Hi!
Ich habe gerade ein eVscope 2 zum rumspielen hier (und werde es nicht behalten – das Ding funktioniert einwandfrei und ist für mich langweilig. Am Testbericht feile ich noch ein wenig rum, dürfte nächste Woche online gehen). Ich habe da soweit ich sehen kann nur die Möglichkeit, ein bisschen mit Belichtung und Helligkeit herumzuspielen, das war es dann aber auch. Es ist als Fertiglösung gedacht: Auspacken, einschalten, irgendwelche Ziele anschauen und auf dem Handy oder im elektronischen Okular anschauen und glücklich werden.
An die RAW-Bilder kommt man nur ran, wenn man sie zu Unistellar hochlädt und dann von da wieder anfordert; mit einem schnellen Versuch mit DeepSkyStacker konnte ich aber auch nicht mehr rausholen als die Automatik. Aber wer unbedingt will, kommt an die RAWs (wenn er sie auch Unistellar zur Verfügung stellt).
Egal ob Vaionis oder Unistellar: Das sind meiner Meinung nach Komplettsysteme, die genau wie ein moderner Laptop halt irgendwann veraltet sind. So what? Solange sie in der Zeit genutzt werden, ist alles gut, falls nicht, waren sie halt ein teurer Fehlkauf. Wie so manche Drohne bestimmt auch, da fragt auch keiner, ob man andere Motoren oder Kameras nachrüsten kann. Ich habe auch schon Montierungen entsorgt, weil sie einfach Schrott waren (in der Bedienung oder in der Qualität), und da nicht weiter rumverbessert – weil es sich meist nicht lohnt. Irgendwann ist es Zeit für den Recyclinghof oder das Museum.
Was mich bei EAA-Komplettsystemen abschreckt/langweilt ist, dass ich dabei eigentlich nichts machen kann, außer mir die Ergebnisse anzuschauen.
Für die Mehrheit derer, die in den Foren aktiv unterwegs ist, dürften die Geräte nichts sein: Es gibt nichts zu basteln, die visuellen Beobachter sind enttäuscht, weil sie nur auf einen Bildschirm schauen, und den Astrofotografen langt die Bildqualität nicht, weil sie aus einem anderen Setup mehr heraus holen.
Die Geräte haben eine ganz andere Zielgruppe, die einfach ohne Aufwand schöne bunte Bilder sehen will, "live" auf einem Display.
Der Vergleich mit dem iPhone wird da ganz gerne gebracht: Ein geschlossenes System, das wunderbar funktioniert, bei dem man aber nicht viel selber machen kann. Während man an einem alten DOS-Computer noch was über Computer lernen konnte. Die Zielgruppe der EAA-Komplett-Teleskope sind keine Bastler, die irgendwie selbst Hand anlegen wollen. Aber andererseits: Solange die Software auf einem Handy läuft und man neue Akkus kriegt, kann man sie weiterverwenden, egal wie veraltet sie sind. Ich kann auch ein 30, 40 oder 100 Jahres altes Teleskop im Originalzustand weiterhin nutzen, ohne weniger zu sehen als damals, und habe einen Hauch von Nostalgie. Und funktionieren tun die Dinger: Das eVscope 2 hat mir den Pferdekopfnebel von meinem heimischen Balkon im Dorf aus gezeigt. Ohne Probleme. Ich habe nur nicht das Gefühl, ihn selbst auch wirklich gesehen zu haben, es ist nur ein Bild auf dem Handy. Was klar macht, dass ich nicht die Zielgruppe für die Geräte bin – sie sind ihr Geld wert, aber nichts für mich.
Mit einer ATIK Horizon und der Infinity-Software ein Bild auf den Monitor zu zaubern reizt mich da schon mehr – weil ich da selbst auch noch mehr mache als nur auf dem Display anzutippen, was ich sehen will. Da bin ich noch irgendwo involviert.
Was ich dagegen unheimlich gerne hätte, wäre eine stabile azimutale Goto-Montierung, die so unkompliziert läuft wie die vom eVscope, nur mit einer Schwalbenschwanzschiene für klassische Teleskope. Die Technik ist echt ausgereift und kaum noch zu verbessern, die Steuerung per App ist absolut intuitiv. Celestron hatte so etwas beinahe mit den SkyProdigy, nur nicht stabil genug, nur im Komplettset mit Teleskopen und nur mit dem englischsprachigen Handcontroller. Schade drum.
Beste Grüße,
Alex