Beiträge von Galaxien-Spechtler im Thema „Galaxien, Galaxien.....und ein paar andere Dinge“

    servus Norman,


    danke für die nette Rückmeldung.

    Ich hatte ein klein wenig Feuchtigkeit auf dem Autodach. Aber alle Optiken blieben frei. Ich hatte auch den kombinierten Licht-/Tauschutz aus dünnstem Styropor für den RC nicht dran, weil das zusätzliche Windlast bedeutet hätte. Auch das Sucherfernrohr blieb frei, sodass die Nachführung problemlos lief (im Gegensatz zum Mittwoch davor...grrrrr :cursing: ).


    Laevens 3: ach du meine Güte, ist der schwach. Die Helligkeitsangabe im USNO sagt 17.m6. Werd ich bei nächster Gelegenheit probieren, wenn die superklaren Nächte im Herbst kommen. Samstag war es dafür vermutlich zu feucht.


    CDS
    Stefan

    servus Henning,


    danke für die Rückantwort.

    Ja, mein optisches Gerät war mein 14.5" Dobson.

    Ich hatte vorher ein altes C8, ein feines Gerät, mit dem ich dann an Grenzen gekommen bin. Aber ich bin immer noch erstaunt, was man mit mäßig großer Öffnung alles beobachten kann, wenn man dunklen Himmel hat und Erfahrung.

    Visuell beobachten macht Spaß !!!!



    CDS
    Stefan

    servus zusammen,


    das Wetter ist schon lustig: zuerst regnet und dampft es 2 Monate am Stück, und dann kommt eine klare Nacht nach der anderen. Ich musste am Freitag mal eine Pause einlegen und etwas Schlaf nachholen, nachdem ich Mittwoch und Donnerstag fotografiert habe mit wenig mehr als 4 Stunden Schlaf pro Nacht. Dafür war ich dann Samstag Nacht sowohl visuell als auch fotografisch unterwegs. Hier die visuellen Eindrücke und Beobachtungsergebnisse:


    Ich war tagsüber bergsteigen und habe gesehen, dass doch recht viel Dunst in der Luft war. Das bedeutet, ich musste höher rauf, um über die Inversionsschicht zu kommen. Also: Schwarzenberg-Beobachtungsplatz auf 1100m Höhe. Dort gibt es eine kleine, geteerte Stelle in einer Kurve, die eben ist, und wo man das Auto so stellen kann, dass es den Ostwind abhält. Platz ist gerade so für eine Foto-Montierung und ein Teleskop. Der Windschatten war auch notwendig, und der Ostwind im Laufe der Nacht so kalt, dass ich Handschuhe und Mütze brauchte.


    Pünktlich zum Dämmerungsende um 21:30 machte es „klick“ an der Fotoausrüstung, und ich konnte die nächsten Stunden ohne Unterbrechung visuell beobachten. Dabei ging ich zuerst in das Sternbild Herkules, um eine neue Supernova zu beobachten. Ausgangspunkt war eine Gruppe hellerer Sterne an der Grenze zum Sternbild Leier:


    NGC 6500/6501: beim Auffinden zuerst ein ziemlich schwaches unscheinbares Paar. Mit längerer Beobachtung erscheinen sie immer deutlicher, wobei NGC 6501 die hellere der beiden Galaxien ist. Beide Galaxien sind rund, und haben einen auffallend hellen Kern, der von einem schwächeren Halo umgeben ist. Da sie schon recht dicht an der Milchstraßenebene liegen, ist die Himmelsgegend ganz schön sternreich.

    Genau zwischen den beiden Galaxien ist ein Sternchen 13m: die Supernova 2021 wuf (von mir ab jetzt „Wuff-Supernova“ genannt 😊). Die Supernova ist am 23.08.21 erst entdeckt worden, ich habe sie also praktisch im Maximum erwischt.


