Beiträge von schrotie im Thema „Lohnende Objekte, Standorte, Anleitung“

    Hi Klaus


    Vielen Dank fuer Deine nette und gehaltvolle Antwort. Ich bin von dem Ton hier in den Foren echt begeistert - das hier ist eine der zivilisiertesten Ecken des Netzes, die ich kenne.


    In der Nacht nach meinem Posting habe ich ausser einer laengeren Mondsession noch M3 (zwischen Bootes und Ursa Major) beobachtet. Die Suche hat Spass gemacht, der Haufen war durch den Tschibo Eimer nicht von M13 zu unterscheiden.
    Ich bin jetzt wohl ernshaft am Astro-Virus erkrankt. Nach ein paar Tagen schlecht Wetter werde ich schon ungeduldig - hoffentlich bleibt dieser Enthusiasmus mir erhalten. Ich habe mich mitlerweile relativ intensiv mit der Technik auseinander gesetzt. Vielleicht muss ich schon vor den von Dir zitierten Veranstaltungen zuschlagen [:D]
    Ich habe auch schon recht spezifische Vortstellungen ... Na mal schauen.


    Vielen Dank nochmal


    Thorsten

    Hi


    Wer kein Interesse an meinen prosaischen Erguessen hat, moege bei den drei Sternchen *** weiterlesen.


    Neulich schaute ich nachts so gen Himmel und sah einen aussergewoehnlich hellen Stern. Er flimmerte nicht, so war ich mir ziemlich sicher, dass es sich um einen Planeten handelte. Ich erinnerte mich an die Nacht vor bald neun Jahren als ich vom Deck eines Segelboots mein Fernrohr (ca. 60 mm Refraktor, lichtschwach fuer Erdbeobachtungen) in den Himmel lenkte und die Ringe des Saturns erkennen konnte. Damals war ich trotz des arg frustrierenden Gewackels und Gezitters ziemlich begeistert.
    Mit dem Ende des Urlaubs verblasste die Erfahrung. Nun - Jahre spaeter - schaute ich also wieder mit reichlich Musse nach oben und ich wollte mir den Planeten genauer besehen. Den alten Refraktor habe ich immer noch - ebenso wie das fuerchterliche Stativ. Ausserdem hat der Refraktor keinen Zenitspiegel und es laesst sich auch keiner einschrauben - ich hatte keine Lust mit Genickstarre am Boden rum zu kriechen um mir ein zitterndes Scheibchen an zu schauen. Also nam ich mir vor, mir das Teleskop meines Neffen zu leihen.


    Gesagt getan. Seit einer guten Woche habe ich nun das Bresser 700/76 "Tschibo" Teleskop meines Neffen bei mir stehen. Der Planet war, wie sich viele von Euch sicher gedacht haben, Jupiter. Einige Baender waren zu erkennen sowie die vier gallilaeischen Monde. Ich muss sagen, fuer den Preis ist die Leistung nicht uebel. Selbst das 4x Okular holt bei hellen Objekten noch ein bischen was raus obwohl ein 6x oder 8x sicher nuetzlicher waere. Mit dem 4x wirds zwar etwas unscharf aber 175 fach ist bei einem 76 Spiegel ja auch etwas Overkill. Ich kenn mich ja nicht so aus, aber das das noch so gut funktioniert scheint mir doch fuer die Optik zu sprechen. Jedenfalls bringt es gegenueber dem naechstgroesseren (12.5x) noch was - kann auch sein, dass mir Okulare fehlen: mein Neffe ist wohl ein bisserl jung fuer die Technik, der Sucher fehlt auch (Autsch!).


    Was ich damit bisher gesehen habe: Jupiter, siehe oben. Saturn mit Ringen aber ohne Cassini Division. Mond (Sichel zunehmend, gestern) - viele Krater, sehr eindrucksvoll. M44 (offener Cluster, momentan sehr leicht zu finden da gleich neben Jupiter) - das erste mal zu starke Vergroesserung = langweilig, gestern mit 25x Okular: sehr schoen!
    M13 (globular Cluster im Hercules) war gestern meine erste echte Herausforderung. Erstmal musste ich Hercules finden, ich kenne nur Cassiopeia und Ursa Major. Arcturus hatte ich neulich auch schon identifiziert. Vega muss auch auch zu finden sein, ja, dazwischen das muss Hercules sein. Nach 20 Minuten (reingehen, Himmelskarte am Rechner anschauen, rausgehen, adaptieren, Himmel gucken, reingehen ...) konnte ich meinen Aufsuchstern sicher mit nacktem Auge identifizieren: Eta Hercules. Nochmal so lange und ich konnte sicher sagen, wo genau M13 sein muesste. Mit dem Teleskop ohne Sucher wars aber schwierig. Erstmal mit alten Refraktor geschaut, da habe ich Eta schnell und zuverlaessig gefunden (selbst M13 zitterte schnell zuverlaessig durchs Objektiv), mit dem Spiegel wars aber schwer. Die klapprige azimutale Aufhaengung mit Justierschraube nur in der Vertikalen tat ein Uebriges: gute zwei Stunden hats gedauert bis M13 halb zufaellig ins Bild waberte. Einzelsterne waren nicht aus zu machen, der "Nebel" wurde von innen nach aussen duenner. Wenn ich nicht so lange in der Kaelte gehockt haette um den Cluster zu finden haette ich ihn sicher noch mehr genossen, aber so wars auch schon schoen.


    Nach diesen ersten Eindruecken mein Rat an Interessierte, die die Anschaffung eines Teleskops erwaegen: Schaut mal bei Ebay rein. Da kann man mit Glueck das "Tschibo" dank seines schlechten Rufs schon fuer vielleicht 20-30 EUR bekommen. Um zu schauen ob man genuegend Interesse und Ausdauer mitbringt reicht das Tschibo allemal. Wer dabei bleiben will kann das Geraet bei Ebay weiter verkaufen und sich ein vernuenftiges Geraet anschaffen. Fuer Leute die wissen, dass Astronomie was fuer sie ist, ist das Tschibo wohl nichts.


    ***


    Nun zu meinen Fragen:


    Welche anderen interessanten Objekte sind momentan zu sehen, die fuer mein Teleskop geignet sind (erschwerend kommt hinzu, dass ich am Rande einer groesseren Stadt wohne und momentan auch beobachte).
    Ich habe mir mitlerweile nach lesen in diesem Forum den Karkoschka bestellt, aber bis der hier ist, hat vielleicht jemand ein paar Tips fuer mich?


    Wie kann ich einen guten Beobachtungsstandort finden? Ich lebe im Westen von Bielefeld. In meinem Garten ist der Horizont recht hoch und es ist nicht optimal dunkel wenn auch noch ertraeglich.


    Liest das hier zufaellig jemand aus meiner Umgebung, der Lust hat mir mal live ein paar Sachen zu zeigen? Ich wuerde auch heisse Fluessigkeiten nach wahl meines Mentors sowie zuckerspiegelerhaltende Riegel springen lassen ;)


    Tja, wohl nicht zu beantworten, aber fragen schadet ja nichts: Soll ich mir ein vernuenftiges Teleskop zulegen? Gibt es eine Faustregel nach der man sagen kann, ob jemand (ich) dabei bleibt?


    Gruss


    Thorsten