Beiträge von Timm im Thema „Beobachtungen auf der Vulkaninsel“

    Hallo Thomas,


    nein, CA und PV waten belegt und deshalb sind wir nach ET (El Topo).

    Siehe oben im Bericht, denn dort kann man auch gut beobachten ohne große Lichtverschmutzung.

    Nur die Südsicht ist etwas eingeschränkt.


    cs

    Timm

    Hallo Thomas,


    ja, erstaunlicherweise konnten wir richtig gut beobachten.

    Die Bewohner der Insel haben es wirklich schwer und viele, viele haben alles verloren.

    Die Leute in Los Llanos müssen jeden Tag zentimeterdicke Ascheschichten von ihren Grundstücken beseitigen.

    Das kann echt zur Plage werden.


    Heute Abend waren wir am Mirador el Time, der Luftlinie 8 oder 9 km vom Lavastrom entfernt liegt.

    Ein lautes Donnern und Rumoren begleitet den Ausbruch und den hellen Lavastrom.

    Der Himmel ist voll von rot beleuchten Wolken, die aussehen, als sei ein Inferno ausgebrochen.

    Das ist echt bedrückend, wie nahe die Lava an der Stadt Los Llanos vorbeifließt.

    cs

    Timm

    Hallo Freunde,


    wir, Dietmar und ich, hatten schon im Juni eine Reise nach La Palma gebucht und wollten sie nach dem Ausbruch des Cumbre Vieja nicht einfach verfallen lassen.

    Also sind wir letzten Donnerstag hingeflogen, aber nicht als Vulkantouristen, sondern als visuelle Astronomen.



    Beim Anflug sah man rechts oben nur eine Wolkendecke über dem Vulkan, die war aber unspektakulär.



    Die Landung war sanft und von der Vulkanasche und dem Staub war nichts zu sehen.



    Das sah auf der Westseite der Insel bei El Paso schon ganz anders aus! Die hoch aufragenden Wolken und der Ascheauswurf wirkten bedrohlich. Also schnell weitergefahren, bevor uns der Vulkan um die Ohren fliegt!


    Dietmar hat in Puntagorda seinen 18-Zöller stationiert, was eine im wahrsten Sinn des Wortes unbeschwerte Reise bedeutet.

    Etwas oberhalb von Puntagorda bezogen wir unser kleines Ferienhaus mit Blick von Südwesten nach Nordosten auf den Atlantik.

    Der liegt fast einen Kilometer tiefer und ebenso die üblichen Passatwolken.

    Für uns Visuelle eine traumhafte Unterkunft, weil man hier hervorragend beobachten kann.




    Der Dobson wurde auf einer ebenen Fläche aufgebaut und war nur 20m vom Eingang entfernt. Nur 5m weiter war eine Außenküche mit Grill und einem großen Dach, unter dem der Dobson bei Nichtgebrauch geschützt untergestellt werden konnte. Ein Segen, denn nach zwei mäßigen Beobachtungsnächten mit ungewohnter Feuchtigkeit räumten wir alles unter das Dach und gingen schlafen.

    Wir wurden am Samstag Morgen um halb acht von zwei Erdbeben geweckt, eines mit Stärke 5.0! Ein Blick nach draußen:

    ein Chaos ohnegleichen.



    Überall lag zentimetertiefer Vulkanstaub… auf der Terrasse, den Gartenmöbeln, den Dächern und auf allen Pflanzen.



    Der Tag war gelaufen! Jetzt war Fegen angesagt und Dobson reinigen.

    Der hatte zum Glück unter dem Dach nur wenig Vulkanasche abbekommen und der gut abgedeckte Spiegel war noch sauber.

    Weil der Himmel aber immer noch mit schwarzer Vulkanasche geschwängert war, durfte der Dobson ins Wohnzimmer umziehen.

    Montag drehte endlich der Wind aus Süden etwas, so dass nur noch östlich von uns gelegene Gebiete den Staub fressen mussten…

    Pech für die großen Teleskope auf dem Roque, Glück für uns.

    Nach einem Besuch im Restaurant Camu Camu bauten wir den 18er und das Stativ mit dem 16x70 Bino auf.

