Beiträge von Lucifugus im Thema „Nordamerika- und Pelikannebel, Offene Sternhaufen – auch von mir ein (erster) tieferer Blick in diese berühmte Region im Schwan“

    Servus Michael und Ceule,


    vielen Dank für eure positive Rückmeldung! Es freut mich, dass euch der Beitrag gefallen hat. Ich selbst war in letzter Zeit zu sehr eingespannt, sodass ich hier einige Tage nicht mehr online war, deshalb die späte Reaktion.


    Ceule, die Kamera ist eher nicht limitierend (in Bezug auf DSLR untereinander). Es kommt mehr aufs Objektiv an. Meine Kamera ist ja auch nicht astromodifiziert. Ich denke zudem, dass vor allem die Bildbearbeitung entscheidend ist. Mir selber fehlt das tiefere Wissen, wie ich z.B. aus den extrem farbarmen Stacks mit DSS dann "g'scheite" und realistische Farben rausarbeite. Ich nutze hier APP, was aber eben was kostet, und habe seitdem viel weniger Probleme. Das ist aber weniger Können als Einkaufen der Bildbearbeitungstools.

    Kurzfassung: lass dich nicht unterkommen und probiere es einfach aus. Des werd scho, wioe man hier sagt.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Roland, Reinhard, Christian und Ben,


    vielen Dank für eure Rückmeldungen! Der Schleier liegt vermutlich auch an der Komprimierung hier im Forum. Am Original-tif-file ist das nicht so auffällig. Vielleicht sollte ich da aber nochmal etwas in den Gradationskurven korrigieren oder den Kontrast etwas erhöhen. Dann wäre der Schleier vielleicht auch nach dem Komprimieren weg.

    Es freut mich, dass euch auch und gerade die Details neben den großen Nebeln interessieren und ich vielleicht für den einen oder anderen Haufen das Interesse wekcne konnte/kann. :)


    Der Pelikan erinnert mich übrigens immer eher an einen Flugsaurier, da er am einen so stark verlängerten Hinterkopf bzw. Hinterhauptkamm hat. Pteranodon-Nebel wäre da vielleicht der bessere Name *hihi


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus Rene,


    vielen Dank für deine Rückmeldung. Bird's Nest - klingt interessant. Der dunkle Schlauch ist auf meinem Foto nicht mehr so stark erkennbar, da doch durch die längere Belichtung einige Sterne zum Vorschein kommen. Im Teleskop sieht es sicher deutlicher aus. Muss ich auch mal anschauen.


    Nochmal kurz zu NGC 7044 – ich habe mal im BAfK (von eurer Seite Freunde der Nacht) nachgesehen. Da findet man folgendes:


    "ein interessanter Haufen mit vielen dicht gedrängten, schwachen Sternen etwa 1° östlich des hellen PN NGC 7027 - einige hellere Mitglieder
    bilden eine V-förmige Konstellation ein Groß-FG zeigt einen kleinen, matten Schimmer, der mit indirektem Sehen deutlich wird - mit 8" ist
    der Nebelfleck auffälliger vor reichem Milchstraßenfeld - der Großteil der Mitglieder bleibt nebelhaft - ein 12 mag heller Stern befindet sich am
    Ostrand des Haufens - mit 16" und 100x ist noch immer nur ein diffuser Nebelfleck zu sehen - bei 300x zeigt sich dann endlich ein feiner
    Sterngriesel von etwa 50 Sternen - die Form ist leicht unregelmäßig mit einer dunklen Einbuchtung im Norden"


    NGC 7044 ist also doch deutlich lichtschwächer als IC 1369. In meinem 8-Zöller sollte ich gemöß eurer Beschreibung also nur einen Nebelfleck sehen (der 12 mag helle Stern ist sicher ein Vordergrundstern). In deinem 12,5-Zöller müsste er aber sehr schön aufzulösen sein (vielleicht nicht bei Vollmond).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Servus beinand,


    ich gebe es zu: ich habe bisher noch keinen ernsthaften Versuch unternommen, den Nordamerikanebel zu fotografieren. Hintergrund: meine DSLR ist nicht astromodifiziert, also sollte es nicht sooo viel bringen, HII-Regionen aufnehmen zu wollen. Aber irgendwann musste ich es dann doch versuchen. Insofern zeige ich meinen allerersten Versuch vor bzw. das allererste Ergebnis des Versuchs, ihn zu fotografieren.

