Hallo Ralf,
sorry für späte Antwort. Hab gerade selbst zuviel Material auf der Platte, so dass mir Speicher mäßig der Platz ausgeht und ich darüber nachdenken muss, schlechtere Sachen zu löschen. Mit PIPP verkleinere ich sowieso standardmäßig - d.h. ich nehme mit größerem ROI auf und schneide die Bilder anschließend kleiner. Bei meiner Aufnehmerei werden ja pro Nacht gerne mal 0,5 TB aufgenommen.
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Meine Belichtungszeiten:
Mars (2020 und Anfang 2021) bei f14: Rot immer < 1ms Blau 1,2...1,8 ms 30 Sekunden Filme, 50% Histogramme, ROI unkritisch
Jupiter bei f14: Rot / Grün / Blau < 2 ms 30 Sekunden Filme, > 50% Histogramme, ROI kritisch, da Murmel riesig
Saturn bei f14: Rot / Grün < 8ms Blau 8...10 ms 30 Sekunden Filme > 50% Histogramme, ROI immer unkritisch, da Planet lichtschwach
das ist Rausch technisch noch o.k. mit der ASI290MM
Belichtungszeiten vom 7. & 8.09.2021:
Jupiter bei f18: Rot / Grün / Blau 2,7...3,5 ms 40 Sekunden Filme 60% Histogramme
Saturn bei f18: Rot / Grün / Blau 10 ms (bei Blau hoher gain) 120 Sekunden Filme 50...60% Histogramme
Ziel ist für mich >10.000 Bilder pro Film. Der Rotkanal ist dabei noch rauscharm bei 35% Verwendungsrate und nicht zu heftiger Schärfung. Bei gutem seeing muss man mit 14" noch kürzere Filme machen. Für Phobos Durchgang auf Mars waren 20 sec Filme am besten. Da muss man dann Filme nachträglich auftrennen. Histogramm nur so hoch als notwendig. Kritisch ist hier Planet mit Fase. 100% Histogramm ist jedenfalls nie sinnvoll.
Wenn Du weniger Bilder aufnimmst, brauchst du natürlich nur weniger bearbeiten und auch weniger Speicherplatz . In der Chemiezeit waren das dann 36 Bilder und dann kam der nächste Kleinbildfilm in die Kamera. Belichtungszeiten damals um die 1 sec und länger. Die ersten Webcams waren dann bei 100 ms und 10 fps - das war schon richtig toll! Die DMK´s lagen dann bei 50 fps. Mit der ASI 120MM war der Engpaß der USB2.0. Gute Summenbilder lagen damals bei 500...1000 Einzelbilder für Einzelkanal. Heute bin ich immer < 10 ms. Kaum ein Bild hat unter 5000 fps.
Das Argument mit dem Rauschen ist nicht ganz abwegig. Beim Gain gibt es immer einen Kompromis zwischen Qualität und Lichtstärke. Die neuen Kamera´s sind lichtstärker und rauschen weniger. Man kann den Fortschritt natürlich verweigern. Grundsätzlich nehme ich bei Planeten eher rauschig auf. Hab da über die Jahre mich zu immer rauschigerem Material hochgetastet.
Die Richtung geht wohl auch zukünftig zu immer lichtstärkeren und schnelleren Kameras. Engpass ist derzeit der "normale" USB 3.0. Mein neuer Rechner hat dann bereits die neue USB Variante auf einem Steckplatz.
Und hilft das? Ich sage: nicht immer, aber in Summe uneingeschränkt ja!!!!!!!!!!! Man braucht ja auch nur zu schauen, was die Kollegen mit immer größeren Teleskopen damit leisten. Das war früher undenkbar! Da war auch mit 1m Öffnung weniger zu holen als heute mit 12". Schlechtreden kann man allles. Und bei stehendem Seeing ist dann die Belichtungszeit auf den ersten Blick egal. Praktisch kämpft man ja auch noch mit Wind und schwingender oder vibrierender Montierung - früher ein Riesenthema, heute mit < 1ms kein großes Thema mehr. Windstille, völlige Trockenheit und perfektes Seeing bei 20°C ist ja immer so ein (unrealistischer) Astronomentraum. Auf La Palma war Wind bei Belichtungszeit begrenzend und hat Bilder verwischt. Dasselbe haben wir aus Namibia auch schon gehört.
Zu IR Aufnahmen: Die Planeten sehen im IR anders aus als in B, G und R. Bestimmte Details sind im IR nicht sichtbar. Auf Saturn gibt es Polkappendetails, die man nur mit B erwischt. Das ist natürlich mit großem Teleskop Herausforderung. Bei Mars ist die Bewölkung meist flächig und nicht sooo sensibel, benötigt aber auch einen brauchbaren Blaukanal. Wenn man nur L(IR) verwendet, dann ist man eingeschränkt und verliert sowieso anteilig Auflösungsvermögen. Da ist ein 8" im Grünkanal dann schnell mal gleichwertig zu einen 12" mit IR siehe frühere Mondaufnahmen von Torsten. Leider ist der Blaukanal am sensibelsten. Da brauch man dann schon ein speziell gutes seeing und eine Optik, die auch im Blauen gut abbildet und vermutlich selbst bei mitlleren Planetenhöhen einen ADK... An dem Thema arbeite ich. Ist aber nicht spaßig und dazu aufwendig und teuer....
Andere Baustelle ist sowas wie Methanfilter: da braucht man zuerst mal Licht (-stärke). Vielleicht geht das zukünfzig auch mal mit < 1ms?
Ich behaupte, dass wir zukünftig mit engeren Filtern, lichtstärkeren und schelleren Kameras dem Seeing noch mehr entgegenwirken können und richte mich darauf ein. Gleichzeitig kann man dann auch ein größeres Telkeskop sinnvoller einsetzen. Mittelfristig werde ich da auch noch aufrüsten. An Farbkamera´s glaube ich nicht. Manchmal ist ein Farbchip den aktuellen s/w Chips überlegen, so wie das bei der 224 mal für kurze Zeit war....
Das soll Deiner Leistung keinen Abbruch tun. Mein Rat an Dich wäre tatsächlich, auf s/w RGB zu wechseln, kürzer zu belichten und mehr Bilder aufzunehmen. Dann hast Du vielleicht auch mal eine Sequenz mit noch besseren Bildern auf der Platte . Die ASI290MM ist tatsächlich derzeit immer noch die schnellste und empfindlichste Planetenwebcam . Kauf lohnt sich. Wenn es was besseres gibt, kauf ich das sofort - lichtstärkere Kamera war in der Vergangenheit immer ein entscheidender Sprung nach vorne.
LG
Robert