Beiträge von RobertR im Thema „Saturn 5.9. und 16.9. jetzt auch mit Jupiter“

    Hallo Ralf,

    ich würde länger belichten, wenn das was helfen würde. Es gibt allerdings keinen Sinn, das Histogramm künstlich hochzuziehen. Der Himmelshintergrund soll und darf schwarz sein, wenn man nicht z.B. Monde mit aufs Bild nehmen will. Der Kontrastumfang bei den Planeten ist nicht riesig groß, solange sie keine Fase (und Wolken an Fase) haben. 50% reichen bei Mar und Saturn, maximal aber 60%, sonst brennen kleine Details bei Schärfen aus.


    Die 363 fps kamen aus dem großen ROI. Der war nötig wegen böigem Wind. Mars ist wild auf dem Bildschirm herumgesprungen. Auch das will bei 5050 mm Brennweite eingefroren sein. Ohne Wind wäre kleinerer ROI möglich gewesen und damit mit Torstens Rechner ca. 600 fps. Mit sehr kleinem ROI kann die ASI290MM tatsächlich etwas mehr als 700 fps - ohne Nachteile.


    LG

    Robert

    Hallo Ralf,

    0,5 ms sind keine Fiktion . Haben wir auf La Palma für Mars im Rotkanal so genutzt. Dort hat man gutes Seeing und gute Durchsicht. Ergab unser bestes Bild:


    Observer=Hansen-Reitsam

    Location=La Palma

    Scope=Newton 350f4.6

    Camera=ZWO ASI290MM

    Filter=RFocalLength=5050mm (F/14)

    Filename=2020-08-28-0239_7-R-Mars_45.aviDuration=30.014s

    Frames captured=10902

    File type=AVI

    ROI=504x500

    FPS (avg.)=363

    Shutter=0.515ms

    Gain=340 (56%)

    Gamma=50HighSpeed=on

    Histogramm=38%


    Selbst im Blaukanal waren es nur 1,2 ms. Die langsame fps-Rate war dem großen ROI geschuldet - wegen Böen und wackelndem Stativ. Da war USB3.0 der Spielverderber (oder das Carbonstativ).


    Dein Bild ist auch eine völlige Wucht. Erstaunlich, wie ähnlich das einem RGB sieht. Wenn Du nicht auf L(IR)-RGB hinweisen würdes, täte man das glatt glaube. Bei den Kollegen der Großtetelskopfront wird dann die Polkappe immer grüner und das Hexagon schält sich raus (wenn es derzeit zu sehen wäre).


    LG

    Robert

    Hallo Ralf,

    sorry für späte Antwort. Hab gerade selbst zuviel Material auf der Platte, so dass mir Speicher mäßig der Platz ausgeht und ich darüber nachdenken muss, schlechtere Sachen zu löschen. Mit PIPP verkleinere ich sowieso standardmäßig - d.h. ich nehme mit größerem ROI auf und schneide die Bilder anschließend kleiner. Bei meiner Aufnehmerei werden ja pro Nacht gerne mal 0,5 TB aufgenommen.


    Zurück zu deinen Fragen:

    Meine Belichtungszeiten:

    Mars (2020 und Anfang 2021) bei f14: Rot immer < 1ms Blau 1,2...1,8 ms 30 Sekunden Filme, 50% Histogramme, ROI unkritisch

    Jupiter bei f14: Rot / Grün / Blau < 2 ms 30 Sekunden Filme, > 50% Histogramme, ROI kritisch, da Murmel riesig

    Saturn bei f14: Rot / Grün < 8ms Blau 8...10 ms 30 Sekunden Filme > 50% Histogramme, ROI immer unkritisch, da Planet lichtschwach

    das ist Rausch technisch noch o.k. mit der ASI290MM


    Belichtungszeiten vom 7. & 8.09.2021:

    Jupiter bei f18: Rot / Grün / Blau 2,7...3,5 ms 40 Sekunden Filme 60% Histogramme

    Saturn bei f18: Rot / Grün / Blau 10 ms (bei Blau hoher gain) 120 Sekunden Filme 50...60% Histogramme


    Ziel ist für mich >10.000 Bilder pro Film. Der Rotkanal ist dabei noch rauscharm bei 35% Verwendungsrate und nicht zu heftiger Schärfung. Bei gutem seeing muss man mit 14" noch kürzere Filme machen. Für Phobos Durchgang auf Mars waren 20 sec Filme am besten. Da muss man dann Filme nachträglich auftrennen. Histogramm nur so hoch als notwendig. Kritisch ist hier Planet mit Fase. 100% Histogramm ist jedenfalls nie sinnvoll.


    Wenn Du weniger Bilder aufnimmst, brauchst du natürlich nur weniger bearbeiten und auch weniger Speicherplatz :nerd_face: . In der Chemiezeit waren das dann 36 Bilder und dann kam der nächste Kleinbildfilm in die Kamera. Belichtungszeiten damals um die 1 sec und länger. Die ersten Webcams waren dann bei 100 ms und 10 fps - das war schon richtig toll! Die DMK´s lagen dann bei 50 fps. Mit der ASI 120MM war der Engpaß der USB2.0. Gute Summenbilder lagen damals bei 500...1000 Einzelbilder für Einzelkanal. Heute bin ich immer < 10 ms. Kaum ein Bild hat unter 5000 fps.

