Beiträge von CD123 im Thema „Sprüh-Versilberung - Marathon“

    Hallo Gerhard,

    Teleskopspiegel habe ich früher auch selbst versilbert. In den 60er Jahren. Da bekam man noch ohne Schwierigkeiten die nötigen Chemikalien in der Apotheke auch noch zu akzeptabelen Preisen. Gut, ich habe auch gleich immer selbst erzählt, was ich damit vor hatte.

    Ich lebte damals in Berlin und das hauptsächliche Heizmittel war Braunkohle, die in Kachelöfen verfeuert wurde.

    Die Silberscht auf meinen Spiegeln hielt etwa ein halbes Jahr, dann wurde sie langsam gelblich. Aber dann kam Salpetersäure über den Spiegel und es wurde neu verspiegelt.


    Der Hauptfeind der Spiegelschicht war Schwefelwasserstoff in der Luft (aus Heizungs- und Autoabgasen).

    Dagegen war ein wirksamer Schutz für den Hauptspiegel eine Abdeckung aus Pappe zu bauen, an deren dem Spiegel zugekehrter Innenseite eine Lage mit Bleizucker getränktes Fließpapier (Löschpapier) befestigt war. Auch In den Tubus steckte ich auf der Höhe des Fangspiegels einen Bogen Bleizucker-Papier. Damals baute man noch hauptsächlich geschlossene Rohrtuben.

    Wie der Name schon andeutet, Bleizucker schmeckt zuckerähnlich süß, ist aber ein starkes, heimtückisches Gift, auch Schweigermuttersalz war ein Trivialname dafür. Aber nicht salzig sondern süß.

    Der etwas genauere Name dieser Chemikalie ist Blei(II)-aetat, das Bleisalz der Essigsäure. Auch das gab es in der Apotheke.

    Bleiazetat verbindet sich gierig mit Schwefelverbindungen und entreißt der Umgebungsluft gasförmige Schwefelverbindungen und schützt dadurch die Silberschicht auf dem Spiegel. Vielleich gelingt es dir etwas davon aufzutreiben und Bleipapier herzustellen. 1%ige Lösung in Wasser reicht. Damit Filterpapier anfeuchten und in schwefelfreier Umgebung trocknen.


    Nach meiner Schulzeit bin ich zuerst Chemiker geworden, habe dann aber die Seiten gewechselt und wurde Redakteur...

    Die Luft in Berlin ist besser geworden, der Nachthimmel allerdings viel schlechter (heller).


    Grüße

    Dietrich