Hallo Wodi,
nochmal die Frage nach Konversion der Montierung vertiefend: Ja, Du kannst Deine parallaktische Montierung azimutal benutzen.
Fuer die parallaktische Version stellst Du am Neigungskreis an der Basis der Montierung, wo diese verkippt werden kann, Deine geografische Breite ein. Nun noch nach Norden stellen, damit die Stundenachse (die mit dem silbernen Schneckenrad) moeglichst genau zum Himmelspol zeigt. Dies hat den Vorteil, dass die Objekte mit einer Achse nachfuehrbar sind und diese Achse laesst sich motorisieren. Visuell reicht eine grobe Ausrichtung aus, Du musst dann nur ab und zu in Deklination (die andere Achse mit dem Gegengewicht) etwas korrigieren.
Um das Geraet nun azimutal zu verwenden, stellst Du den Neigungskreis auf 90 Grad. Das Achsenkreuz steht so auf dem Stativ wie der Buchstabe "T". Schwenks in der Stundenachse (jetzt die Azimutachse) bewegen das Teleskop nach rechts oder links, die Deklinationsachse (jetzt die Hoehenachse) verstellt die Hoehe. Fuer Erdbeobachtungen mag das vorteilhaft sein, obwohl Du noch ein Aufrichtsystem brauchst, damit der Vogel auf dem Ast sitzt anstatt unten dranzuhaengen, oder sich der Name des Schiffs entziffern laesst - was fuer Erdbeobachtungen halt so gemacht werden.
So ein 114er ist, solltest Du Dich spaeter fuer etwas Groesseres entscheiden, immer noch ein schoenes Teleskop fuer die Reise (einfacher zu transportieren) oder fuer den schnellen Einsatz (neudeutsch "Grab and Go"). Wenn beispielsweise der Himmel teilweise bewoelkt ist, und es sich nicht lohnt, ein groesses Instrument rauszuschleppen. Das kleine Instrument ist schnell draussen fuer einen kurzen Blick auf den Mond, Saturn oder die Plejaden, bevor es sich wieder zuzieht. Es ist auch schneller ausgekuehlt.
Mal aus dem Naehkaestchen geplaudert: 1984 kaufte ich als Schueler einen gebrauchten Tasco 60/700er Refraktor (Dein Newton schlaegt diesen um Laengen!) auf einer parallaktischen Montierung, die eigentlich fuer einen 80/1200er Refraktor gedacht war. Mit dem, aus heutiger Sicht laecherlich kleinem Geraet, habe ich seinerzeit den Kometen Halley gesehen. Inzwischen hat es einen 6x30-Sucher (achromatisch, Towa, aus der gleichen Aera) und einen anstaendigen 1 1/4"-Okularauszug. Waehrend ich heute eine Sternwarte mit einer Vielzahl deutlicher groesserer und besserer Instrumente habe, ist dieses Geraet schnell rausgeholt, um den Enkelkindern mal schnell den Mond zu zeigen oder kurzentschlossen irgendwo anders zu beobachten. Insgeheim ist es fuer das Jahr 2061 reserviert, um Halley abermals zu beobachten. Dann bin ich 91 ... und danach darf mich der Schlag treffen! So ein Instrument ist ein ideller Wert, der rein objektiv betrachtet keine massiven Aenderung mehr erfaehrt. Weil es irgendwo die Erfahrung mit genau diesem Instrument kaputtmachen wuerde, und es sich finanziell nicht lohnt. Okay, die 24.5mm-Huygensokulare muss ich wirklich nicht mehr "erleben" ... aber das Geraet jetzt auf eine moderne GOTO-Montierung zu schnallen und eine fette CCD-Kamera einzusetzen, wuerde dem Charakter des Instrumentes zuwiderlaufen. Gemaess "Ich habe seit 40 Jahren denselben Besen. Den Stiel habe ich fuenfmal, den Kopf elfmal ausgetauscht, aber es ist immer noch derselbe Besen!".
Quintessenz: Ein bisschen Tuning bringt sehr viel. Aber irgendwann, wenn die Ansprueche steigen, solltest Du auch loslassen koennen. Das schoene alte Instrument behalten, und in etwas Modernes, Neues investieren. Das alte Geraet kann ja nebenher in seiner Nische seinen Lebensabend verbringen.