Beiträge von portaball im Thema „Ferngläser - ein Erfahrungsbericht ... oder eine Ode an die Freude“

    Ich habe auch lange von solch einem Bino geträumt, in dem man praktisch während der Beobachtung sitzen kann.

    Inzwischen denke ich, dass so etwas in der Praxis nicht wirklich tauglich wäre und möglicherweise ist das auch der Grund, weshalb es so wenige umgesetzt haben.


    Meiner Meinung nach sind Schwingungen in so einem "Stuhl" sehr problematisch und kaum in den Griff zu bekommen.

    Schon der Herzschlag und die Atmung werden sich auf das Gesamtsystem übertragen, selbst wenn man es ansonsten schaffen sollte sich nicht zu bewegen :)

    Um der Sache beizukommen würde man sehr viel Masse und entsprechend dimensionierte Achsen benötigen, das geht dann schon deutlich über einen Zahnarztstuhl hinaus.


    Bei "fernglasüblichen" Vergrößerungen mag das noch unproblematisch sein, aber mit so einem Instrument will man ja auch mal höher vergrößern.

    Seit ich Binos mit Wechselokularen habe wurde mir jedenfalls bewusst wie empfindlich diese Systeme bei höheren Vergörßerungen auf Erschütterungen reagieren und dass sich das Ausschwingverhalten mit zunehmender Gesamtmasse verschlechtert.


    Eine möglichst stabile Säule und Montierung sowie davon komplett entkoppele Sitzgelegenheit sind meiner Meinung nach zielführender.


    Grüße Jochen

    Ein Einbeinstativ habe ich noch nie probiert, wollte es aber immer schonmal mit dem Dreibein vergleichen.

    Ich hatte vor einigen Jahren mal mit Einbeinstativen experimentiert, damals war ich mit 70 und 80mm Ferngläsern unterwegs und suchte eine praktikable Lösung

    Allerdings fand ich es nicht zielführend, es hat einfach zu viele Freiheitsgrade um das Bildzittern erfolgreich einzudämmen.

    Gleichzeitig nimmt es einem die Bewegungsfreiheit am Himmel praktisch genau so stark wie ein Dreibein.

    Ich habe nach einigen Versuchen wieder aufgegeben und kehrte zu den Dreibeinern zurück., die ich aber auch gerne als Zweibeiner nutze, mein Körper ist dann das dritte, stabilisierende Element was z.B. mit dem 25x100 sehr gut funktioniert hat.


    Gerade kürzlich habe ich mir aber wieder ein gebrauchtes Gitzo Einbeinstativ gekauft, dieses mal aber zur Verwendung mit dem stabilisierten Canon 15x50 IS

    Im Prinzip hat es dabei 2 Funktionen, einmal das doch recht hohe Gewicht des Canon zu eliminieren, was natürlich hervorragend klappt.

    Auch wird das Bild dadurch nochmals stabiler als komplett freihändig, natürlich auch weil es keinerlei Ermüdungserscheinungen gibt.


    Zum Anderen setze ich mein Canon ja auch gerne mit den 1.6x Boostern als 24x50 IS ein und hier zeigt sich die Verwendung des Einbeins darunter dann als wirklich sehr hilfreich, die Bilder sind bei 24x deutlich stabiler als ohne Einbein.


    Natürlich hat man auch da den eingeschränkten Bewegungsfreiheit am Himmel, man muss das Einbein immer in der Länge anpassen.

    Aber das ist nur eine Frage der Beobachtungsplanung, freies Milchstrassenwandern geht so natürlich nur noch eingeschränkt...


    In Verbindung mit dem Canon IS möchte ich das Einbein inzwischen jedenfalls nicht mehr missen, auch wenn ich nach wie vor mehr freihändig als mit Einbein beobachte.


    Grüße Jochen

    Hallo Rene,


    ein sehr schöner Erfahrungsbericht, dem eigentlich kaum noch etwas hinzuzufügen ist.


    Auch wenn wir hier alle das beidäugige Sehen sehr geniessen ist die Nutzung der Ferngläser dann doch wieder sehr individuell.


    Ich zum Beispiel komme mit Parallelogrammmontierungen gar nicht zurecht.

    Ich fand sie immer groß, ausladend, unhandlich und wackelig.

    Dazu die benötigten schweren Gegengewichte, die sich ja auch nicht gerade positiv auf das Ausschwingverhalten auswirken :)

    Und ich hatte immer Angst mir irgendwann im Dunkeln doch mal übelst die Finger einzuklemmen...


    Für mich waren geradsichtige Ferngläser von 70 mit 100mm Öffnung am besten auf einem Stativ mit Kurbelsäule und kleinem Fluidhead aufgehoben, sowohl für sitzende als auch für stehende Beobachtung.

    Für Beobachtungen im oder nahe dem Zenit habe ich das Stativ über 2 Beine zu meinem Körper hin gekippt, das war bei den Vergrößerungen bis maximal 25x immer noch ausreichend stabil.


    Ich habe immer mal wieder gelesen, dass geradesichtige Gläser mehr Licht durchlassen sollen als welche mit 45° oder 90° Einblick, weil die Prismen weniger Reflexionen haben.

    Ob das tatsächlich stimmt und messbar ist kann ich nicht sagen, aber ich kann mich gut erinnern, als ich von meinem 125mm Borg Binoscope übergangsweise auf das APM 25x100 ED umgestiegen bin.

    Ich war total überrascht wie nah das 100er am 125er (bei gleicher Vergrößerung) dran war, bei offenen Sternhaufen z.B. war der Unterschied nach meiner Erinnerung nur minimal.


    Grüße Jochen