Beiträge von AlexK im Thema „Ferngläser - ein Erfahrungsbericht ... oder eine Ode an die Freude“

    Hallo zusammen,

    Gestern haben Norman und ich die letzte klare Nacht genutzt um neue Beobachtungsplätze im Münchner Süden auszutesten. Teleskope hatten wir zwar dabei aber mangelnde Transparenz und und das erneut geweckte Interesse an der Zweiaugenastronomie bescherten uns ein paar lustige Stunden aber auch einige Erkenntnisse über Ferngläser am Himmel.

    Wir haben uns mein Leica Ultravid 8x20, Normans Kowa Genesis 10x22, Swaro NL Pure 12x42 und ein halbes Minolta Activa 10x50 geteilt.

    Norman hat wie immer die Situation stilvoll fotografisch festgehalten.



    Norman hatte bei Tag schon diese äußerst praktische Aussichtsbank erspäht, die sich nicht nur für den Südhimmel sondern mit etwas Kreativität auch für den Zenith hervorragend eignet.



    Hätte nichts dagegen, diese Art Bank auch an anderen Standorten aufzufinden. Nur die fixe Ausrichtung limitiert den Spaß ein bisschen, drehbar müsste sie noch sein.

    Mit 2 Stativbeinen auf der Liege konnte mein Leica auf der Schleifklotzhalterung sein "First Light" feiern. Funktioniert sehr gut. Wackelfreies, absolut bequemes Beobachten mit dem Stativ und feine Optik.


    Unter ordentlichem Himmel kann man mit solch kleinen Gläsern tatsächlich Nächte füllen mit allerlei interessanten Objekten, von einfachen Showpieces zu spannenden Grenzbeobachtungen. Die Sternhaufen im Fuhrmann, die Region um Cassiopeia mit h+chi, M52, M39, Caroline's Rose und dem Eulenhaufen waren nicht nur im 12x42 ein absoluter Genuss (Das Teil BADET die Augen in Sternenlicht, sowas hab ich noch nicht erlebt.) sondern auch in den kleinen Optiken ein toller Anblick.

    Die Ferngläser verwöhnen natürlich mit guter Schärfe bis zum Rand, was mir tatsächlich mittlerweile wichtig ist. So kann man sich mehr auf das Gesehene konzentrieren und alles im Gesichtsfeld verwerten. So wäre zB. M15 im 8x20 sehr schwierig geworden wenn die Sterne nicht fein abgebildet wären.


    Ich habe nochmal mit Nachdruck erfahren, dass unabhängig von Vergrößerung und Öffnung vorallem die Austrittspupille eine Rolle im Sehgenuss spielt. Für 5mm AP war der Himmel gestern einfach zu hell, zwischen 2,2 und 3,5 lag irgendwo der Sweetspot für viele Sterne vor dunklem Himmel. Für einzelne Objekte variiert das natürlich, das war nur mein Eindruck beim genüsslichen Abfahren der Milchstraße.

    Eine große Überraschung in Sachen Bildstabilisierung ist tatsächlich die Stirnstütze am NL Pure. Im Liegen auf der Isomatte hatte ich so bei 12x ein ruhigeres Bild als sonst mit 8x. Zusammen mit dem großen Gesichtsfeld kann so wirklich entspannt beobachten.
    Mit dem FG auf dem Stativ M42 betrachtend wird aber klar, dass so noch eine wesentlich genauere Beobachtung möglich ist.


    Mein Fazit:


    -Deep Sky beginnt auf jeden Fall schon weit unter 8" Öffnung
    -Gute Optik ist ihr Geld wert
    -Passende AP entscheidend
    -Lieber bequem ohne Stativ als unbequem mit Stativ
    -Norman ist ein 1a Astrokollege
    -Eine Niere genügt hoffentlich

    Viele Grüße

    Alex

    Edit1: Uranus und Neptun hab ich gefunden, ich weiß leider wirklich nicht mehr mit welchem Fernglas.
    Edit2: Fast vergessen, Norman Credits für seine Fotos zu geben, Asche auf mein Haupt

    Hallo zusammen,

    Im Zweifelsfall, um etwas Abstand zum kalten Boden zu bekommen, gibt es ja noch diese wippbaren Sommerliegen.

    Die finde ich für freihändiges Beobachten echt gut, Dieses Konzept hier funktioniert nur wenn die Stativbeine alle am Boden sind, für eine Liege sind sie zu kurz. Andererseits hilft es eigentlich auch schon wenn das Stativ am Fernglas hängt und irgendwo auch nur teilweise aufliegt, da werden viele von den kleinen Bewegungen eliminiert.

