Hallo Frank,
war vielleicht etwas zu kurz formuliert, bzw. nicht eindeutig... mir ging's darum, wo der Etalon sitzt, der ERF gehört vor das Objektiv.
Wenn der Etalon vor dem Objektiv montiert wird, erhitzt er sich kaum – also nicht mehr, als wenn er in der Sonne liegt. Damit bleibt er in einem Temperaturbereich, in dem nichts passiert, und benötigt keinen zusätzlichen ERF. Ein Etalon ist ja kein massives Glas- oder Kristallelement, sondern in Öl gelagert (zumindest die von SolarSpectrum – dürfte aber für alle Etalons zutreffen). Daher dürfen die Filter nicht tiefgekühlt werden, aber auch nicht zu heiß werden.
Bei einem Etalon in Brennpunktnähe ist die Energiedichte natürlich höher, und er kann leichter heiß genug werden, dass die Ölfügung kaputt geht oder den Filter überdehnt, wodurch er irreversibel gestört wird. Bei meinem SunDancer wird eine maximale Lagertemperatur von +50 °C angegeben. Da ist wahrscheinlich eine Sicherheitsmarge bei, aber irgendwann ist Schluss. (Dass er am ED80 auch ohne D-ERF nicht zu heiß wird, merke ich daran, dass die Heizung immer wieder anspringt, um ihn auf Temperatur zu halten).
Solange er im erlaubten Temperaturbereich bleibt, kann die Dickenänderung (die die zentrale Wellenlänge verschiebt) entweder durch Heizen/Kühlen oder durch Verkippen ausgeglichen werden.
Bei f/7,5 plus 3x Telezentrik bemerke ich bei mir zum Bildrand schon, dass sich das Transmissionsspektrum verändert – Protuberanzen werden deutlicher, wenn ich sie in die Bildmitte stelle, als wenn sie am äußeren Bildrand stehen.
Bei Öffnungen bis etwa 80mm langt (zumindest für Quark und SunDancer II) der eingebaute Energieschutzfilter vor dem Etalon, bei größeren würde der zu viel Energie abkriegen. Wenn ich meinen SunDancer am ED80 habe, sollte man tunlichst vermeiden, von vorne in das Teleskop zu schauen – da wird ein ziemlich heller Lichtfleck zurückgespiegelt.
Caveat: Die 80mm gelten für ein halbwegs entspanntes Öffnungsverhältnis, passend zu den verfügbaren 2x-4x Telezentriken. Je schneller das Teleskop, desto heißer wird es. Bei f/10 ist das Sonnenbild am Etalon deutlich größer als bei f/5, und die Energie verteilt sich besser.
Der Energieschutzfilter, der für größere Öffnungen zwingend notwendig ist, sitzt immer vor dem Objektiv und ist im Prinzip ein simpler Rotfilter. Damit wird ein Großteil der Energie schon einmal vom Filter ferngehalten (und idealerweise reflektiert statt absorbiert). Es kommen also nur noch 10-20% oder so der Sonnenenergie zum Filter, damit kommt er zurecht. Wenn man z.B. ohne Energieschutzfilter beobachtet und der Filter zu heiß wird, sieht man das beim Beobachten rechtzeitig, weil die Bildqualität einbricht (außer, man ist mit einem so schlechten Bild zufrieden, dass man das gar nicht bemerkt), und kann das Teleskop wegschwenken. Das war Usus, als man noch mit f/20-f/30-Refraktoren beobachtet hatte – aber mittlerweile sind wir teleskoptechnisch weiter
Was den Energieschutzfilter so teuer macht ist, dass an ihn die selben optischen Ansprüche gestellt werden wie an das Objektiv, und eine ebene Oberfläche wohl schwerer zu polieren ist als eine gewölbte. Der 300mm-ERF ist auch rein akademisch – zumindest bei Baader ist bei 180mm und gut 1500 Euro Schluss. Größer geht auch, aber dann nur als Komplett-Teleskop wie den Triband-Schmidt-Cassegrains. Transmissionskurve ist auch auf der Webseite. Durch das 8"-Triband konnte ich mit dem SunDancer mal schauen – imposant, aber nicht ganz leicht zu beherrschen, was Luftunruhe angeht. Da braucht man schon einen guten Standort. Aber der SunDancer hat ja auch einen gewissen ERF eingebaut; keine Ahnung, ob andere H-alpha-Ansätze da auch noch einen weiteren Schutz brauchen. Ich habe nicht genug Zeit, als dass sich ein TriBand für mich lohnen würde Aber der Schutz müsste gut genug sein, dass die Fangspiegelhalterung bei der Sonnenbeobachtung nicht einschmilzt (was beim normalen Schmidt-Cassegrain leicht passieren kann, die besteht ja aus Kunststoff), von daher sollte der H-alpha-Filter eigentlich keine Probleme haben.
Auch mit Blick auf Tubusseeing ist ein Energieschutzfilter vor dem Objektiv immer sinnvoll. Baader gibt die Transmissionskurven seiner D-ERFs in diesem Blogbeitrag an (und Infos zur Historie); wer selber bastelt, muss aber wissen, was er tut – bei den PST-Umbauten sind die Durchlassfenster der verwendeten Energieschutzfilter glaub anders als bei den SolarSpectrum-Filtern; da sollte man nicht einfach so irgendeinen ERF verwenden.
Beste Grüße,
Alex