    NGC 6490/6495: nur ein halbes Grad westlich von NGC 6500/6501 kommt ein weiteres Galaxienpaar. NGC 6490 ist ziemlich schwach und klein, rund, und bildet mit zwei Sternen 14m ein kleines Dreieck. NGC 6495 ist etwas heller und größer, und hat ein helleres Zentrum.


    NGC 6548/6549: ein weiteres Galaxienpaar. Obwohl sie auf Aufnahmen beide länglich sind, erscheinen sie auch bei höherer Vergrößerung rund. NGC 6548 ist die hellere der beiden, und hat ein sehr helles Zentrum. NGC 6549 ist, obwohl die höhere NGC-Nummer, südwestlich von 6548: ziemlich schwach und klein, und steht genau zwischen NGC 6548 und einem Stern 8m, der auf der Aufnahme rechts außerhalb des Bildfeldes ist.


    6555: schwach, klein, rund, mit etwas hellerem Zentrum. Östlich steht ein auffallender Doppelstern 11m.

    PGC 61568: südwestlich von NGC 6555 ist in der Uranometria die Galaxie UGC 11152 eingetragen. Das Aufsuche ist etwas mühsam, aber dann sehe ich doch blickweise eine Galaxie: sehr schwach, ziemlich klein, rund, ohne Struktur/diffus.

    Beim Auswerten dann heute am Tag: die Galaxie ist auf der Aufnahme schon sehr schwach, und der längliche Kern wäre mir sicherlich aufgefallen. Aber links oben auf der Aufnahme sieht man eine kleine, kompakte Galaxie: PGC 61568: Ich denke, dass ich eher diese Galaxie gesehen habe. Ohne Feldaufnahme vor Ort war das leider nicht zu bemerken.


    Dann kam eine bemerkenswerte Galaxiengruppe mit insgesamt 7 schwächeren Galaxien nahe des Sterns 102 Her dran:

    NGC 6571: ziemlich schwach und klein, rund, recht heller Kern.


    NGC 6576/6577: beide Galaxien sind ziemlich schwach, NGC 6576 an der Wahrnehmungsgrenze, sehr klein, rund. NGC 6577 ist etwas größer, rund, erscheint mir aber manchmal irgendwie unregelmäßig hell. Aber ohne Strukturen. Zwischen den beiden Galaxien steht ein Stern 11m.


    NGC 6579/6580: ein weiteres schwaches Galaxienpaar, das sehr eng beisammen steht, und erst bei 284x aufzulösen ist. Beide Galaxienkerne sind gleich groß, aber NGC 6580 ist deutlich schwächer. Da die Galaxien so dicht stehen, erscheint es manchmal, als ob sie von einem Halo umgeben sind.


    NGC 6586/6591: und das nächste Paar. Beide passen bei 284x ins Gesichtsfeld. NGC 6586 ist ziemlich schwach, klein, etwas länglich. Knapp südlich steht ein Sternchen 12m. Aber wo war NGC 6591? Hier hatte ich meinen Laptop mit einer Feldaufnahme zu Rate ziehen können. Dort war östlich von NGC 6586 ein auffälliges Mehrfach-Sternchen. Bis ich das im Okular gefunden hatte, vergingen bestimmt 5 Minuten: der hellere Stern in der Mitte war einfach, aber die kleineren drumherum waren sehr schwach, und so eng dran, dass man sie kaum erkennen konnte. Dann tastete ich mich weiter zu NGC 6591. Omeiomei, war die schwach: an der Wahrnehmungsgrenze, sehr klein, aber erkennbar länglich. Im Katalog war ihre visuelle Helligkeit mit 15.m5 angegeben – kein Wunder, dass ich mich so schwer getan habe.


    Weitere schwache Galaxien in dieser Gegend habe ich ebenfalls aufgesucht und beobachtet, aber die waren ohne Besonderheiten, deswegen erspare ich Euch das - für mich war es ein Hochgenuss, von Galaxie zu Galaxie zu hüpfen.