    Wirklich mobil ist man mit so einer Liege auch nicht. Aber man kann sich ja immer aussuchen ob man damit angibt, entweder möglichst leicht gepackt oder möglichst viel Kram viel den Berg raufgeschleppt zu haben ;)


    Berlebach Report 703 mit 48 cm Transportlänge und 1,9 kg?

    Genau, Report 7003. Da könnte man noch einiges draufpacken, bzw. fürs 10x50 mit einem kleineren Kugelkopf ein paar hundert Gramm sparen.

    Ich hab ja die Astronomie durch Leute wie dich und Norman so kennengelernt, dass die besten Nächte an besonderen Orten stattfinden wo man meistens nicht mit dem Auto fahren kann.


    Zitat

    Es ist von so schlechter optischer Qualität, dass ich mich heute wundere, dass ich kein Augenkrebs davon bekommen hatte

    Vor nem halben halben Jahr noch rausposaunt, wie toll ich günstige Ferngläser finde, jetzt werd ich auch schon zum Optik Snob. Im Endeffekt ist das aber nur Spielerei, ich würde auch mit deinem Tasco beobachten gehen.

    All eure Beiträge haben mich jetzt dazu motiviert, meinem Tagfernglas, dem Nikon Profstaff 7s 8x30, nachts mehr Chancen zu geben. Ich glaube, dass ich mit der richtigen Erwartungshaltung rausgehe, denn es macht Spaß!

    Ich finde, sowas wie ein Tag- oder Nachtfernglas gibt es eigentlich garnicht. Klar zieht man eins dem anderen vor wenn man die Wahl hat aber jede Optik ermöglicht eine andere Sicht auf den Himmel. 7x21 hat mir auch schon Spaß gemacht. Und Spaß ist das wichtigste!

    Hab mir jetzt auch für das kleine Leica eine provisorische Halterung gebaut, die Optik hat auf jeden Fall ein ruhiges Bild (und vielleicht auch eine Halterung die nicht nur aus einem Schleifklotz und irgendeiner Gummidichtung besteht) verdient.


    Das kleine Stativ ist leider zu fummelig, um für die von mir beschriebene Beobachtungsmethode zu taugen aber wie gesagt, die Masse vom Stativ alleine beruhigt schon das Bild. Das wär dann Modell ultraleicht, wo Optik und Stativ zusammen weniger als 1kg wiegen.

    Viele Grüße, vielleicht sieht ja jemand Polarlichter

    Alex

    Hallo zusammen,

    Danke Rene für dein inspirirendes Kompendium, das trägt mit dazu bei dass ich jetzt auch nach längerer Pause mal wieder Sternenlicht sammeln muss.

    Vor allem mit Kopf im Nacken wackel ich selbst für 6x zu stark um wirklich über längere Zeit genussvoll beobachten zu können. Das hat mich bis jetzt auch immer daran gehindert, mal ausführlich mit dem FG nachts Zeit zu verbringen.

    Inspiriert von RalphM's Zweibeinlösungen und dem tollen Foto von einem jungen Stathis mit Astmontierung hab ich gestern mal ein bisschen herumprobiert und nur kurz unterm Sternenhimmel getestet. Für mich ist folgende Lösung recht vielversprechend, zumal ich nicht extra Geld dafür ausgeben muss. Das Stativ hält sonst meinen Selbstbau 114mm mit Kugelkopf als Alt/Az Montierung.



    Ich liege unter den beiden aufgespreizten Stativbeinen und hab somit schonmal ein solides Dreieck ohne Berührungspunkte mit meinem Körper. Das Bein das ich hier in der Hand halte dient dann um grob die Höhe zu verstellen. Den Rest kann ich über den Kugelkopf regeln. Zenith geht auf jeden Fall sehr enstpannt damit, M39 konnte ich gut beobachten. Wichtigstes Accessoire ist dabei wohl eine Kopf-/Schulterunterlage, die in den verschiedenen Positionen gut stützt, da werd ich noch experimentieren. Ich denke z.B. an Drybags, die man Luftdicht verschließen kann.


    Für horizontnahe Objekte richte ich mich einfach auf, die Beine lassen sich sehr schnell arretieren.



    So hat man eigentlich eine dynamische aber solide Beobachtungsposition ohne extra Equipment. Wär für mich absolut bergwanderungstauglich, auch mit einem größeren FG ( liest du das, lieber Weihnachtsmann?)

    Gegen die Kälte am Boden gibt es ja genügend Isoliermöglichkeiten. Ich sitze aber sonst eigentlich mit meinem 7" Dobson auch meist auf dem Boden oder einem kleinen Hocker.

    Ich berichte dann mal wenn ich ausführlicher testen konnte.

    Viele Grüße


    Alex