Ich habe von 1984 bis 1990 an Membranspiegeln gearbeitet - damals noch als Teenager im Rahmen von "Jugend forscht". Zunaechst hatte ich eine 1mm duenne Brillenkunststoffplatte mit einem vom Klempner erstellten Kolben deformiert. Die Dicke der Platte fuehrte zu einer sehr verspannten Geschichte, die keine guten Bilder lieferte.
Spaeter baute ich ein System mit Ueberdruck. 200mm, gedrehte Zelle (der Maschinenfabrik sei Dank gezollt), eine Seite mit durchsichtiger, die andere mit verspiegelter Hostaflon ET-Folie von Hoechst. Alles Material mit dem magischen Woertchen "Jugend forscht" erbetteln koennen. Mein Bruder baute mir aus einem Autokompressor und einer alten Druckgasflasche einen Kompressor. Ich konnte damit ein Bild der Sonne auf eine 5m entfernte Hauswand werfen. Jedoch war die Folie, die unidirektional gezogen war, zu rauh.
Naechster Schritt war die Verwendung von Mylarfolie von Baader. Zusammen mit einer ebenfalls von Leybold erbettelten Vakuumpumpe konnte ich das VNT betreiben (Vakuum Newton Teleskop - es gibt uebrigens noch eines mit selben Namen und Akronym als Sonnenteleskop auf Teneriffa). Ich habe die Zelle nochmals modifiziert, um Spannungen herausjustierbar zu machen. Auf einem Schirm im Primaerfokus liess sich das Licht konzentrieren. Eine besonders hohe Aufloesung hatte das aber nicht.
Inzwischen wusste ich auch, dass schon zig Andere vor mir diese Idee hatten. So zum Beispiel Professor Bauersfeld in Jena, der auch das Projektionsplanearium erfand. In alten Sky&Telescope-Journalen fand ich eine Frau in England, die Mylarfolie auf eine Fahrradfelge aufzog, um Licht auf einen eindimensionalen Infrarotdetektor zu leiten. Ein Amateur aus Medellin (Kolumbien) experimentierte mit Glasplatten, die auch mal brachen.
Die Technik wurde fuer groessere Wellenlaengen weiterentwickelt. Es gibt/gab "inflateable radio mirrors" z. B. im Katastrophenschutz, um portabel Nachrichtenverbindungen zu Satelliten aufzubauen. Eine Space-Shuttle-Mission flog ein 10-Ueberdruckteleskop im All als Radioteleskop-Prototypen. Die Nasa muss meine Jugend-forscht-Arbeit gelesen haben!
Heute bin ich davon ueberzeugt, dass die Technik im Optischen nicht funktioniert. Wer schon mal versucht hat, einen Ball als Geschenk zu verpacken, weiss warum. Auch im Radiobereich gibt es Probleme, da Temperatur und Luftdruck die Brennweite beeinflussen und andauernd nachgeregelt werden muss. Es sei denn, man baut ein vollklimatisiertes Radom. Im All als aufblasbarer Radiospiegel sind Mikrometeoriten das Problem.
Auf einer SPIE-Konferenz in Marseille 2008 wohnte ich einem Vortrag bei, wo die Membranspiegeltechnik an daumennagelgroessen Spiegeln erfolgreich eingesetzt wurde. Die Motivation hier war, die Brennweite verstellen zu koennen, um vom Rand einer Fokalebene aus das Licht von Objekten abzufischen (Multiobjektspektroskopie).
Das VNT und die alten Zellen habe ich uebrigens noch. Der Mylar-Membranspiegel ist allerdings mittlerweile erblindet.
EDIT: Ich habe noch zwei Fotos gefunden, die das VNT in seinen besseren Tagen zeigen. Nebst Selbstbaumontierung (mit zwei Freunden, die ebenfalls bei Jugend forscht mitmachten und deutlich weiter kamen als ich, bauten wir drei dieser Montierungen). Zeitgenoessisch die Ausgestaltung des Standes mit handgemalten Postern und dem Diaprojektor als Vorlaeufer von "Powerpoint".
Ich weiss nicht mehr genau, ob die Fotos bei "Jugend forscht" oder "Jutec" entstanden. Jutec war der Wettbewerb "Jugend und Technik", der vom VDI ausgerichtet wurde. Er wurde spaeter mit Jugend forscht fusioniert. Es war auf jeden Fall im Jahr 1990.
Boah! Nochn Edit (nach ca. 10 Rechtschreibfehlern ...) . Es war JuTEC, und im Deutschen Museum in Muenchen, wo der Bundeswettbewerb stattfand - der Aufkleber auf dem Tubus ist das Indiz. Gewonnen habe ich da aber nichts mehr. Es hat ja auch nie wirklich funktioniert.