Beiträge von Christian Ma. im Thema „Teleskop für Kinder“

    Liebe Claudia, liebe alle,


    ich denke, wir Hobby-Astronomen wollen alle nur das beste für den 9-jährigen Sohn von Claudia und jede(r) bringt seine Erfahrung ein. Viele von uns haben bestimmt auch eigene Kinder, die wir für dieses schöne Hobby begeistern wollen bzw. schon begeistert haben.


    Viele Empfehlungen wurden in den Postings abgegeben und persönlich würde ich jedenfalls auch von einem "komplizierteren" Setup (z. B. Newton auf parallaktischer Montierung) abraten. Was für viele von uns (inzwischen) einfach ist, kann für Anfänger sehr herausfordernd sein - auf Kinder wird das noch viel eher zutrreffen.


    Mein erstes Teleskop war das selbstgebastelte Teleskop aus dem Yps-Heft (Karton-Tubus, Plastik-Linsen, Plastik 3-Bein Tischstativ). Als ich damit vor 43 Jahren den Mond beobachtet habe, fühlte ich mich wie Galilei. Das Interesse war geweckt und 1 Jahr später erhielt ich als Weihnachtsgeschenk den bekannte Quelle Revue Refraktor (60/700). Wow, wie war ich stolz auf dieses Teleskop. Die Montierung wackelig, bei höheren Vergrößerungen dauerte es nur wenige Augenblicke, bis das Objekt der Begierde aus dem Okular rauswanderte. Weitere Okulare oder anderes Zubehör zu kaufen, war kein Thema - die mitgelieferten Okulare und Filter reichten mir vollkommen. Und dennoch hat mir dieses Teleskop viele Jahre schöne Beobachtungsnächte und viel Freude beschert. Nach 35 Jahren Pause bin ich wieder in die Astronomie eingestiegen, diesmal mit einem Maksutov 127/1500 auf einer azimutalen Montierung und einem 200/1000 Newton auf einer EQ6-R Pro.


    Was will ich damit sagen: jedes Teleskop findet seinen Himmel. Und für den Anfang muss es nicht gleich ein Profi-Teleskop sein. Schon gar nicht, wenn die Eltern nicht auch die Begeisterung dafür aufbringen.


    Wie schon erwähnt, ist mein Sohn 8 Jahre alt und er begleitet mich des öfteren auf meinen nächtlichen Astro-Ausflügen und das macht ihm auch Spaß. Alleine würde er sich nicht zurecht finden und es wäre ihm wahrscheinlich auch schnell langweilig. Bei einem 9-jährigen wird es nicht viel anders sein.


    Daher ist meine Meinung: wenn ca. € 100-150,- ausgegeben werden sollen, am besten bei einem Astroshop ein entsprechendes Komplett-Set (meine Empfehlung Refraktor auf azimutaler Montierung) bestellen. Kinder gehen an die Sache ohnedies anders ran als wir Erwachsenen.


    Claudia: da du in Vorarlberg zu Hause bist, empfehle ich dir Teleskop-Austria.


    Das ist nun natürlich nur meine persönliche Meinung.


    Clear skies,


    Christian

    kann mir das mit dem justieren/kollimieren genauer erklären?

    Hallo Claudia,


    bei einem Spiegelteleskop (d.h. einem Newton Teleskop) wird das durch die Tubusöffnung einfallende Licht von einem Hauptspiegel zu einem (kleineren) Fangspiegel reflektiert. Beide sind mit Stellschrauben fixiert, die sich durch Erschütterung (Auf- und Abbauen, Wärme/Kälte usw.) leicht lösen können.


    Justieren bedeutet: Der Fangspiegel muss die Achse des Okularauszugs (OAZ) genau in das Zentrum des Hauptspiegels umlenken (der hat dazu eine Markierung in der Mitte, welche genau zentriert sein soll), und zugleich selbst zentrisch vor dem OAZ sitzen. Der Hauptspiegel muss so ausgerichtet werden, dass seine optische Achse genau mit der Achse des OAZ zusammenfällt.


    Wenn die Justierung einmal gut eingestellt wurde, dann muss in der Regel nur minimal nachgestellt werden. Gänzlich ohne geht es aber nicht.


    Ein Linsenteleskop (Refraktor) ist sicherlich einmal ein guter Einstieg. Oben hast du ja schon ein paar Empfehlungen bekommen. Und wie oben schon angemerkt: ohne Unterstützung durch die Eltern am Anfang wird die Begeisterung nicht so lange anhalten.


    Mein Sohn guckt meist nicht länger als 10-20 Minuten - und dann begeistert er sich meist nur für Mond und Planeten.


    Auf der Website des Österreichischen Astronomischen Vereins oder der Wiener Astronomischen Arbeitsgemeinschaft findest du weitere Infos. Schau dich auch mal auf der Website von Teleskop-Austria um. Von einem Kaufhaus-Teleskop ist eher abzuraten.


    LG Christian

    Hallo Claudia,


    ich möchte dir hier auch noch meine Meinung und Erfahrung kundtun. Mein Sohn ist 8 und ich habe ihm im vergangen Sommer einen Tischdobson - das Celestron FirstScope 76/300 - geschenkt.

    Also ich persönlich rate von diesen Tischdobsons für Kinder ab und zwar aus folgenden Gründen:

    -) man benötigt einen wirklich stabilen Tisch, um das Teleskop aufzustellen. Der Einblick ist dann für Kinder am Tisch (mit oder ohne Stuhl) meist sehr unangenehm.

    -) Abgesehen vom Mond und hellen Planeten sieht man mit diesen Teleskopen recht wenig

    -) die optische Qualität ist generell sehr bescheiden

    -) die Teleskop sind wirklich schwer zu kollimieren - d.h. die Optik ist schwer justierbar

    -) die mitgelieferten Okulare sind nicht ideal und zusätzliche, bessere Okulare sind oft teurer als das Teleskop


    Mein Junior ist jedenfalls nur mäßig begeistert.


    Ich empfehle eher ein Teleskop (Linsenteleskop = Refraktor) mit ca. 60 mm Objektivdurchmesser auf einem nicht allzu wackeligen Stativ und einer azimutalen (d.h. links - rechts / rauf - runter) Montierung, z. B. so einen Refraktor.


    Bei Kindern ist wichtig, dass alles so einfach wie möglich funktioniert und Erfolgserlebnisse schnell da sind. Lange Erklärungen sind da eher kontraproduktiv. Ist zumindest meine Erfahrung. Mein Sohn guckt zumindest inzwischen lieber durch meinen Mak 127/1500 auf der azimutalen Montierung mit GoTo (das herumschwirren macht ihm den meisten Spaß) als auf seinem Tischdobson.


    LG Christian