    Das Argument mit dem Rauschen ist nicht ganz abwegig. Beim Gain gibt es immer einen Kompromis zwischen Qualität und Lichtstärke. Die neuen Kamera´s sind lichtstärker und rauschen weniger. Man kann den Fortschritt natürlich verweigern. Grundsätzlich nehme ich bei Planeten eher rauschig auf. Hab da über die Jahre mich zu immer rauschigerem Material hochgetastet.


    Die Richtung geht wohl auch zukünftig zu immer lichtstärkeren und schnelleren Kameras. Engpass ist derzeit der "normale" USB 3.0. Mein neuer Rechner hat dann bereits die neue USB Variante auf einem Steckplatz.


    Und hilft das? Ich sage: nicht immer, aber in Summe uneingeschränkt ja!!!!!!!!!!! :grinning_face: Man braucht ja auch nur zu schauen, was die Kollegen mit immer größeren Teleskopen damit leisten. Das war früher undenkbar! Da war auch mit 1m Öffnung weniger zu holen als heute mit 12". Schlechtreden kann man allles. Und bei stehendem Seeing ist dann die Belichtungszeit auf den ersten Blick egal. Praktisch kämpft man ja auch noch mit Wind und schwingender oder vibrierender Montierung - früher ein Riesenthema, heute mit < 1ms kein großes Thema mehr. Windstille, völlige Trockenheit und perfektes Seeing bei 20°C ist ja immer so ein (unrealistischer) Astronomentraum. Auf La Palma war Wind bei Belichtungszeit begrenzend und hat Bilder verwischt. Dasselbe haben wir aus Namibia auch schon gehört.


    Zu IR Aufnahmen: Die Planeten sehen im IR anders aus als in B, G und R. Bestimmte Details sind im IR nicht sichtbar. Auf Saturn gibt es Polkappendetails, die man nur mit B erwischt. Das ist natürlich mit großem Teleskop Herausforderung. Bei Mars ist die Bewölkung meist flächig und nicht sooo sensibel, benötigt aber auch einen brauchbaren Blaukanal. Wenn man nur L(IR) verwendet, dann ist man eingeschränkt und verliert sowieso anteilig Auflösungsvermögen. Da ist ein 8" im Grünkanal dann schnell mal gleichwertig zu einen 12" mit IR siehe frühere Mondaufnahmen von Torsten. Leider ist der Blaukanal am sensibelsten. Da brauch man dann schon ein speziell gutes seeing und eine Optik, die auch im Blauen gut abbildet und vermutlich selbst bei mitlleren Planetenhöhen einen ADK... An dem Thema arbeite ich. Ist aber nicht spaßig und dazu aufwendig und teuer....


    Andere Baustelle ist sowas wie Methanfilter: da braucht man zuerst mal Licht (-stärke). Vielleicht geht das zukünfzig auch mal mit < 1ms?


    Ich behaupte, dass wir zukünftig mit engeren Filtern, lichtstärkeren und schelleren Kameras dem Seeing noch mehr entgegenwirken können und richte mich darauf ein. Gleichzeitig kann man dann auch ein größeres Telkeskop sinnvoller einsetzen. Mittelfristig werde ich da auch noch aufrüsten. An Farbkamera´s glaube ich nicht. Manchmal ist ein Farbchip den aktuellen s/w Chips überlegen, so wie das bei der 224 mal für kurze Zeit war....


    Das soll Deiner Leistung keinen Abbruch tun. Mein Rat an Dich wäre tatsächlich, auf s/w RGB zu wechseln, kürzer zu belichten und mehr Bilder aufzunehmen. Dann hast Du vielleicht auch mal eine Sequenz mit noch besseren Bildern auf der Platte :smiling_face_with_heart_eyes: . Die ASI290MM ist tatsächlich derzeit immer noch die schnellste und empfindlichste Planetenwebcam :face_with_monocle: . Kauf lohnt sich. Wenn es was besseres gibt, kauf ich das sofort - lichtstärkere Kamera war in der Vergangenheit immer ein entscheidender Sprung nach vorne.


    LG

    Robert

    Hallo Kollegen,

    der Bader 610 ist ein Passfilter, der ab 610 nm Licht durchläßt bis an die Grenzen der IR-Empfindlichleit der Kamera, also deutlich mehr als bei den üblichen IR-Filtern. Kombiniert mit einem IR Cut Filter hab ich den R610 schon öfters als Rotersatz im RGB verwendet. Fällt bei Saturn und Mars überhaupt nicht auf. Jupiter ist da viel empfindlicher. Ist dann ein Schmalbandfilter mit weniger Öffnungsbeite als der klassische R. läßt dann aber auch weniger Licht durch. Hilft bei niedrig stehenden Planeten als Ersatz zu ADC und beruhigt Seeing, ohne allzuviel Auflösung zu verlieren. Ist nichts neues und wird mit großen Teleskopen speziell an Mars gerne gemacht. Den R610 git es schon sehr lange. Die IR Filter machen ja leider die gute Auflösung der großen Teleskope zunichte.


