Beiträge von MartinB im Thema „Qualitätsverlust durch Webcam/Kamera etc. ?“

    Hallo ikarus,


    der Antwort von Kalle kan nich nur zustimmen.
    Bei der Kameratechnik wird es sicher keine gewaltige Verbesserung mehr geben können. Live Video mit etwa Augen-Empfindlichkeit kann zwar heute technisch im Prinzip erreicht werden, sogar mit größerem spektralem Empfindlichkeitsbereich. Das wird's aber nicht so schnell billig zu kaufen geben, weil einfach zu wenige Leute sowas brauchen.


    Wenn man wesentlich mehr sehen will als mit dem Auge, werden wir immer lange Belichtungszeiten brauchen, das liegt einfach an der Quantennatur des Lichts und den extrem schwachen Signalen.
    Extremstes Beispiel sind die Deep Field Aufnahmen des Hubble-Teleskops, wo pro Pixel wenige Photonen pro Minute ausreichen, um etwas zu sehen.


    Aber wie auch vorher schon angedeutet, unsere Augen arbeiten eben <i>nicht </i>genau wie eine Kamera.
    Es ist wahrscheinlich (außer bei Planeten) unmöglich, die <i>gleiche </i>visuelle Wahrnehmung mit zwischengeschalteter Kamera und Bildschirm zu erreichen wie mit dem Auge direkt am Okular.
    Das scheitert schon daran, daß wir am Teleskop meist dunkeladaptiert beobachten. Es gibt keinen Monitor, den man entsprechend betreiben kann, selbst wenn die Kamera das Signal genauso aufnehmen könnte wie unser Auge.


    Die meisten visuellen Beobachter sind übrigens gar nicht daran interessiert, per Kamera und PC zu beobachten, weil ihnen die unmittelbare Erfahrung wichtig ist.
    Mir fällt da gerade ein Vergleich ein: Warum gibt es Leute, die manchmal Fahrrad fahren - obwohl sie sich ein Auto leisten können, oder sogar eins besitzen?


    Wenn Du aber Freude an der Technik hast und bereit bist, Zeit und Geld zu investieren und Erfahrungen zu sammeln, dann los! Auch die "technische" Amateur-Astronomie kann sehr interessant sein und Spaß machen.
    Statt nur im Internet zu recherchieren, solltest Du auch mal Leute persönlich treffen, die sich mit der Materie befassen. In München an der Volkssternwarte zum Beispiel wird schon seit Jahren versucht, Besuchern Himmelsobjekte live auf Monitoren zu zeigen, einfach weil nicht mehrere Leute gleichzeitig durchs Okular schauen können.


    Gruß,
    Martin

    Hallo ikarus,
    erst mal: Willkommen im Forum!
    Wenn Du noch keine praktische Erfahrung mit der Hobbyastronomie hast, solltest Du dich am besten zuerst mit anderen Leuten treffen und mal live erleben, was so läuft. Das ist viel besser als jede Diskussion hier im Forum.


    Wie dieses Hobby am meisten Spaß macht, darüber gibt es viele verschiedene Meinungen.


    Ich persönlich möchte auf keinen Fall auf das direkte Beobachten verzichten. Es ist ein besonderes Gefühl, Photonen mit den eigenen Augen einzufangen, die Millionen oder gar Milliarden von Lichtjahren unterwegs waren, die z.T. ausgesandt wurden, als unser Sonnensystem noch gar nicht existierte! Dafür nehme ich manchmal auch Beobachtungsnächte bei -15 °C in Kauf, aber gute Kleidung hilft viel!
    Nachts am Himmel "spazierenzusehen" geht wohl am besten mit viel Erfahrung und einem Fernglas oder gut laufendem Dobson-Teleskop (und am zweitbesten mit einem teuren hochwertigen Goto-System[:D]).


    Auf der anderen Seite kann man visuell niemals so viel sehen wie auf guten Astrofotos. Deshalb begeistern mich solche Fotos ebenfalls.
    Allerdings ist dafür ein ziemlicher Aufwand nötig, sowohl der Zeitaufwand als auch die Kosten sind enorm. Ich behaupte mal frech, wirkliche Spitzenbilder habe ich noch von keinem gesehen, der nicht schon mehrere Jahre Freizeit und mehrere 1000 Euro in sein Hobby investiert hat.
    Mit dem Hubble-Teleskop kann man dann allerdings immer noch nicht konkurrieren[:o)].


    Was deine Idee des "Wohnzimmerspechtelns" betrifft, es ist auf jeden Fall mit käuflichen Mitteln technisch machbar.
    Als Minimal-Investition schätze ich ca. 1000 Euro für ein einfaches Goto-Teleskop mit Kamera und Steuersoftware. Aber Wunder darfst Du von so einem System nicht erwarten, allein schon weil bei diesem Budget kaum mehr als 100 Euro für die reine Teleskop-Optik übrig bleiben. Auch höhere Vergrößerungen wären mit einem solchen System unerreichbar.
    Für relativ gute Ergebnisse ist bestimmt das Zehnfache zu investieren, und die Vergrößerung ferngesteuert umschalten geht damit immer noch nicht!


    Trotzdem hoffe ich sehr, daß sich diese Technik weiter entwickelt.
    Es wäre schon sehr schön, wenn man Beobachtungszeit an einem Amateurteleskop in Namibia, Australien oder in den Anden mieten könnte, ohne selbst dort hinfahren zu müssen[:p]. Irgendwie habe ich das Gefühl, das wird in ca. 10 Jahren schon selbstverständlich sein (aber selber hinfahren und spechteln kann das trotzdem nie ersetzen[;)]).


    Gruß,
    Martin