    Es sah zuerst ziemlich schlecht aus, denn es waren noch Staubreste am Himmel, die sich aber bei zunehmender Dunkelheit verzogen… oder einfach nicht mehr zu sehen waren.



    Dann konnten wir endlich mit dem Beobachten beginnen.

    Zuerst kamen die Planeten Jupiter und Saturn dran und das Seeing war gut genug um schöne Details zu sehen. Etwa der Schatten von Europa oder die Cassiniteilung.

    Planeten waren aber nicht unsere erste Wahl sondern Planetaries und andere Deepsky-Objekte.

    Am Ende waren es 13 Planetaries, aber ich denke, deshalb gibt es kein Unglück:

    Ringnebel, Hantelnebel, kleiner Hantelnebel, Blue snowball, Blue flash, Blinking Planetary, Fötusnebel NGC7008, Flying Carpet NGC7027, Helixnebel, Eskimonebel, Skullnebel NGC248, NGC40 und M1. Halt, da fällt mir ein, dass wir auch IC5148/50, den Little Ghost Nebel gesehen haben. Den findet man im Kranich.

    Also keine Bange wegen der 13 :)

    Wir wechselten uns beim Aufsuchen ab und versuchten auch mit dem Fernglas die Objekte zu finden, was oft bei den größeren Nebeln auch klappte.

    Zwischen durch besuchten wir auch die üblichen hellen und ein paar schwierigere Galaxien:

    M31 und die Begleiter, M33 mit kräftiger Spiralstruktur, NGC891 mit deutlichem Staubband, NGC404 bei Mirach,

    im Cetus waren das NGC247, 253 und die südlichste davon bei fast bei -40° Süd, NGC55.

    Ein Dutzend offenen Haufen waren auch dabei:

    M52 mit dem vergeblichen Versuch, den Bubble-Nebel zu sehen, daneben den Pfeilspitzen ähnlichen NGC7510, sehr schön auch Carolins Rose, NGC7789, dann M37, M38 mit NGC1907, M36, im Fuhrmann, M35 mit 2158 in den Zwillingen und natürlich Ha und Chi.

    Im Schwan waren die hellen NGC6888, Crescentnebel, dann der Sturmvogel, NGC6960, und der Cirrusnebel NGC6992 und zuletzt NGC7000, der Nordamerikanebel dran.

    Bei den guten Bedingungen und trotz der Staubreste am Himmel waren alle sehr gut mit vielen Strukturen zu sehen.

    Natürlich durften auch die Kugelhaufen nicht fehlen, waren aber gestern nicht so wichtig. Der hellste und schönste war M2, besonders mit hoher Vergrößerung bei 280fach eine Augenweide.

    Die intergalaktischen Wanderer, der 130 000 Lichtjahre entfernte NGC7006 und der 250 000 Lichtjahre entfernte NGC2419 wurden schnell gefunden und auch der viel näher stehende NGC288 im Bildhauer in der Nähe von NGC253, der Sculptor-Galaxy, war gut zu sehen.



    Gegen Mitternacht stand der Orion über dem Hang hinter unserem Platz und endlich konnten wir in die Vollen gehen.

    Zuerst kam der Flammennebel NGC2024 dran, der schön strukturiert sichtbar war, wenn man Alnitak aus dem Gesichtsfeld hielt.

    Dann folgte mit H-Beta-Filter der Dunkelnebel B33, der Pferdekopfnebel, der sich bei einigem Einsehen langsam aus dem zarten Hintergrund herausschälte.

    Ein Kracher dagegen war der Orionnebel! Unglaublich, was man da sehen konnte. Dieser Detailreichtum haut einen glatt aus den Socken. Man konnte auch wieder zarte Grün- und rotbraune Farbe erkennen, leider nicht so markant wie im 28-Zöller.

    Ein schöner Abschluss gegen 1 Uhr war dann der wunderschöne M78, der für mich das kleine Gespenst heißt.


    Der Kaminofen war noch warm, als wir die tolle Nacht mit einem Glas Vega Norte XX, einer limitierten Edition eines hervorragenden Rotweines, beendeten.


    Das war eine gelungene Beobachtungsnacht… wir hätten gerne noch ein paar mehr davon!


    cs

    Timm