Astro- Homeoffice mit 4“ ED- Refraktor auf HEQ6*
1, Meine Hauptgründe für Homeoffice
1.1 wesentlich bequemer
Man sitzt bequem im Sessel vor dem Bildschirm und muss z.B. keine Rücksicht auf Dunkeladaption für die Beobachtung von DS- Objekten nehmen.
1.2 wesentlich effizienter
So hab ich bereits in den ersten in Nächten mit der relativ bescheidenen 4“ Öffnung mehr DS Objekte und vor allem wesentlich detailreicher gesehen und auch schon fotografiert als in den vielen Jahren mit meinen Eigenbauten cal. 6“ bis 16“. Keine Ahnung warum ich damit nicht schon vor Jahren damit angefangen habe
1.3 Mit relativ geringem Zusatzaufwand realisierbar
Bereits vorhanden und genutzt:
96 mm f/6 ED- Refraktor von Teleskopservice Ransburg
Monti HEQ6 mit Handcontroller Skyscan
12V 17 Ah Akku zum Betrieb der Monti
Astrokamera ASI 178 MM mit LRGB- Filtersatz und Steuersoftware ASIStudio
Modernes Laptop
Es fehlten:
eine gute Astro- Farbkamera wie z.B. die ASI 294MC. Diese Kamera wird ebenfalls mit o.a. Software gesteuert,
eine fernsteuerbare Motorfokussierung mit entsprechender Steuerbox.
Zur Überbrückung des Abstandes Teleskop im Garten ↔ Laptop im Wohnzimmer von nur 12m mind. ca. 15 m lange Kabel wie:
USB mit Verstärker zur Verbindung der Kamera im Teleskop mit dem Laptop,
8-adriges Netzwerkkabel zur Verbindung der Monti mit dem Handcontroller neben dem Laptop, sowie das 2- adrige Verbindungskabel für die Steuerbox.
Mir ist bekannt dass man die Verbindungen zwischen Teleskop < - > Laptop auch ohne Steuerbox, ohne Handcontroller drahtlos über WLAN o.ä. realisieren könnte... Werde ich auch realisieren, aber frühestens in meinem nächsten Leben.
2. Technische Details zu obiger Hardware
Bild 1
Das Teleskop bestückt mit Kamera steht einsatzbereit in „Home Position“. Der Einfachheit wegen wurde die Monti im AZ Modus an zwei Sternen ausgerichtet. Die dabei auftretende Bildfelddrehung spielt bei BW 600 mm, Belichtungszeiten von ca. 10s bis 60s und relativ kleinen Bildfeldern noch keine Rolle.
Die blau-weiße Scheibe auf dem Feinstellrad dient zur visuellen Kontrolle der Motorfokussierung.
Bild 2
Bild 3
Diese Motorfokussierung mitsamt Steuerbox stammt von einem Bastler mit Grundausbildung zum Elektromechaniker (von mir).
Das größere Zahnrad ist auf dem Einstellrad des Feintriebs aufgepresst. Mithilfe des O- Ringes wird eine sanft wirkende Reibradverbindung zwischen Oku- Feintrieb und Motorgetriebe erzielt. Das Motorgetriebe ist mittels einer M4- Schraube auf dem Block des Feintriebes geschraubt, bleibt aber um dies Schraubenachse schwenkbar. Die Spannfeder sorgt für einen definierten Anpressdruck der Reibradverbindung.
Die Motorfokussierung wird nur bei der Homeoffice Astrofotografie und Beobachtung benötigt. Sie kann aber jederzeit durch manuelle Drehung des großen Zahnrades problemlos überspielt werden. Eine Umdrehung dieses Zahnrades entspricht 1 mm Fokusverstellung. Die manuelle Verstellung macht z.B. Sinn wenn man schnell die richtige Fokusposition für die Kamera ermitteln will. Das geht dann aber am besten bei Tage life am Gerät und einem einige 100m weit entferntem Objekt und Bildschirmkontrolle. Bei fokussiertem Bild merkt man sich den Zahlenwert auf der mm- Skala des Oku- Auszugs dieser Kamera und stellt vor Beginn der praktischen Nutzung entsprechend ein Die beste Fokussierung für die Himmelsfotografie kann dann ganz feinfühlig und dennoch schnell genug über die beiden Taster des Fokussierbox gefunden werden.
Inhalt der Fokussierbox: drei AA Zellen im entsprechenden Halter, zwei zweipolige EIN-Taster, einige cm Schaltdraht.
Bild 4
So sieht der Arbeitsplatz aus. Hier zeigt der Bildschirm zeigt zufällig ein H- apha Bild der Sonne, die aber gerade im Geäst eines Baumes verschwindet. Jedenfalls hat man hier auch bei vollem Sonnenschein keine Probleme mit störenden Streulicht auf dem Bildschirm.
4. Erste Ergebnisse
Diesen Homeoffice- Arbeitsplatz konnte ich in der Osternacht von Samstag auf Sonntag erstmals voll betriebsfähig nutzen. Im folgenden rede ich nur von der vis. kameragestützten Beobachtung und Fotoversuchen mit dem 4“ EDf/6 + ASI294MC und Nachführung im AC Modus.
Der Nachthimmel war klar, vollmondig und natürlich ganznächtig beleuchtet. Der Vollmond erschien mir hier aber als sehr gut geeignete Störlichtquelle. Also hab ich goto M51 eingegeben. Zu meiner Verblüffung erschien tatsächlich M51 auf dem Bildschirm, wenn auch äußerst kontrastarm. Das war so ungefähr informativ wie bei vis. Beobachtung mit dem Vierzöller in einer klaren, mondlosen Nacht.
Im nächsten Versuch hab ich mir den Kugelsternhaufen M3 vorgenommen. Der zeigte unerwartet viele Sternchen, sogar in verschiedenen Farben.
Einige Nächte später am 20. 04. 22 war der Himmel bis zum Mondaufgang echt DS– tauglich. Alle Fotos wurden jeweils aus kurzen 16 Frame Videos mit AS!3 gestackt und anschließend mit Photoline 32 nachbearbeitet. Die Belichtungszeiten lagen im Bereich von 5s bis 20s.
Bild 5
M81 mit M82,
dieses Galaxienpaar kannte ich aus vis. Beobachtungen nur als
diffuse Ellipse mit helleren Zentrum bzw. als blasse Zigarre.
Bild 6
Eulennebel
verdient zweifellos seinen Namen zu recht. Die Galaxis rechts unten
kenne ich nicht.
Bild 7
Sombreronebel
Auch der Name der Galaxis M104 wird hiermit fotografisch belegt.
Bild 8
Strudelgalaxie
Dieser Name für M51gefällt mir. Eine Galaxis so richtig mit kontrastreichen Details und zarten Farbtönen auf dem eigene Bildschirm mit nur 4“ Öffnung sichtbar machen können, das hätte ich vor wenigen Wochen nicht geglaubt.
Bild 9
M13
Sag mir, wie viele Sternlein dieses Kugelhaufens sieht man hier? Bei vis. Betrachtung durch das Teleskop glaube ich: einige. Aber immerhin, ein unübersehbares Lichtbällchen sehe ich dort ganz sicher.
5. Fazit
Die erste Übung in DS Fotografie kameragestützter Beobachtung in meinem Homeoffice hat Spaß gemacht. Kritik und Anregungen sind herzlich willkommen.
Gruß Kurt
*Irrtum, der Refraktor ist auf einer AZ EQ6 GT montiert.