    Jetzt war ich beim Schwenken immer weiter nach Osten gekommen, und gelangte in die Milchstraße. Neben dem schon mit bloßem Auge sichtbaren Sternhaufen „Der Kleiderbügel“ alias Collinder 399 war der kleine Sternhaufen NGC 6802: was für ein kleines Schmuckstück! Schwach, recht klein, und sowas von länglich! Normalerweise sind Sternhaufen ja eher rund. Viele kleine Sternchen, und viele kleine Hintergrundsterne, die das Ganze auch noch diffus aussehen lassen.


    NGC 6820: eine fotografisch sehr bekannte Region mit einem Sternhaufen NGC 6823 in der Mitte eines großen, schwachen Nebels, der auch dunkle Schläuche/Elefantenrüssel zeigt. In den Sternkarten steht bei dem Nebel NGC 6820, aber die Beschreibung aus dem Original-NGC passt dazu nicht:


    "schwach, klein, rund, aufgehelltes Zentrum."


    Tatsächlich ist NGC 6820 ein kleiner, diffuser Knoten, der aber im Teleskop sofort sichtbar wird, und fast wie eine Galaxie aussieht. Der große umgebende Nebel ist visuell nicht zu erkennen gewesen.


    Ein Wort zur Qualität des Sternhimmels dieser Nacht: Die Nacht war klar, bis auf eine stationäre Schichtwolke am Horizont irgendwo über Österreich wolkenlos, jedoch irgendwie leicht milchig. Mein SQM zeigte auch Werte nicht besser als 21.35-21.4: eine gute Nacht, aber nicht sensationell klar. Und immer wieder war Wetterleuchten am Südhorizont von Gewittern vermutlich über Italien zu sehen, die erst kurz vor Mitternacht aufhörten. Aber es war immerhin so dunkel und klar, dass man den Gegenschein unterhalb des Pegasus (links oberhalb von Jupiter) sehen konnte, wenn man den hellen Planeten mit der Hand abdeckte.



    Zum Abschluss schwenkte ich mein Teleskop noch in die Cassiopeia, um ein paar besondere Objekte zu probieren, von denen ich Euch 3 vorstellen möchte:


    NGC 281: der „Pacman-Nebel“. In der Mitte sitzt ein enger Dreifachstern, der von schwachem, diffusen Gasnebel-Leuchten umgeben ist. Bereits ohne Filter sieht kann den Nebel und die dunkle Einbuchtung. Mit OIII-Filter ist das Ganze deutlicher, und der Nebel schaut mit etwas Fantasie wirklich wie ein Pacman-Kopf aus, der die Sterne wegknabbert.


    PK 112-10.1 = Abell 84:

    Ein Planetarischer Nebel ohne NGC-Nummer ist oft ein schwaches, und auch ein hoffnungsloses Objekt für die visuelle Beobachtung. Hier für mich überraschend einfach: zwar ziemlich schwach, aber mit OIII-Filter recht groß, rund, diffus. Am Rand des Nebels sitzt ein kleines Sternchen.


    PK 114-4.1= Abell 82: ein weiterer unbekannter Planetarischer in der gleichen Himmelsgegend. Schwach, etwas kleiner als Abell 84, aber sogar ohne Filter deutlich zu sehen. Mit Filter auffallender, und mit einer Andeutung, dass der Nebel in der Mitte schwächer ist. Einen Ring konnte ich aber nicht sicher erkennen.


    Beobachtungsende war um 4.30 Uhr: der ultradünne Mond schaute noch nicht über den Hang im Osten (der heißt wirklich „Sternkuppe“), aber ich musste ja auch noch die Fotoausrüstung abbauen und ins Auto verfrachten. Die gesammelte Belichtungszeit von 7 Stunden (3 Objekte) braucht noch etwas…



    Hoffe, dass bei den vielen Objekten auch etwas interessantes zum lesen für Euch dabei war.


    CDS

    Stefan