    Ja, die ASI 290MM ist gewaltig lichtstärker als die ASI120MM. Das ist mindestens eine Generation weiter. Mit der 178MM hab ich keine Erfahrung. Die hab ich ausgelassen.


    Bezüglich kurzer Belichtungszeit mag ja der Beruhigungseffekt durch Einfrieren des Bildes manchmal fraglich sein, aber man kann viel mehr Bilder aufnehmen, wenn das seeing mal ruhiger ist. Beim hellen Mars sind für mich 600 fps Ziel und 500 fps normal, bei Jupiter 300 fps. Bei Saturn komme ich momentan nur auf 100 fps, da Brennweite mit ADC zu lang, leider....


    Wenn das seeing mal gute Momente hat, sollte man möglichst viele Bilder aufnehmen. Es kann nicht genug sein. Steigerung geht dabei in der Potenz 100-1000-10.000-100.000. Auf La Plama waren es bei Mars auch mal 500.000 Bilder für das Summenbild. Da muss die Kamera lichtstark und schnell sein.


    LG

    Robert

    Hallo Ralf,

    Bild ist schön geworden und zart bearbeitet. War sicher viel Arbeit bzw. Bildbearbeitungsschlacht, so wie Du das beschreibst. Frage nach der genauen Zeit ist sicher berechtigt, mangels Details und Hexagon derzeit allerding nicht so aussagekräftig. Natürlich gehört eine Zeitangabe zu jedem Bild dazu. Wenn man über eine Stunde aufgenommen hat, dann halt eine mittlere Zeitangabe. Ich hab bei meinen 8 Zoll Aufnahmen vom 03.09.20121 den Blaukanal neutralisiert, d.h. absichtlich die Aufnahmezeit verändert, um keine unschönen winjupos generierten Ränder zu bekommen. Zudem habe ich die Aufnahmezeit auf 2 min pro Film hochgezogen, um auf mehr Bilder pro Film zu kommen. Mit dem 8" fand ich das legitim, bei 16" ist 30 Sekunden sicher eine bessere Aufnahmezeit, wenn man auf Details hofft und wie bei deinem Dobson auch noch mit Bilddrehung zu kämpfen hat. Wenn seeing mässig ist, finde ich es o.k., den kritischen Blaukanal wegen Lichtschwäche von Saturn im Blau länger aufzunehmen. Mitdrehende Detail sind ja meist nur im R und IR (Hexagon) zu sehen. Dann hat man immer noch eine klare Zeit der Aufnahme. Hexagon und Details drehen sich ja ganz schön schnell. 2018 gab es Details an Polkappe im Blaukanal zu sehen. Macht die Sache dann nicht einfacher.


    Wenn Du mit Firecapture aufnimmst, ist die Aufnahmezeit gleich im Bildnamen enthalten (winjupos Option einstelle). Winjupos gibt auch Zeit im Bildnamen aus. Da kann eigentlich nichts pasieren, wenn man mit winjupos viele Filme addiert. Für meine 8" Blaufilme hab ich eine fiktive mittlere Zeit eingesetzt für Blau und die Zeit aus den G und R-Aufnahmen als Angabezeit verwendet. Bei Dir wären das die Zeiten aus L (IR?).

    Technische Frage: wieso kommst Du mit 16" und f14 nur auf 20ms/50fps? Bei f14 sollten mehr Bilder möglich sein, vor allem, wenn Du L (IR) aufnimmst. Probier mal den R610 von Baader. Dann hast Du viel mehr Licht. Und der R610 beruhigt das Seeing auch schon gut und läßt ja komplett IR durch. Du brauchst dann ziemlich sicher einen ADK.


    Bei meinen 8" Aufnahmen hatte ich mit 10ms Aufnahmezeit (bei f23 und hohem gain) die zu erwartenden 99fps mit der ASI290MM und das in in allen EInzelkanälen (R, G, B).

    Das waren die Aufnahmedaten von La Palma 2020 mit 14" im Rotkanal bei besser vergleichbaren 14:

    ZWO ASI290MM

    Filter=R Baader

    FocalLength=5100mm (F/14)

    Filename=2020-08-23-2339_8-H-R-Sat_56.avi

    Duration=30.015s

    Frames captured=4478

    ROI=520x414

    FPS (avg.)=149

    Shutter=6.677ms

    Gain=355 (59%)

    HighSpeed=on

    Gamma=50

    Histogramm=49%

    In Deutschland auf niedriger Höhe braucht man sicher etwas längere Belichtungszeit, aber keine 20 ms, auch nicht für 742 nm. Ist die ASI 178MM soviel lichtschwächer? Dann Kamera wechseln. Kürzere Belichtungszeit hilft enorm.


    LG

    Robert