Beiträge von Stathis im Thema „Helle Supernova SN2022hrs in NGC 4647 Virgo“

    Auf dem Deep Sky Meeting (DSM) erwähnte Matthias Kronberger in seinem genialen Vortrag über Kugelsternhaufen, dass ausgerechnet auf unseren Bildern von der Supernova 2022hrs auch die Ultra Compact Dwarf Galaxy M60-UCG1 zu sehen ist. Es ist dieses 16,5 mag "Sternchen" hier:



    Ultra Compact Dwarf Galaxies gelten als Galaxienkerne von ehemals weit größeren Galaxien, die aufgrund der Gezeitenwirkung bei der Annäherung an große Galaxien, ihre weniger stark gebundenen Scheiben- und Halo- Sterne verloren haben und nur noch der kompakte Kernbereich übrig geblieben ist. Die Sterne in M60-UCG1 sind viel dichter gepackt als in Kugelsternhaufen. Auf einem Durchmesser von nur 300 Lichtjahren tummeln sich 140 Millionen Sterne! Im Zentrum wurde ein schwarzes Loch nachgewiesen, das 5 Mal so groß wie das unserer Milchstraße ist und 15% der Gesamtmasse der Galaxie ausmacht (Original Quelle). Ursprünglich muss es somit eine wirklich große Galaxie gewesen sein, deren Sterne zum Hauptteil von M60 geschluckt wurden (Quelle Hubble Site).


    Da seht ihr mal, was für ein spektakulärer Beifang sich in unseren Bildern wiederfinden kann.

    Nach 5-1/2 Monaten kann ich verkünden: Die Supernova 2022hrs in NGC 4647 ist noch da!! 8|

    Hier ein 20'x14' Crop, ganz frisch heute in der zweiten Nachthälfte bis zur Dämmerung mit dem 8" f/6 Newton 3 Stunden belichtet. Das Cropbild ist ohne Rauschreduzierung entwickelt, um die Helligkeit der SN und der Vergleichsterne nicht zu verfälschen:



    Mit Vergleichssternen aus Stellarium Web schätze ich sie auf sportliche 18 mag (+/-0,3 mag). Die Schätzung innerhalb der Galaxienscheibe fällt mir etwas schwer, daher die recht große Toleranzangabe. Die SN erscheint etwas bläulich.


    Aufnahmedaten:

    TS-Photon Newton 200/1200 ohne Komakorrektor

    Belichtung: 89x2 min = 2h58m mit Astronomik UV/IR Filter. Darks, Himmelsflats.

    Montierung: Losmandy G11

    Kamera: ZWO ASI 294MC Pro bei Gain 122 und -10°C.

    Guiding: PHD2 Sucherguiding mit ZWO Guidescope Mini 30 mm + ASI 120MM Mini

    Bedingungen: Großstadthimmel, Laternen. Bortle 7-8, fst knapp 4 mag

    mit DSS gestackt, mit Siril Hintergrundabzug und streckenl, mit Fitswork Hintergrund ebnen variabel. Das Komplettbild im Anhang mit Raw Therapee rauschreduziert

    Grenzgröße auf dem Bild knapp 20 mag


    Es bereitet mir große Freude, sie über 8 Monate nach Maximum noch nachweisen zu können, zumal sie ja in einem richtig attraktiven Galaxienfeld gelegen ist. Schaut mal des Gesamtbild im Anhang, wie es wimmelt.

    Gestern klarte es richtig auf, kühle 15°C und ziemlich gute Transparenz, aber die Gegend driftet ja immer weiter Richtung SW, sodass mir meine Laternen noch feister in die Optik grinsen :pouting_face: :light_bulb: . Egal, die Kamera bohrte sich durch und machte folgendes Bild aus dem ich einen 51'x37' Ausschnitt zeige (Aufnahmedaten siehe Bild):



    Für die SN2022hrs komme ich Mithilfe der Vergleichshelligkeiten aus Stellarium und SkySafari auf 14,7-14,8 mag. Sie ist inzwischen merklich schwächer als der Stern 2' westlich von NGC 4647. Dieser Referenzstern ist Gaia DR2 3927663204674590848 bei Ra: 12h43m24.6s, Dec: +11°34m52s. Stellarium online gibt 14,38 mag, Gaia EDR3 14,40 g_mag, SkySafari 14,54 mag an.

    Die Abschwächung verlangsamt sich, so wie sich das für eine 1A Supernova gehört.

    Wie lange werden wir sie noch verfolgen können, bis sie von der Abenddämmerung "aufgefressen" wird?

