Hallo nochmal,
hier mal ein kleiner Bericht aus der Praxis:
Ich bau alles auf, justiere und beginne mit Farbe. Bei mir sehr einfach, weil ich eine Farbkamera habe. Mit Filterrad, Schublade etc. das kenne ich gar nicht. Dann kommt die SW Kamera mit Rotfilter dran. Hier bin ich sehr oft schärfer als in der Farbe. 10 min. filme ich i.d.R. dann kommt wieder die Farbkamera dran. Später werden (bei Jupiter) die Filme derotiert. Die beiden Farbfilme auf das R Bild hin rotiert und fertig. Ich glaubte den Prozess schon sehr vereinfacht zu haben. Meine einzige Aufgabe bestand darin alle 10 min. die Kamera zu wechseln.
Bei gutem Seeing und höherem Planetenstand bemerkte ich nun, dass die Farbfilme mind. genau so scharf waren. Wichtig dabei auch, dass sie viel natürlicher rüber kamen. Die Äquatorbänder satt und dunkel und nirgends mein gehasstes "Schweinchenrosa". Also habe ich nur noch die Farbcam genutzt (mit ADC natürlich, 100€). Der Prozess: Aufbauen, justieren, Kamera dran, fertig. Bis zu 3 Std. am Stück habe ich einfach nur da gesessen und geschaut. Ich habe keinen Moment mit gutem Seeing verpasst und wirklich 3 Std. lang alle Photonen eingesammelt die möglich waren. Man hat Zeit Musik zu hören oder rum zu laufen, vielleicht sogar noch visuell etwas zu machen. Am Ende wurden alle Bilder im Batch gestackt. Dann wurden eine oder mehrere gute Sequenzen herausgesucht und derotiert.
Ich habe hier vor kurzem gehört: Perfektion ist dann erreicht, wenn man nichts mehr weglassen kann. Solche Nächte sind für mich perfekt.
Das einzig schwierige dabei ist es zu entscheiden, ob das Seeing dafür gut genug ist, denn Farbkamera bedeutet ~ G(RGB). Im besten Fall aber sogar schärfer als ein Mono-Rotbild.
Noch ein Wort zur Brennweite. Mit der ASI178 und F/10 lag ich knapp unter den Nyquist-Kriterium, aber für 20% mehr Vergrößerung schraube ich auch keine Barlow rein. Der Theorie nach sollte man bei einer Farbcam eine längere Brennweite nutzen. Das hatte ich aber gar nicht auf dem Schirm und belichtete (2017) fleißig bei f/10 weiter. Was soll ich sagen, meinen "Fehler" bemerkte ich nie.
Viele Grüße,
ralf