Beiträge von JSchmoll im Thema „Warum keine langen Dobsons mehr?“

    Oha!

    Timm, Du hast gerade mein Packmassproblem widerlegt, wonach die Streben bei laengeren Brennweiten auch laenger werden. Mit solch einem Zwischenring laesst sich das natuerlich geschickt vermeiden. Bei irgendeinem Grossteleskop hatte ich das auch schon mal gesehen.

    Gerade mal geguckt, finde ich das nicht. Einzig beim ELT wird etwas Aehnliches genutzt, aber mit mehr als einer Zwischenebene. Ein bisschen wie das Fachwerk um einem Gasometertank, wie sie frueher ueblich waren. Auf jeden Fall eine durchdachte Konstruktion!

    Hi Peter,


    ich sehe diesen Trend generell bei Teleskopen. Die langen Refraktoren sind ja inzwischen (fast) auch schon den Weg der Dampflokomotiven und Windjammer gegangen - f/10 zaehlt ja schon als "lang" heutzutage. Auch die Newtons - f/8 oder f/6 sind nur noch bei den kleinen Modellen zu finden.


    Erklaerungsversuche:

    - Transportmass: Da das alles aus Fernost kommt, sind die Transportkosten ein signifikanter Anteil des Verkaufspreises. Passen mehr Teleskope in den Container, kann das Instrument billiger angeboten werden. Auch ein zerlegbarer Gitterdobson hat Stangen einer Mindestlaenge, die mit der Brennweite ansteigt.

    - Lichtverschmutzung und Mobilitaet: Der Trend dahingehend, das Teleskop transportieren zu wollen oder zu muessen. Hier hat ein kompaktes Geraet natuerlich Vorteile.

    - Optikfertigung: Heute ist es dank automatisierter Verfahren deutlich einfacher, reproduzierbar gute Optiken herzustelllen - auch Asphaeren wie einen Parabolspiegel. Frueher waren die "schnellen" Optiken oft mit einem Aufpreis versehen, weil sie schwieriger in der Herstellung waren. Heute sieht man das nicht mehr. Die Hemmschwelle, eine kurze Optik serienmaessig anzubieten, ist gesunken.


    - Okulare: Auf dem Okularsektor hat sich in den letzten Jahrzehnten eine Menge getan, und es gibt eine Vielzahl auch guenstiger Weitfeldokulare, die mit schnellen Oeffnungsverhaeltnissen noch zurechtkommen. In den 1970er zum Beispiel gab es nur Huygens, Kellner, Orthos und ein paar Sonderokulare wie Erfle - insgesamt war die Auswahl noch sehr ueberschaubar und viele Okulare hatten Probleme, beispielsweise f/4 zu "verdauen".


    - Markt: Die kuerzeren Systeme sind aufgrund von Transportierbarkeit, Handhabung und Montierbarkeit beliebter. Beispiel: Sky-Watcher 150P in f/5 oder f/8, beide auf der EQ3-2. Waehrend der kurze noch hinreichend gut getragen wird, wird das beim Langen zur Wackelnummer. Wobei dieser Aspekt beim Dobson natuerlich fortfaellt. Aber immer noch: Wenn signifikant mehr Beobachter ein kurzes Instrument wollen, wird der Hersteller reagieren und ein laengeres Nischenprodukt aus dem Markt nehmen. Ein anderes Nichtdobsonbeispiel hierfuer waren die parallaktischen Saeulennewtons von Meade, die irgendwann verschwanden, weil sie kaum noch gekauft wurden: Fotofreaks wollten eine stabilere Montierung mit Polsucher und eine kuerzere Optik, visuelle Sternfreunde haben den Dobson bevorzugt.