    In der Nacht vom 5. auf den 6. September 2021 war es nämlich soweit. Ich habe meine Kamera mit meinem 200mm-Tele auf meine CEM 40 gepackt und drauflos belichtet. 150 Lights zu je 30 Sekunden konnte ich dann stacken (APP hat einige Lights nicht akzeptiert, da die Sterne nicht zu den anderen passen würden, es also ein anderer Himmelsausschnitt sei, dabei sehe ich an den Einzelbildern keine Unterschiede). Wie auch immer, mit dem Ergebnis bin ich ehrlich gesagt mehr als zufrieden. ich dachte nicht, dass es dann doch so gut wird – Kritik vertrage ich natürlich trotzdem und bin für Anregungen und Tipps immer dankbar.


    Ich habe die Sterne beim Nachbearbeiten nicht rausgeschnitten, um dann den Nebel alleine nachzubearbeiten. Mir gefällt es nicht, wenn dann die Sterne zu schwach oder zu klein ins Bild kommen, denn mich interessieren auch die galaktischen Offenen Sternhaufen. Ich finde, die gehören dazu, denn in der Region tut sich so einiges. Und ein paar dieser Objekte möchte ich auch vorstellen und einzeln zeigen.


    Ich fange aber erstmal mti dem Gesamtfoto an:


    Wie üblich, ist das Bild von der Forensoftware verkleinert worden, bzw. wurde runtergerechnet.


    Was mich in erster Linie begeistert hat: auch den Pelikan konnte ich sehr gut und problemlos herausarbeiten. APP hilft hier wirklich ungemein. Mit Photoshop habe ich eigentlich nur noch etwas am Kontrast gearbeitet und etwas nachgeschärft. Die Hauptarbeit habe ich mit APP gemacht.

    IC 5068 kommt auch gut heraus. Insofern ist das ganze HII-Gebiet zu sehen – die Formen "Nordamerika" und "Pelikan" werden ja, wenn ich's richtig verstanden habe, durch vorgelagerte Dunkelwolken gebildet. NGC 7000, IC 5070 und IC 5068 gehören also eigentlich zusammen und sind gemeinsam die HII-Region (ich hoffe, das stimmt so).


    Neben den offensichtlichen, roten Objekten sind aber eine ganze Reihe weiterer Objekte auf dem Foto zu sehen:



    Ein paar ausgewählte Objekte möchte ich hier nun noch näher vorstellen. NGC 7048 ist ein Planetarischer Nebel, der im Originalfoto als schöne, türkisfarbige Scheibe erscheint, aber natürlich nach viel mehr Brennweite verlangt. Daher zeige ich hier nicht den Ausschnitt aus dem Original, möchte aber an ihn als lohnenswertes Objekt erinnern.

    Jetzt aber zu ein paar netten Sternhaufen. Den Anfang macht NGC 7044:


    Man erkennt auf dem Foto einen dicht gepackten Sternhaufen aus auffallend gelben Sternen. SEDS gibt eine Gesamthelligkeit von 12 mag an, die Einzelsterne dürften also deutlich schwächer sein, ich würde mal 14 mag vermuten. Im 8-Zöller dürfte es also eng werden, aber mit 10 oder 12 Zoll sollte er auch visuell interessant sein. Er ist etwas mehr als 10.000 Lichtjahre entfernt, was erklärt, warum er so gelb ist. Das Licht wird durch die Staubmengen zwischen dem Nebel und uns wohl deutlich gerötet.


    Ganz ähnlich sieht es mit IC 1369 aus:



    Dieser Sternhaufen ist etwas kleiner, noch etwas lichtschwächer, aber auch hier: die Sterne sind alle gelb bis orange. Die helleren, blauen Sterne dürften Vordergrundsterne sein. Der Haufen enthält ca. 40 Sterne, die hellsten sind 12m14 hell, also auch im 8-Zöller gut visuell sichtbar. Dürfte sich also vor allem mit größeren Teleskopen visuell durchaus lohnen. Auf Wikipedia wird als IC 1369 aber ein Offener Sternhaufen im Wassermann bezeichnet, was ein Fehler bei Wikipedia ist.