    Ich habe die Supernova SN2022hrs gestern (12. Juni 2022, 21h UT) wieder fotografiert

    Auschnitt Feld 39'x30'. TSHypergraph 150/420 auf Losmandy G11. ASI533MC. 20x2 min = 40m. Gain100 @ -10°C:



    Mit Fitswork Helligkeitswerten und Vergleichshelligkeiten v und g aus Stellarium Web und Simbad komme ich für die Supernova auf 14,35 mag. ASTAP "magnitude measured anotation" gibt mir 14,6 mag heraus. Ich vertraue eher dem selbst ermitteltem Wert. Die Abschwächung scheint sich zu verlangsamen.

    Nachdem ich den TSRC 8" f/6, den ich hier zur Pflege habe, so einigermaßen gezähmt hatte, hab ich ihn mal auf die Supernova gerichtet, et viola:



    Aufnahmedaten siehe Bild, das volle Feld als Anhang. Bei 1:24 Std Belichtungszeit komme ich auf eine Grenzgröße von ca. 19,3 mag, jede Menge kleiner Galaxiechen erfreuen das Deep Sky Gemüt.


    Mit Vergleichshelligkeiten aus Stellarium und Skysafari komme ich für die SN2022hrs auf 13,7 mag. Der kleine Stern westlich von NGC 4647 ist auf dem ungestreckten Rohbildern deutlich schwächer.


    Werner, hast du visuell beobachtet? Mit welchem Gerät? Ich hatte generell bei Supernovae, die in der Galaxienscheibe steckten, etwas Schwierigkeiten mit genauen Schätzungen. Ich vermute, dass aufgrund der Hintergrundhelligkeit der Galaxie die SN etwas "absäuft" und schwächer geschätzt wird, als die photometrischen Messungen ergeben. Je schwächer die SN im Okular und je schlechter das Seeing, um so stärker war die Unterschätzung.

    Das ist ja schön, dass hier so viele Beiträge, Messungen und Bilder reinflattern.

    Gestern konnte ich auch noch mal fotografisch draufhalten, trotz Dunst und dickem Mond in der Nähe bohrte sich die Kamera durch.

    Ich komme auf 12,9-13,1 mag, je nach Helligkeitsangaben aus Stellarium Web oder Sky Safari. ASTAP "Magnitude Measured Annotation" gibt mir um ca. 0,3-0,6 mag niedrigere Werte als die "Database Werte" :/

    Vielen Dank für die vielen intersannten Beobachtungen und Bilder.

    In Fitswork habe ich mal quick and dirty photometriert und komme auch auf etwa 13,35 mag,

    Wie hast du das gemacht?


    Ich habe in Fitswork ein original .fits Einzelbild geladen, so wie es aus der Kamera kommt, es in die 3 schwarz weiß Bilder aufgespalten, und den Grünkanal zur Auswertung genommen. Darin habe ich mit dem Curser den Helligkeitswert der SN mit denen der benachbarten ähnlich hellen Sterne verglichen. Deren Helligkeiten habe ich aus Stellarium. So kam ich auf meine 13,0 mag.


    Eventuell sind die Angaben für die Referenzsterne aus Stellarium nicht als Grünkanal Helligkeit zulässig? Wie misst man das genauer? Mit MuniWin habe ich mich noch nicht beschäftigt.

    Laut www.rochesterastronomy.org ist vor gerade mal 5 Tagen die Typ Ia Supernova SN2022hrs in NGC 4647 (Nachbar von M60) in der Jungfrau mit 15 mag entdeckt worden und wird seitdem immer heller (siehe SN2022hrs Seite).

    Da sie bei mir vom Stadtbalkon bestens platziert ist und auch noch so viele schöne weitere Galaxien in der Nähe sind, musste ich sie natürlich aufnehmen. Sie war bereits im ersten 2 min Frame laut und deutlich sichtbar. Hier ein 45'x30' Ausschnitt aus der 4,5 Stunden Aufnahme mit dem ED 80/720 mm (Aufnahmedetails siehe Bild): Das volle 1,3°x1° Feld im Anhang:



    Ich schätze die Supernova auf dem Bild zu ca. 13 mag, damit wäre sie gegenüber der letzten Messung vom 19.04. aus obiger Quelle noch mal deutlich heller geworden (genaue Helligkeitsmessung muss ich noch machen). Die große elliptische Galaxie in der linken Hälfte ist M60 an die knotige Spirale NGC 4547 mit der Supernova klebt. Die in der rechten oberen Hälfte ist M59. Das Feld wimmelt nur so vor Galaxien, seht die mit Astap erstellte Annotation anbei ohne all die PGC und SDSS Fuzies.