientenseuche bändigen, kontrastverstärken bis der Arzt kommt.

    Mit Entzückung erlebte ich, wie nach jeder Session er sich mehr und mehr aus dem Grundrauschen herausschälte, immer mehr Struktur, immer mehr Details, JA!

    Hier das volle Feld 0,9°x0,6°, ja das Ding ist so groß:


    5181-planetary-abell-74-im-vulpecula-der-unsichtbare-riese


    Teleskop: TS Photon Newton 200/1200 ohne Komakorrektor.
    Montierung: Losmandy G11
    Kamera: ZWO ASI 294MC Pro bei Gain 122 und -10°C.
    Guiding: PHD2 Sucherguiding
    Bedingungen: Klarer Stadthimmel, Laternen, zum Teil Mond am Himmel. Bortle 7-8, fst meist knapp 4 mag
    Filter: Astronomik UV/IR Cut und Optolong L-Enhance Zweibandfilter
    Belichtung in 6 Nächten vom 19.07 – 09.08:
    - 104x2 min = 3h28m mit Astronomik UV / IR Cut Filter für die Sterne.
    - 725x2 min = 24h10m mit Optolong L-eNhance Zweibandfilter für den Nebel und Sterne.
    Total: 27h38m. Darks, Himmelsflats während der Dämmerung.
    Bearbeitung: Stacking mit DSS, Hintergrundabzug + Hystogrammstrecken mit Siril (Graxpert), weiter einebnen mit Fitswork. Farbe, Hystogramm, Entrauschen in RawTherapee.
    Die Filteraufnahme mit Starnet++ die Sterne entfernt und den Planetary weiter gestreckt und noch stärker mit Siril Medianfilter geglättet. In Gimp die Ebenen übereinander gelegt.


    Irgend welche Einwände gegen dieses Vorgehen? Wie bearbeitet ihr solche schwachen Funzeln? Ich weiß, das ist kein “pretty Pircture“, für mich jedoch um so wertvoller.


    Die Grenzgröße der Sterne geht bis 20 mag, süße kleine anonyme Galaxiechen bis ca. 18,5 mag, die 14,3 mag helle PGC 66471 als dicke Made im oberen Teil des Nebels. Das 17 mag Zentralsternchen ist bläulich leuchtend knapp links oberhalb des 11,3 mag hellen Sterns TYC 2186-108-1 im Zentrum des Nebels.


    Das war bisher mit Abstand meine längste Belichtung und schwierigste Entwicklung und er bleibt extrem schwach. Ich schätze, dass selbst die hellsten Segmente um Faktor 5-10 schwächer sind als der äußere Halo vom M27.

    Wer von euch mit gutem Himmel, lichtstarker Optik und viiiiel Zeit nimmt sich den Burschen auch vor?

    Hallo Freunde der fotogenen Planetaries, ich habe ein echtes "Pretty Picture" für euch:



    Wie, ihr seht nix? Dann esst mal ein paar Karotten und schaut euch das rote Rauschen auf dem Bild genau an. Ist das echt, oder ist das echt?

    Ich musste die Kontrastregler bis zum Anschlag aufdrehen und bin mir nicht sicher, wieviel davon originale weitgereiste Photonen sind. Ich meine jedoch, dass ich einiges von den "helleren" Teilen auf den unten verlinkten Referenzbildern wiedererkenne. Was meint ihr?


    Der planetarische Nebel Abell 74 (PK 72-17.1) im Sternbild Füchschen ist eine der größten und härtesten Kokosnüsse der Galaxis. Er ist ähnlich groß wie der Helixnebel, jedoch so alt und schwach, dass man den digitalen Poss (DSS) kontrastverstärken muss, um etwas darauf zu erkennen. Visuell hatte ich mir mehrmals die Zähne daran ausgebissen, bis ich ihn dann endlich mit 24 Zoll Dobson unter hochalpinen Bedingungen geknackt hatte (siehe Beobachtungsbericht auf meiner Abell Seite und Abell 74, JA! hier im Forum). Uwe Glahn ist einer der wenigen, der ihn mit 16" und 27" ebenfalls auf die Netzhaut "belichtet" hat. Das war damals natürlich kein Genussspechteln, es fühlte sich eher an wie ein Marathonlauf bei km 37.


    Der helle Stern in der Mitte ist nicht der Zentralstern. Der Zentralstern selbst ist laut dieser griechischen Quelle der zart bläuliche 17 mag Winzling namens WD 2114+239 direkt links oberhalb davon. Weiter oberhalb noch innerhalb des roten Rauschens ist die linsenförmige Galaxie 14,3 mag helle PGC 66471= MCG+4-50-4, die auch visuell deutlich gesehen hatte. Links an der oberen Bildkante ist die Edge On PGC 66506.


    In den Weiten des www. finden sich wenige, jedoch, wie ich finde, teilweise hochspektakuläre Bilder von Abell 74:

    - Mit 10" RC aus Kalifornien, sage und schreibe 87 Stunden belichtet unter Bortle 4 Himmel

    - Mit 8" SC aus der Ukraine, 27 Stunden belichtet. Ob das umgebende Gas alles echt ist?

    - Mit 16" RC aus Kalifornien, 14,5 Stunden belichtet unter Wüstenhimmel


    Wer hat Lust, ihn unter besserem Himmel so richtig lange zu belichten? Wer versucht sich daran visuell?


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    P.s. Hier noch die Aufnahmedaten und Bedingungen:

    Teleskop: TS Photon Newton 200/1200 ohne Komakorrektor.

    Montierung: Losmandy G11

    Kamera: ZWO ASI 294MC Pro

    Guiding: PHD2 Sucherguiding

    Filter: Optolong L-Enhance Zweibandfilter

    Belichtung: 90x2 min = 3 Stunden bei Gain 122 und -10°C, Darks. Himmelsflats während der Dämmerung haben nicht funktioniert, also habe ich sie weggelassen

    Bedingungen: Klarer Stadthimmel, Laternen, zum Teil Halbmond am Himmel. Bortle 7-8, fst ca. 4 mag

    Bearbeitung: Stacking mit DSS, Hintergrundabzug + Hystogrammstrecken mit Siril (Graxpert), weiter einebnen mit Fitswork. Mit Starnet++ die Sterne entfernt und den Hintergrund mit Planetary weiter gestreckt. In Gimp die 2 Ebenen wieder übereinander gelegt.