    Gehen wir weiter zu NGC 7024:



    NGC 7024 ist mit 5700 Lichtjahren Entfernung deutlich näher und daher auch voller heller, weißer und blauer Sterne. Es ist die Häufung dieser Sterne in der Mitte des Ausschnittbildes, leicht zu erkennen.


    Weniger auffällig, da vor einer sehr dichten Sternwolke stehend, ist der Offene Sternhaufen Barkhatova 1:



    Die Haufensterne sind teils sehr hell und daher deutlich vor dem Milchstraßenhintergrund erkennbar. Ich würde aber vermuten, dass er im Teleskop nicht sehr auffällig sein dürfte. Sollte ich es mal visuell probieren, werde ich berichten.


    Als letztes Einzelobjekt möchte ich Basel 12 etwas näher zeigen:



    Genau in der Bildmitte des Ausschnittfotos sieht man eine sehr dichte, helle, kleine Sterngruppe. Das sollte auch in Teleskopen mit weniger Öffnung gut erkennbar sein. Es sind in der Umgebung zwar ohnehin viele, helle Sterne, aber hier sind die Sterne doch sehr klar verdichtet. Mit 4780 Lichtjahren Entfernung ist er auch relativ nah. Ein Haufenstern ist auffallend hell und um ihn herum gesellen sich einige weitere Sterne. Müsste visuell gut gehen und hübsch anzuschauen sein. Der Basel-Katalog ist ja sonst eher einer von unauffälligen Objekten. Basel 13, der gleich in der Nähe steht, ist beispielsweise auf meinem Foto nicht oder kaum als Haufen erkennbar. Ich habe letzten Endes die Position eingetragen, weniger etwas vorzuzeigen.


    Die FSR-Cluster sind hier auch sehr unauffällig, was logisch erscheint, denn in einer so staub- und gasreichen Region sind Sternhaufen, die im Infrarot entdeckt wurden, visuell eher versteckt bis nicht erkennbar.

    NGC 6996 ist natürlich besonders hell und auffällig. Da dieser Haufen innerhalb des Nordamerikanebels steht und dementsprechend sehr bekannt ist, muss ich ihn wohl kaum eigens vorstellen – analog mit Collinder 428. Mit sehr großer Brennweite wäre aber vielleicht Teutsch 22 etwas. Vielleicht haben ReneM und BenN den einen oder anderen Haufen, den ich hier eingezeichnet oder vorgestellt habe, schon visuell versucht. So bekannte Objekte wie Nordamerika- oder Pelikannebel lenken natürlich von den kleinen, versteckten Schönheiten etwas ab.

    Ich finde die beiden Nebel auch spektakulär und finde ich es auch interessant, dass ich hier auch ein bisserl IC 5076 abbilden kann (und natürlich NGC 6991, der leichter abzulichten ist, dessen Position aber lange Zeit umstritten war, denn direkt in IC 5076 ist auch ein Offener Sternhaufen, der auch als NGC 6991 bezeichnet wurde, aber das ist eine andere Geschichte). Aber irgendwie hat mir vor allem NGC 7044 gefallen, da hier die Rötung so schön zu sehen ist und es eben ein netter, kleiner, kompakter Haufen ist. Und dennoch ist er mit einem 200er Teleobjektiv in Einzelsterne auflösbar und sogar mehr oder weniger vorzeigbar. Die Schönheit und das Spannende kann also auch im Detail liegen.


    Mein Foto der großen Nebel ist nicht vergleichbar mit vielen der hier gezeigten, unglaublich detaillierten Fotos hier. Zufrieden bin ich dennoch, denn ich hätte ein schwächeres Signal erwartet.


    Daten der Aufnahme:

    5.9.2021, 22:39 Uhr MESZ bis 6.9.2021, 01:01 Uhr MESZ, davon 75 Minuten Belichtungszeit bzw. 150 Lights zu je 30 s

    Darks: 16 x 30 s

    keine Flats etc.

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II

    Objektiv: Canon EF 200mm f/2.8 bei Offenblende

    Nachführung: iOptron CEM 40G (aber ohne Autoguiding)

    Stacking und Bearbeitung mit AstroPixelProcessor, Nachbearbeitung mit Photoshop CS3

    Ort: nahe Dettenschwang


    Liebe Grüße,

    Christoph