Beiträge von Lucifugus im Thema „OdM Juni 2022: IC1295 + NGC6712“

    Servus beinand,


    gestern Nacht konnte ich endlich das OdM des Monats Juni nachträglich in Angriff nehmen. Beobachtet habe ich mit dem 44cm-Newton der Volkssternwarte Buchloe (da meine Montierung noch in Reperatur ist). Da das Teleskop aber ab 1 Uhr bereits "gebucht" war (Kometenfotografie) hatte ich wenig Zeit. Beobachtet habe ich in der Nacht vom 2. auf den 3. Juli 2022 um ca. 0.30 Uhr. Um 1 Uhr zeigte das Messgerät einen sqm von 21m1. Um Halb 1 wird es noch etwas weniger gewesen sein, aber es hat ausgereicht.


    NGC 6712 springt natürlich ins Auge. Im Übersichtsokular ist der Kugelsternhaufen sehr hell, und bereits klar granuliert. Bei 250x ist er schön bis in den Kern hin aufgelöst. Der Kugelsternhaufen steht in einem sternreichen Umfeld und ist selber wenig konzentriert. Die helleren Sterne des Haufens sind aber doch sehr hell und sehr klar erkennbar, die Lockerheit hilft beim Auflösen bis in den Zentralbereich, wobei ein Nebelhintergrund bleibt. Ich habe keine Sterne gezählt, es waren einfach "viele". Ein sehr schöner Anblick. Der Versuch, auf 800x zu gehen scheiterte, da plötzlich Wolken aufzogen. Gut, dass ich zuerst IC 1295 genauer unter die Lupe genommen habe bzw. unter den Reflektor.


    IC 1295 war überraschend einfach zu sehen (die knapp über 17" Öffnung ist da einfach groß genug). Ich habe folgendes notiert:

    Schon im Übersichtsokular ist ein sehr zarter Nebelfleck angedeutet; bei 250x ist er am besten zu beobachten gewesen. Auch da ist der Fleck sehr dezent, aber auffallend groß. Der sternreiche Hintergrund erschwert die Analyse und es ist mir nicht klar, ob einer der durchscheinenden Sterne der Zentralstern ist oder das alles Hinter-/Vordergrundsterne sind. Direkt betrachtet ist machbar, ihn zu erkennen, indirekt ist er schon sehr deutlich. Es fällt aber auch indirekt schwer, den genauen Rand zu erkennen, da er sehr schwach ausläuft. Der Vergleich mit Fotos zeigt dann, dass der schwach diffus auslaufende, schwer zu erkennende Rand eine schwächere, äußere Schale ist. Ich konnte den helleren, inneren Bereich nicht klar von der äußeren, diffusen Schale trennen, da ich keine klare Abstufung zwischen beiden Strukturen erkennen konnte, aber dass er außen schwächer ist, ist auffällig. Ein sehr zartes Objekt. Der gute Himmel hat hier sicher sehr geholfen.


    Da ich ja erst den PN, dann den KS angschaut habe und dann Wolken aufzogen, konnte ich den winzigen Nebel Kohoutek 4-8 nicht mehr probieren. Schade, denn das Seeing war gut genug, um 800× zu vergrößern (hatte vorher NGC 7026 angesehen, als es noch etwas heller war). Als die Wolken wieder weg zogen, habe ich dann das OdM Juli mit den 17" besucht und musste dann das Teleskop der Kometenkamera zur Verfügung stellen ;-).


    Ein sehr schönes OdM. So nah beieinander zwei so unterschiedliche Objekte zu sehen, hat was. Vor allem, wenn man im Übersichtsokular vom einem zum anderen fahren kann. Ich hätte IC 1295 aber im Übersichtsokular nicht erkennen können, wenn ich nicht genau gewusst hätte, wo es zu finden ist. Da helfen drei helle Sterne direkt nordöstlich von NGC 6712, die einen kleinen Bogen bilden. Geht man vom mittleren Stern in Richtung Kreisbogenmittelpunkt, dann hat man genau die Richtung, in die man das Teleskop verschieben muss, um IC 1295 zu finden. Und dort, etwas östlich des PN ist wieder ein recht heller Stern. Daher kann man auch bei einem spiegelverkehrtem, auf dem Kopf stehenden Anblick im Teleskop den Ort sehr leicht und exakt finden.


    Liebe Grüße,

    Christoph